20" Dobson
Okulare
6" BigFinder
Vorbereitung & Beobachtung
Grössere Teleskope ?
Dunkler Himmel
Beobachtungsplätze
Das Hauptinstrument ist ein 20" f/4 Gitterrohr-Dobson.
Das Gerät stammt ursprünglich von AOM und wurde 2007 gebraucht erstanden.
Technische Daten:
Gegenüber dem Ursprungszustand wurde das Instrument im Eigenbau um 50mm tiefergelegt (neue Höhenräder).
Dadurch ist das
Drehmoment-Verhältnis Hutende zu Spiegelende etwa 1:3.5 ... 1:4. Der Tubus ist
heute - trotz des schweren Hutes - bei allen Okularen (auch mit den 900g des Nagler 31mm)
perfekt im Gleichgewicht - auch mit dem aufgesattelten 6" BigFinder.
Zur Streulichtminderung wurden viele Optimierungen vorgenommen:
(i) Schwärzung aller Tubus-Innenflächen
(ii) Umlaufender Belndenring an der Hinterseite des Spiegels zur Abschirmung des Bodenlichts (bei Schnee wichtig !).
(iii) Schwarzes Nylontuch (Socke) zur Ummantelung der Serrurier-Streben.
(iv) Oberhalb des Hutes Parabelförmige Gegenlichblende gegenüber dem OAZ.
Die schnellen f/4...f/4.5 Strahlengänge erfordern Okulare hoher Qualität. Daher werden in allen Brennweiten
Televue Nagler sGF=82° benutzt. Konstante sGF fühlen sich beim Okularwechsel identisch an und erleichtern
damit das Starhopping.
Okularset am 20" f/4 Dobson
D=500mm, f=2000mm - maximale 2" Feldgrösse in der Praxis (nehme: Ø48mm): 1.4°
Typ | Nagler T5 | Nagler T5 | Nagler T6 | Nagler T6 | Nagler T6 | Nagler T6 |
f | 31mm | 20mm | 13mm | 9mm | 5mm | 2.5mm |
AP | 7.8mm | 5.0mm | 3.3mm | 2.3mm | 1.3mm | 0.65mm |
V | 65x | 100x | 155x | 225x | 400x | 800x |
wGF | 1.3° 75' | 0.8° 50' | 0.5° 30' | 0.36° 22' | 0.20° 12' | 0.10° 6' |
sGF | 82° | 82° | 82° | 82° | 82° | 82° |
Limit | 15.8m | 16.5m | 16.9m | 17.1m | 17.0m | 16.9m |
Typ | Nagler T5 | Nagler T5 | Nagler T6 | Nagler T6 | Nagler T6 | Nagler T6 |
f | 31mm | 20mm | 13mm | 9mm | 5mm | 2.5mm |
AP | 6.2mm | 4.0mm | 2.6mm | 1.8mm | 1.0mm | 0.5mm |
V | 24x | 38x | 58x | 83x | 150x | 300x |
wGF | 3.4° | 2.2° | 1.4° | 1.0° | 0.6° 33' | 0.27° 16' |
sGF | 82° | 82° | 82° | 82° | 82° | 82° |
Limit | 13.6m | 14.1m | 14.5m | 14.7m | 14.9m | 14.9m |
Der 20" Dobson-Schlund aus Sicht eines aus dem extragalaktischen Raums einfallenden Photons
(ohne Berücksichtigung relativistischer Effekte)
Zur Grobsuche wird ein beleuchteter Telrad-Finder verwendet. Leider ist dann aber selbst das Feld des langbrennweitigsten Okulars
(31mm) am 20" Dob nur 1.25° gross. Das ist nicht hinreichend für eine schnelle und verläßlich erfolgreiche Suche durch Starhopping.
Deshalb wurde ein 6" f/4.5 Newton mit 2" Helical-Auszug (3kg Gesamtgewicht)
an den Dobson adaptiert, der als BigFinder dient.
Dieser reitet in einer sehr flachen, aber doch 3D-justierbaren Halterung auf der Spiegelbox
und wird von einem Klettband dort richtungsstabil (in 2 Aluschienen) fixiert. Die Ausrichtung des BigFinders
ist damit auf 0.5° (1/7 GF Durchmesser) reproduzierbar (ich justiere nie neu). Konstruktionsbedingt
verursacht diese Art der Montage natürlich (leichte) Balance
Probleme für den Tubus nahe der Zenitstellung. Dies wird jedoch durch die Montage des DobDrive-Akkus
(2.6kg + kl. Gewicht) auf der Gegenseite der Spiegelbox perfekt + sehr
zweckdienlich kompensiert. Ausserhalb der Zenitstellung macht der Bigfinder praktisch keine Drehmomente, weil sein
Schwerpunkt (Okular im OAZ balanciert das Spiegelgewicht am Tubusende) praktisch auf einer Linie mit dem
Dob-Schwerpunkt liegt. Konstruktiv wichtig war mir, dass Einblick und Ausrichtung von BigFinder + Dob parallel
sind. Dadurch tritt zwischen Sucher + Dob keinerlei irritierende Bildfelddrehung auf, nur die Vergösserung im Dob ist höher. Dies
erleichtert + beschleunigt das Aufsuchen um Grössenordnungen !
Mit dem feldstecher-artig grossen
Feld von 3.4° (f=31mm Okular) im BigFinder wird das Aufsuchen der Objekte sehr einfach. Die erste Peilung
geschieht meist per Telrad, dann geht es zum Sucher.
Hier drehe ich meine Aufsuchkarte (Guide 9.1, Orientierung AltAz + kopfstehend) auf die gleiche Orientierung wie im Sucher sichtbar.
Das Starhopping ist dann wirklich sehr einfach, da man überhaupt nicht umdenken muss. Viele Objekte sind
beim Aufsuchen schon im Sucherfeld sichtbar und es können recht schwache Leitsterne zur Suche benutzt werden
(>13mag Grenzgrösse im BigFinder). Weil der Suchereinblick identisch
zum Hauptinstrument (zur Seite) ist, haben Sucher- und Dob-Feld immer genau die gleiche Orientierung und
der Suchereinblick ist in allen Positionen (am Boden kniend) bequem zu erreichen.
Auch ist es generell sehr
interessant und angenehm, die Objekte auch mit 1/3 der Vergrösserung sehen zu können und in dem
gigantischen Feld - die West + Ost-Hälften des Cirrus sind in einem Feld zu sehen ! Auch beim
Demonstrieren von Objekten für andere Beobachter oder Gäste ist der BigFinder sehr hilfreich, weil 2 Personen gleichzeitig das betreffende Objekt sehen können. Letztlich
lässt sich damit auch sehr gut das Aussehen in kleineren öffnungen testen
(Machbarkeit, Details).
Beim Beobachten wird Abstand gehalten - insbesondere zu Fotografen... die auch gerne mal Licht anmachen... :-)
Spontanbeobachtungen gibt es immer, aber im allgemeinen betreibe ich einige Beobachtungs-Vorbereitung. Dies
allerdings nicht auf eine spezielle Nacht sondern allgemein: ich sammle kontinuierlich potentielle Beobachtungs-Objekte -
d.h. ich mache mir Notizen (in meinen Beobachtungskatalog) aus Postings in Webforen, Beobachtungsberichten von Kollegen, aus Büchern oder aus Papers
und Zeitschriften, die ich lese. Natürlich achte ich auch auf plötzlich auftretende Ereignisse wie Kometen oder Supernovae.
Die Notizen mache ich grundsätzlich 'elektrisch' also auf dem Computer. Ich schaue sie dann regelmässig durch,
und reichere sie an: d.h. suche die Koordinaten + Daten des Objekts raus und lade ein DSS-Bild aus dem Internet herunter,
das ich eindeutig (Objekt + Feldgrösse) benenne und abspeichere. Ich habe mir ein Java-Programm (AXR) geschrieben, um aus diesen
'angereicherten Notizen' (die einem speziellen Format gehorchen) direkt eine in normalem HTML geschriebene Webseite für die Beobachtung
zu erzeugen (man kann Webseiten auch auf der lokalen Platte ablegen und dort direkt + jederzeit ansehen ohne Internet + Webserver). Diese sog.
XRef (früher: CrossRef,
weitere Infos)
enthält dann alle Objekte die ich jemals beobachtet habe (mit Links in die Beobachtungs-Berichte),
als auch die geplanten, neuen im Status TBO = 'to be observed', inklusive aller DSS Bilder.
(Hier der gesamte
Vorgang einmal an einem konkreten Beispiel beschrieben).
Besonders handlich ist: die XRef enthält Links (Objekt-ID), die mir
mein Planetariums-Programm Guide 9.1 punktgenau auf dem jeweiligen Objekt hochfahren (CdC ginge auch). Das alles benutze ich dann nachts beim
Beobachten im Feld auf einem Notebook. D..h. Sucherei in irgendwelchen Unterlagen entfällt komplett,
Papier und lose im (Nacht-) Wind flatternde Zettelsammlungen gibt es nicht (mehr). Ausgedruckte Karten brauche ich (im allgemeinen) nicht, weil
Guide 9.1 alle Karten on-the-fly erzeugen kann (inklusive schnell veränderlicher Phänomene) und alle nötigen Informationen bietet. Zusätzlich habe ich
die runtergeladenen DSS-Bilder (in Guide oder aus der XRef).
Guide 9.1
(in D hier erhältlich)
fahre ich nachts - wie auch die XRef - auf einem PC-Notebook in Nachtfarben (rot) und mit heruntergeregelter
Bildschirmbeleuchtung.
Wenn nötig (helle Bilder) benutze ich noch eine Rotfolie als Vorsatz. Die Objektsuche starte ich per Telrad (Suchkreise mit 0.5°/2°/4°), meist
auf einem helleren Stern in der Nähe. Dann wechsele ich auf den 6" Bigfinder mit 3.4° Feld (31mm Okular, AP=6.2mm). Dort verifiziere ich erstmal,
dass Orientierung im Sucher und auf der Karte in Guide übereinstimmern (Guide-Feld per Software drehen) - die Drehwinkel sind i.a. gering, weil
Guide im Modus 'AltAz' (Zenit oben) und 'Karte kopfstehend' gefahren wird. Sobald ich das Objekt identifiziert habe oder ich nahe
genug dran bin, wechsle ich auf den 20" Dob mit 0.8° Feld (20mm Okular, AP=5mm). Normalerweise sehe ich das Objekt schon im Sucher,
spätestens aber im Dob (ausser bei schweren XL-Level Objekten). Guide hat vorgegebene Kartenstufen (Feldgrösse), die an meine
Okular-Feldgrössen angepasst sind. Ich weiss also welche Kartenstufe ich für welches Okular brauche. Ausserdem bleibt die Grösse meines
Sucherfeldes auf der Guide-Karte immer als Kreis markiert (dadurch behalte ich beim Suchern immer einen visuellen Anhaltspunkt für die Feldgrösse auf der Karte).
Mit dieser Methodik bleibe ich immer orientiert und vergeude keine wertvolle Beobachtungszeit mit Sucherei oder Verwirrung.
Mancher Kollege wird sicher weniger formal vorgehen - auch ich tue das manchmal. Die Zahl guter Nächte ist aber leider - durch vielerlei Umstände - ziemlich
begrenzt, und der Aufwand, den man für DeepSky-Beobachtungen betreiben muss (Packen, Anfahrt, Aufbau, Justage und alles wieder zurück) ist ja
wirklich gigantisch. Nach einigen leidvollen Erfahrungen habe ich deshalb einfach beschlossen:
ich möchte in einer guten Nacht maximal effizient beobachten können und keine Zeit mit Unsinn oder Sucherei vergeuden.
Das ist der Grund warum ich i.a. einigermassen gut vorbereitet bin und Instrumentarium, Software + Webseiten entsprechend zweckdienlich getunt halte.
Letzter Schritt ist, Beobachtungsberichte (BB) zu schreiben. Hier kann ich
selber die nächtlichen Beobachtungen nochmal nachvollziehen, und beim Lesen von Papers zum jeweiligen Thema lerne ich immer wieder etwas dazu.
Dabei bin ich eher an der Physik des Objekts interessiert als daran, nachts am Teleskop das allerletze aus dem Teleskop (und meinen Augen)
herauszuholen oder Rekorde zu vermelden. Die BBs werden von der XRef zu den Objekten (und relevanten Papers + Internetquellen) verlinkt - ich hoffe das hilft interessierten Kollegen beim
Nachbeobachten oder auch Nachlesen interessanter Zusammenhänge. Dann werden die BBs natürlich in Webforen veröffentlicht und diskutiert, was oft
völlig neue Aspekte oder Zusammenhänge zutage fördert - vor allem aber bringt das Anregungen für neue Beobachtungen !
Milchstrasse im Cygnus, Nordamerika- und Pelikan-Nebel
(DSLR-Foto f=48mm, 7x120sec, ISO1600)
Die menschliche Sinneswahrnehmung ist nach dem Weber-Fechner-Gesetz
i.a. logarithmisch. Denkt man über mehr Teleskop-öffnung nach, so muss man daher logarithmisch denken, d.h. statt additiv eher multiplikativ:
Von einem 8" Teleskop sollte man nicht +2" weiter gehen auf 10" (additiv gedacht), weil das nur 2"/8" = Faktor 1.25x (also 25%) an Zuwachs
bedeutet. Strebt man eine deutlich verbesserte Teleskop-Wahrnehmung an, so sollte man die Öffnung um mindestens
einen Faktor von 1.8x (80%) ... 2x (100%) grösser wählen. Nur damit ergibt sich eine
hinreichend signifikante Steigerung und also ein 'Wow-Effekt'
beim Teleskop-Upgrade. Die Tabelle unten berechnet die entsprechenden Zahlen relativ zu einem 20" Spiegel.
Magnituden sind logarithmisch (mag = 2.5 log(F)) und wachsen nur SEHR LANGSAM mit dem Faktor im Fluss (Photonenzahl).
(Magnituden steigen also additiv bei multiplikativer Flusserhöhung - das ist auch der Sinn Magnituden zu verwenden).
Die Magnituden-Grenzgröße eines Teleskops steigt um einen konstanten Wert, wenn der Photonenfluss um einen
konstanten Faktor erhöht wird.
Daher müsste man von 20" schon auf 36...40" upgraden. Jedoch entspäche das einem wirklich grossen (bei f4: f=4000mm, also
4m hoch !) und recht unhandlichen Ungetüm an Teleskop, mit entsprechendem Gewicht - sicher ist das Nachtleben
auf einer 4m hohen Leiter toll !!! - siehe hier.
Insofern sind 20"-class Teleskope - mit ihrem guten Verhältnis von Durchmesser zu (relativer) Handlichkeit -
als ziemlich ultimativ
zu betrachten.
Natürlich gibt es auch im deutschsprachigen Raum Kollegen, die den Sprung zu deutlich mehr öffnung gemacht haben:
27" - deepsky-viuell.de
30" - Backnanger Sternfreunde
32" - outer-rim.eu
36" - Franks Dob am DSM 2023
42" - cruxis.com
...
Man beachte allerdings auch den ab 30" wahrhaft astronomischen Logistik-Aufwand !!!
Teleskopleistung relativ zum 20" Dobson:
D["] | D[cm] | Dx | Fx | Δmag | Aufl. ["] |
Auge 0.28 | 0.7 | 1/ 71 | 1/ 5100 | -9.3 | 33 |
2" | 5 | 1/ 10 | 1/ 100 | -5.0 | 2.3 |
4" | 10 | 1/ 5 | 1/ 25 | -3.5 | 1.2 |
5" | 12.5 | 1/ 4 | 1/ 16 | -3.0 | 1.0 |
6" | 15 | 1/ 3.3 | 1/ 11 | -2.6 | 0.76 |
8" | 20 | 1/ 2.5 | 1/ 6.25 | -2.0 | 0.58 |
10" | 25 | 1/ 2 | 1/ 4 | -1.5 | 0.46 |
12" | 30 | 1/ 1.6 | 1/ 2.7 | -1.1 | 0.38 |
14" | 35 | 1/ √2 | 1/ 2 | -0.75 | 0.33 |
16" | 40 | 1/ 1.25 | 1/ 1.6 | -0.48 | 0.28 |
Dobson 20" | 50 | 1 | 1 | 0 | 0.23 |
22" | 55 | 1.1 | 1.21 | +0.20 | 0.21 |
24" | 60 | 1.2 | 1.44 | +0.40 | 0.19 |
26" | 65 | 1.3 | 1.69 | +0.56 | 0.18 |
28" | 70 | 1.4 | 1.96 | +0.73 | 0.18 |
30" | 75 | 1.5 | 2.25 | +0.88 | 0.16 |
40" | 100 | 2.0 | 4.00 | +1.50 | 0.12 |
D = Durchmesser in Zoll (1" = 25.4mm), Dx = Durchmesser-Faktor, Fx = Flächen/Fluss-Faktor, Δmag = Grenzgrössen-Unterschied in mag, Aufl. = theoret. Dawes-Auflösung in arcsec
Beobachtung mit Dobson, Bigfinder, Notebook... und leider auch Mond
*SEHR VIEL* entscheidender als die Teleskopgrösse ist ein möglichst dunkler Himmel beim Deep-Sky Beobachten.
Ein heller
Himmel unterlegt alle (schwachen) Objekte mit einem Untergrund von Photonen, und verschlechtert damit
den Kontrast. Schwache Objekte, insbesondere schwache Flächenhelligkeiten, gehen 'im Himmel unter'.
Daher ist Transportabilität für Deep-Sky Teleskope essentiell.
Als Deep-Sky Beobachter versucht man immer, möglichst dunkle Himmel zu erreichen. Das geht normalerweise nur
durch räumliche Mobilität.
In Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte in Europa hat die Lichtverschmutzung schlimme Ausmaße angenommen.
Daher sucht man am besten mit einer interaktiven
Light Pollution Map
nach geeigneten Plätzen nahe des Wohnorts (oder für den Astro-Urlaub).
Ausserhalb Deutschlands gibt es (EU) in der Nähe vor allem in Österreich, Frankreich (auch Mittelmeerinseln) und
in den Alpen gute Beobachtungsmöglichkeiten. Als besonders lichtverseucht zeigt sich dagegen z.B. Norditalien oder die
Niederlande (siehe Karte). Weitere Informationen zum Thema Lichtverschmutzung (deren Auswirkungen und deren Vermeidung) findet
man bei der Dark Sky Initiative der VdS.
Gemessen wird die Himmelshelligkeit in Magnituden/Quadratbogensekunden (auch: mag/□" = mag/sq.arcsec = mag/sas).
In der Praxis ist der Wert am Erdboden nach oben limitiert auf 22.0 mag/sas durch den atmosphärischen
Airglow, der jedoch schnell variieren kann.
Dieses Limit entspricht einem 22mag Stern auf jeder Quadratbogensekunde Himmelsfläche, oder auch etwas anschaulicher:
der Helligkeit eines 6mag Sterns verschmiert auf die Fläche des Mondes.
Natürlich sind die individuellen/subjektiven Ansprüche (für visuelle Deep-Sky Beobachtung)
unterschiedlich. Für die Verhältnisse in Deutschland kann man aber grob einteilen:
22.0 bester erdgebundener Himmel, nicht dunkler wegen
Airglow (variabel)
21.7+ hervorragender Himmel, (fast) nur in den Alpen auf 2000+m
21.5 sehr guter Himmel, typisch in (lichtlosen) Mittelgebirgen auf 1000m Höhe
21.2 recht passabler Himmel, Beginn von 'galaxy-grade', >10km entfernt von grossen Städten
20.8 das meiste beobachtbar, Objekt-Typ geeignet auswählen (Filtereinsatz)
20.5 helle Objekte ! Mond, Planeten, Sterne, Sternhaufen, (Filtereinsatz bei geeigneten Objekten)
<20.0: erste Schritte, ansonsten: geh woanders hin !
In der Light Pollution Map oben kann man durch Click auf einen Ort die
örtliche Himmelshelligkeit in mag/sas herausfinden. Zur
eigenen Messung vor Ort benutzzt man das sog. SQM aka
Sky Quality Meter (Fa. Unihedron) -
es empfiehlt sich die SQM-L Variante (für gerichtete Messung). Durch dieses Messgerät
werden subjektive Einflüsse vermieden und Messwerte objektiv vergleichbar, auch mit Werten aus der Profi-Astronomie
oder mit auf eigenen CCDs gemessenen Werten. Das Gerät ist vielfach wissenschaftlich untersucht und geeicht worden
(Papers siehe die Unihedron Seite oben). Alle hier in Beobachtungsberichten genannten Werte beruhen auf meinen eigenen SQM-L Messungen.
In der Amateur-Astronomie werden ausserdem einige - eher subjektive - Maßzahlen benutzt um die Himmelsqualität
einzuschätzen: Bortle-Skala, fst, Schätzung der Grenzgrösse mithilfe von Sternenfeldern mit bekannten Stern-Helligkeiten...). Diese können benutzt werden, wenn kein SQM Gerät zur Verfügung steht.
Für verlässlich vergleichbare Angaben ist hierbei jedoch etwas Erfahrung notwendig.
Es wird von erfahrenen Beobachtern immer wieder betont, dass nicht nur die Helligkeit des Nachthimels entscheidend sei, sondern auch
seine Transparenz. Das ist natürlich durchaus richtig. (aber s.u.)
Im Visuellen gibt es eine
atmosphärische Extinktion (Abschwächung) des Sternenlichts
von grob 20% im Zenit (Extinktions-Koeffizient κv = 0.15mag...0.30mag, je nach Site). Die Gesamt-Abschwächung im Visuellen
Av (in mag) nimmt mit der sog. Luftmasse LM (rechnerisch LM = 1/cos(z), z = Zenitdistanz in [°]) linear zu, also Av = κv · LM. Bei einer Zenitdistanz von z = 60° ist die Luftmasse LM = 2, also doppelt so hoch wie im
Zenit (LM = 1 per Definition) . Daher ist dort auch Av = 2 · κv = 0.4mag. Verglichen mit dem Zenit (Av = 0.2mag) werden Sterne also um weitere 0.2mag geschwächt. → (weiteres hierzu)
Die Schwierigkeit mit der Transparenz sind jedoch: (1) sie ist nicht leicht zu messen, (2) es gibt keine Transparenz-Karten, nach denen
gute Standorte ausgesucht werden können (vergleichbar der LPM Karte). Transparenz ist insofern leider
KEIN reiner Standortfaktor, sondern variiert auch mit der Wetterlage - sehr oft und sehr stark ! Natürlich gilt: je höher und je trockener der Standort, desto besser i.a. die Transparenz (teilweise Standortfaktor). Allerdings ist eben die nur unsicher voraussagbare Wetterlage (Wolken, Höhenschichtung, Luftfeuchtigkeit, etc) äusserst wesentlich für die Transparenz, somit ein Stück weit oft Glücksache.
Daher kann man mit einiger Berechtigung - zumindest im dicht besiedelten Mitteleuropa - sagen:
die Helligkeit des Nachthimmels ist DER wesentliche Selektions-Faktor auf der Suche nach guten Standorten. Natürlich sollte man bei der Optimierung des Standorts die Einflussfaktoren auf die Transparenz im Auge behalten
(hoher Standort, trockener Standort, möglichst keine grossen Gewässer, natürlich keine luftverschmutzende Industrie).
Milchstrasse über dem Südhorizont
Namen, GPS-Position und Details meiner Beobachtungsplätze will ich im Allgemeinen nicht gerne nicht im Web publiziert sehen.
Kollegen, die mir persönlich bekannt sind, können aber gerne genaueres erfahren.
Meine Beobachtungsplätze lagen über die Jahre in folgenden Hauptregionen:
Odenwald, Südwestpfalz, Nordschwarzwald, Südschwarzwald, Ost-Alpen.
Von meinem Hauptwohnort im badenwürttembergischen Norden aus muss ich mindestens 1-1.5h Autofahrt auf mich nehmen,
um unter einigermassen brauchbarem Himmel (21.2 bis zu max. 21.5mag/sas) zu beobachten.
Mein Hauptbeobachtungsort ist jedoch der Südschwarzwald (920m), der
regelmässig 21.5mag/sas Himmel
zeigt. Im optimalen Fall erreiche ich dort
sogar 21.65mag/sas, was einem Alpenplatz nahekommt, jedoch ganz ohne lange Anfahrt und ohne die (z.T. leistungsbelastende) 2500m-Höhenlage.
Die in den Berichten verwendeten Site-Codes sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.
Code | Lage | Höhe üNN | vis. Grenzgrösse (Schätzung) [mag] |
Himmelshelligkeit (Messung, SQM-L) [mag/sq.arcsec] |
Visits |
LAHA | Odenwald bei HD | 440m | 5.5 | 20.9-21.1 | viele |
SCHL | Odenwald bei Mudau | 400m | 6.5 | 21.2 - 21.65 | 5 |
KABU | Odenwald bei Eberbach | 450m | 6.0 | 21.2 | 2 |
HEBA | Odenwald bei Eberbach | 400m | 6.5 | 21.2 | 1 |
TASU | Südwestpfalz / Annweiler | 500m | 6.0 | 21.4 | 1 |
KABR | Nordschwarzwald / Rastatt | 950m | 6.0 | 21.1 - 21.4 | 6 |
HIHO | Südschwarzwald / St Blasien | 920m | 6.5 | 21.5 - 21.65 | viele |
HEHO | Südschwarzwald / Bernau | 1300m | 7.0 | 21.6 | 2 |
SILA | Südschwarzwald / Freiburg | 1200m | 6.0 | 21.4 | 1 |
FEBE | Südschwarzwald / Feldberg | 1350m | 6.5 | 21.5 | 2 |
TRAB | Voralpen / südlich Salzburg | 1500m | 7.0 | 21.6 | 1 |
PAL1 | Voralpen / südöstlich Salzburg | 1080m | 7.0 | 21.7 | 2 |
PAL2 | Voralpen / südöstlich Salzburg | 1300m | 7.0 | 21.7 | 2 |
EDWS | Grossglockner-Region | 2600m | 7.0 | 21.7 | 1 |
In Gesellschaft guckt's sich meist besser - im Nordschwarzwald mit Kollege Thomas S. und seinem 22"er Selbstbau.
Nach Abschluss der astronomischen Dämmerung geht das Licht dann aber aus...