===================================================================================== Beobachtungsbericht - 08./09.06.2007 + 09./10.06.2007 HIHO (c) 2007 by P. Surma Version: 05.07.2007 FirstLight mit dem 20-Zoll-Dobson im Südschwarzwald ===================================================================================== - Beobachter: PS - Ort: HIHO, 8.6. im Garten HIHO, 9.6. auf der hinteren Wiese - Beob.zeit 23.30 - 2.30 MESZ 23.00 - 3:30 MESZ - Sonne Sonnenuntergang ca 21:30 MESZ Ende Nautische Dämmerung: 23.12 MESZ Kein Ende der astronomischen Dämmerung (helle Sommernacht) ! - Mond Aufgang um ca 2 Uhr MESZ, ca 50% beleuchtet, Delta= -2° abnehmender Halbmond - Wetter: Am 8.6.Nach Gewittertag um 23 Uhr aufklarend, zunächst noch durchziehende Wolken und Hochnebel, später klar Am 9.6. nach sonnigem Tag, gegen Abend verschwindene Wolken + klar Am Ende Mondaufgang (ca 2 Uhr MESZ) mit Phase 0.5 - Temperatur ca 16-18 Grad, sehr hohe Luftfeuchte - Grenzgrösse im Garten: später ca 5.5 mag auf Wiese: ca 6 mag - Teleskop: Dobson 20" f/4 (siehe: http://eyes4skies.de/Internet/Astro/AstroVisual/AstroVisual.htm) Fujinon Feldstecher 10x50 freihändig - Montierung Dobson + Dobdrive - Okulare: ----------------------------------------------------------------------------------- Nagler 31mm 20mm 13mm 9 mm 2x Barlow AP 8mm 5mm 3mm 2mm 1mm V 65x 100x 155x 225x 450x Feld 1.25° 0.8° 0.5° 22' 11' ----------------------------------------------------------------------------------- - Objekte: Galaxien (Gx): M81/M82 (UMa), M51+ Begleiter (CVn), 'Begleitgalaxie' von M13 (Her), M101 (UMa), Markarian-Kette (Vir), Coma-Haufen, M108 (UMa), M31 + 32 + 110 (And), NGC 4565 (Com) Diffuse Emmisionsnebel (Neb): Nordamerika + Pelikan (Cyg), Cirrus (Cyg), Crescent NGC 6888 (Cyg), IC5146 (Cyg), Trifid M20 (Sag), Lagune M8 (Sag), Schwanen (Omega) M17 (Sct), Adler M16 (Sct) Planetarische Nebel (PN): M27 (Vul), M57 (Lyr), M97 (Uma) Kugelsternhaufen (GC): M13 (Her), M92 (Her), M71 (Sag), M56 (Lyr), M4 (Sco), M80 (Sco) Offene Haufen (OS): M39 (Cyg), M24 (Sct) Doppelsterne (DS): Eps Lyr Dunkelwolken (DarkNeb): Barnard's Dunkelwolke B142/143, Dunkel-Streifen SO von M39 (Cyg) zwischen Pi2 + Rho Cyg Milchstrassenwolken (MW): Schildwolke Planeten: Venus, Saturn, Jupiter Mond: Aufgehender Halbmond Alle Daten (Zeiten, Sternbezeichnungen, Helligkeiten etc) entnommen aus Guide 8.0. ===================================================================================== ---------------------------------------------- 8.6.2007, 23.30 - 2.30 MESZ ---------------------------------------------- Nach dem Gewittertag am 8.6. hier im Südschwarzwald war richtiges Astrowetter eigentlich kaum zu erwarten. Dennoch machte der Himmel gegen 23 Uhr etwas Hoffnung, nur noch etwas Dunst (an Wega sichtbar) und sehr hohe Luftfeuchte. Der neue Dobson wartete auf sein First Light unter gutem Himmel. Also wagte ich - trotz schlechter Aussichten - den Versuch. Im Lauf der Nacht besserten sich die Durchsicht-Verhältnisse zunehmend, nur nach 1:30 Uhr wurde der Himmel durch den aufgehenden Mond wieder heller. Ausserdem taute mit der Zeit der Fangspiegel zu, weswegen ich letztlich gegen 2:30 MESZ auch aufhören musste. Die Milchstrasse war später mit Teilung im Schwan in ca 45° Höhe passabel zu erkennen. Die Verhältnisse waren gut, wenn auch nicht optimal. Ausserdem beobachtete ich aus dem Dorf heraus (Streulicht) und ich hatte aus dem Garten nur stark eingeschränkte Sicht (nur Zenit, SO). Beobachtet wurde zum ersten Mal mit dem Dobson unter gutem Himmel - deshalb nur Standardobjekte und auch diese eher flüchtig, weil ich befürchtete es könnte wieder zuziehen. Ich hatte am Dobson (nach dem Gebrauchtkauf) schon die dringendsten Optimierungen gemacht (Verblendung der holzfarbenden Spiegelbox + der Stangenhalterungen unten mit dunkler Pappe), jedoch gibt es offensichtlich noch einiges zu verbessern was das Streulicht im Tubus angeht. Das dem OAZ gegenüberliegende obere Tubusende ist z.B. nicht hinreichend verblendet, man bemerkt im Gesichtsfeld Helligkeitsgradienten. Auch am Fangspiegel sind einige weitere Verbesserungen angebracht. Zum Aufsuchen verwende ich typisch zuerst das 31mm, was bei f/4 eigentlich eine zu grosse AP liefert (ich dürfte typischerweise max 6-7mm AP haben, nicht jedoch bei dem Streulicht am Beobachtungsort hier im Dorf). 4 x 7mm = 28mm wäre eigentlich die längste zulässige Okularbrennweite. So verschenkt man mit dem Nagler mindestens 30% der Spiegelfäche (0.3mag), aber dennoch ist die Übersicht mit diesem Okular unschlagbar (1.25 Grad Feld). Die Unschärfen am Rand sind nicht extrem störend, wenn auch sichtbar. Vom Felddurchmesser sind ca 70% gut brauchbar, was Koma angeht, auch ohne Korrektor. --- (1) M13 (GC, Her) Da ich kürzlich testweise M13 schon beobachtet hatte mit dem Dob, galt der erste Versuch auch heute dem Kugelsternhaufen im Herkules. Endlich *VIEL* besser als bei den ersten Tests des Dobsons in LAHA zuhause unter 4.5m Himmel (und jetzt mit verbesserter Verblendung an der Spiegelbox) ! Ein schöner Überblick im 31er (AP 8mm), sofort sieht man auch die Begleitgalaxie NGC 6207 (12.1m), deutlich elongiert + mit Kern. Schon jetzt sind die Haufensterne deutlich einzeln sichtbar und aufgelöst, ausserdem natürlich die bekannten krabbenartigen M13-Sternketten. Das Bild wird im 20mm deutlich besser, leuchtender, besser aufgelöst (AP 5mm). Das visuelle Bild am Dob entspricht ziemlich genau den Fotos, die ich - bei kurzen Belichtungen von wenigen Minuten - mit 8" Newton und C11 aufgenommen habe, siehe unter: http://www.eyes4skies.de/Internet/Astro/AstroFoto/Images/picture_m13_ff.htm http://www.eyes4skies.de/Internet/Astro/AstroFoto/Images/picture_M13_Newton.htm Man kann also sagen: Kurz belichtete Fotos am 8" zeigen in etwa das visuelle Bild am 20" Dob. Durch das deutlichere Bild bekommt man also im Dob einen sehr direkten Zugang zum Objekt - eben wie durch ein Foto. Im Gegensatz zum C11 und 8" Newton fällt auf, dass hier z.B. die meisten Einzelsterne des Haufens sofort mit direktem Sehen zu erkennen sind. Indirektes Sehen ist überhaupt nicht notwendig um einen Eindruck von der Grundgestalt des Objektes zu bekommen. Mit 13mm (AP 4mm) und 9mm (AP 2mm) Okularbrennweite werden die Bilder noch detailreicher aufgelöst aber subjektiv überhaupt nicht lichtschwächer, das Teleskop stellt bei weitem genug Lichtstärke zur Verfügung. Auch mit Barlow bei 4.5mm (AP 1mm, V=450x) verbessert sich die Auflösung, die Lichtstärke des Bildes nimmt aber dann ab. (2) M27 (PN, Vul) Besser als (mit dem Dob) zuhause unter 4.5m-Himmel in LAHA, wenn auch nicht sooo viel besser (wegen des Nebelfilters). Dennoch schön, die vielen schwachen Sterne (vor allem ohne Filter!) innerhalb des Nebels zu sehen. Man sieht mit OIII ohne weiteres hellere und dunklere Strukturen im Nebel, wenn auch nicht so scharfkantig begrenzt wie in manchen Schmalbandaufnahmen, eher etwa so wie mein Bild mit dem 8" Newton hier: http://www.eyes4skies.de/Internet/Astro/AstroFoto/Images/picture_M27_Newton_2.htm (nur in Schwarzweiss und mit weniger Sternen). (3) M81 + 82 (Gx, UMa) Nicht schlecht, aber wegen der fehlenden astro. Dämmerung war es kein wirkliches Galaxien-Wetter. Allerdings war bei M81 sofort die grosse Scheibe zu sehen und Andeutungen der Arme darin. Im 31er beide Galaxien schön gemeinsam im Gesichtsfeld. (4) M51 (Gx, CVn) Spiralarme sofort direkt sichtbar. Darin auch Verdickungen. (Im Bericht von Morgen mehr!) (5) Nordamerika + Pelikan (Neb, Cyg) NAN zu gross - selbst für das 31er. Der Pelikan aber auch zu sehen. (Im Bericht von Morgen mehr!) (6) Cirrus (Neb, Cyg) In OIII eindrucksvoll ! (Im Bericht von Morgen mehr !) (7) Crescent Nebel - NGC 6888 (Neb, Cyg) Mit 31/OIII ist der Crescent sofort im Gesichtfeld direkt zu sehen. Im 20er sind schon Struktur-Details zu erkennnen. Ohne OIII ist der Nebel allerdings nur mit sehr schwachem Kontrast zum Himmel gerade noch sichtbar. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- ---------------------------------------------- 9.6.2007, 23.00 - 3.30 MESZ ---------------------------------------------- Der 9.6. war hier im Südschwarzwald auf 900m Höhe ebenfalls schwül warm und brachte nachts sehr hohe Luftfeute (das Auto war am Ende patschnass und tropfte). Dennoch schien das Wetter gegen Abend recht stabil und ich fuhr die paar 100m zur meiner gut gelegenen, annähernd perfekt dunklen Beobachtungswiese. Die Milchstrasse war spät nachts sehr gut zu erkennen (Teilung, Schildwolke, etc) - Nordamerika im 10x50 Feldstecher ein leichtes, auch mit blossem Auge angedeutet sichtbar (das Ding ist unglaublich gross !). Spät in der Nacht dann auch Lagune + Trifid als angedeutete Nebelflecken mit blossem Auge in SSO. Auch heute keine wirklichen Detailbeobachtungen oder aussergewöhnliche Objekte. Ich war vielmehr froh, etwas stabileres Wetter als gestern zu haben und wollte mir deshalb erstmal so viele (der bekanntesten) Objekte wie möglich ansehen. Insbesondere wollte ich noch ein paar Galaxien erwischen, solange vom Frühlingshimmel noch was übrig war... (Virgo am untergehen im W). --- (1) Venus Der zweite Abend begann noch in der Abenddämmerung mit Venus tief im Westen. Schon im 31er war schön die Phase zu sehen, deutlich besser aufgelöst als mit meinen anderen Teleskopen. Auch die Luft war relativ ruhig. Ich hatte fast den Eindruck als sähe man Helligkeitsunterschiede auf der Scheibe (dunkler am Terminator), das war allerdings ein Effekt der Luftunruhe, denke ich. (2) Saturn Der Blick auf den tief stehenden Saturn ganz nett aber im Detail doch enttäuschend. Cassini war nicht gut zu erkennen - und das bei dieser riesigen Öffnung ! Luftunruhe, Kollimation und ein heute am Spiegel sichtbarer Astigmatismus (der im Lauf der Nacht nicht wirklich verschwand) verschlechterten die Bildqualität bei kleinen Details zu stark. Die Spiegellagerung muss nochmal genauer untersucht werden... (gestern war kein Astigmatismus zu sehen gewesen). (3) Jupiter Nach Neukollimation (um die Bilder besser zu bekommen) ein erster Blick auf Jupiter auch nur etwa 15 Grad über dem Horizont in SSO. Auch hier die Bildqualität nicht wirklich befriedigend. Zwar waren Wolkenbänder mit Andeutungen von hellen Flecken + Strukturen zu sehen, wirklich eindrucksvoll war es jedoch nicht. (4) Kugelsternhaufen I In der weiteren Nachbarschaft Jupiters ein Blick auf zwei Kugelsternhaufen im Scorpion, M4 direkt bei Antares + M80. M22 im Sag steht im Moment leider noch nicht hoch genug zum Vergleich, und später in der Nacht vergesse ich ihn dann nochmal zu checken... (5) Kugelsternhaufen II Wegen der noch deutlichen Dämmerung nochmals ein eingehender Blick auf M13 (siehe Details von gestern). Dann schaute ich mir zum Vergleich auch gleich M92 im nördlichen Herkules an, der etwas schwächer + konzentrierter erscheint. Dennoch im Dob aufgelöst + recht eindruckvoll. Ausserdem noch zum Vergleich ein Blick auf M71 (Sag) und M56 (Lyr). Letzterer ein kleiner kompakter Haufen ein paar Grad SO des Ringnebels in der Leier (M57). (6) Markarian-Kette (Gx, Vir) Natürlich muss ich als Galaxien-Freak auch nochmal blickweise die Markarian-Kette entlang wandern. Klasse da mit grossem Gesichtsfeld von Galaxie zu Galaxie zu dobsen. Macht echt Spass ! Und die Galaxien haben definitiv mehr Struktur als im 8" oder C11. In einer richtig dunklen Nacht kann man darüber sicher gut ausflippen... :-) (7) M51 (Gx, CVn) An M51 sieht man, dass es keine wirkliche Galaxien-Nacht ist. Die Himmelshelligkeit ist deutlich höher als üblich für hiesige Verhältnisse. Dennoch sieht man einiges an Detail, das bei dunklem Himmel aber doch deutlich besser kommen solllte (da freu ich mich jetzt schon drauf !!!) Die Spiralarme von M51 sind hier im Dob direkt und sofort sichtbar, wie sie sich grossräumig um den Kern wickeln. In den Armen sind Verdickungen (wohl grosse HII-Gebiete) zu sehen. Der Kern selbst ist deutlich ge-peaked und wirkt auch elongiert. Man fühlt sich erinnert an das Hubble-Bild des M51-Kerns, wo bis auf kleinste Skalen das Spiralmuster in den Kern hinein sich selbstähnlich wiederholt, siehe hier: http://heritage.stsci.edu/2001/10/big.html (natürlich ist das NICHT so klar + detailliert zu sehen !!! - aber die im Dob sichtbare Struktur erinnerte mich doch von der grundlegenden Struktur her sofort an dieses Bild). Der Begleiter von M51 ist natürlich auch sofort sichtbar. Die Lichtbrücke hinüber vielleicht angedeutet, aber auch hier muss man auf besseren Himmel (+ verbessertes Teleskop- Baffling) warten ... (8) M108 und Eulen-Nebel M97 (Gx + PN, UMa) M108 ist sehr hell sichtbar und zeigt angedeutete Strukturen. Ich will aber vor allem weiter zum Eulennebel, um endlich mal dessen Augen sehen zu können - vielleicht !? Andeutungen von Struktur im Nebel ist schon im 31er ohne Filter sichtbar, allerdings ist man unsicher was es denn genau ist. Die Löcher sehe ich so schnell jedenfalls nicht. Ich probiere also den Kontrast mit OIII zu verbesseren... und habe irgendwie zu wenig Licht ... Herrgott kann das sein ??? Schliesslich schwant mir übles, ich ziehe den Überzug vom Teleskop und leuchte auf den Fangspiegel - er ist völlig zugetaut. Naja, kein Wunder ! Richtiger gesagt: eigentlich IST es ein Wunder dass ich DAMIT noch so viel gesehen habe ! Ich hadere mit meinem Schicksal, jetzt schon abbauen ? Unter diesem Himmel ? Oh No ! Leider habe ich (noch) keine Fangspiegelheizung - ich werde DEFINITIV eine einbauen ! - aber letztlich besinne ich mich auf einen etwas rauhbeinigen Spezialtrick (den ich hier nicht verrate) und habe nach einiger Zeit wieder einen (etwas wärmeren) und trockenen S2 (Spiegel 2 = Sekundärspiegel), der den Rest der Nacht dann Gottseidank blank bleibt. (9) NGC 4565 (Gx, Com) Die Nadel ! Sehr schön die edge-on Scheibe dieser Galaxie zu sehen: der Staubstreifen deutlich abgegrenzt, der Kern ist sehr ge-peaked - wie ein Stern ! Man wünscht sich noch einmal dunkleren Himmel und dann viel Zeit zum reinzoomen ... Der Gedanke wie wohl Sombrero aussieht, kommt mir natürlich auch, aber M104 steht schon sehr tief, zu tief ... (10) Coma cluster (Gx Cluster, Com) Galaxien-Cluster a la Coma, Abell und Kollegen waren einer der Gründe, wieso ich seit Jahren überlegte ein Teleskop in der 20"-Klasse anzuschaffen. Ich wollte einfach ein Gesichtfeld voller Galaxien mal live sehen können am Okular. Schliesslich war Extragalaktik früher mal mehr als nur ein Steckenpferd für mich. :-) Kürzlich hatte ich den Coma-Cluster auch mit 8" f=900mm ein erstes mal fotografiert: http://eyes4skies.de/Internet/Astro/AstroFoto/Images/picture_ComaCluster_Newton.htm So deutlich wie auf dem Foto ist der Anblick im Dobson natürlich nicht, die kleinen Galaxien sind eher nur indirekt zu sehen - aber dennoch man bekommt eine Ahnung. Die beiden dominierenden Cluster-Galaxien NGC 4884 und 4874 (12.5 + 12.9 mag) sind direkt südlich von HD 112887 im Dob sofort sichtbar. Indirekt sind besonders um 4874 weitere Galaxien auszumachen, aber auch um 4884. Aber der Himmel ist zu schlecht um das Bild eindrucksvoll zu nennen. Ich würde sagen, im C11 waren bei besten Verhältnissen hier (6.5mag Himmel, astro. Dämmerung 1h vorbei) die kleinen Galaxien kaum zu sehen (mit letzter Kraft bei indirektem Sehen). Im Dob waren sie jetzt doch eindeutig erkennbar, trotz des suboptimalen Himmels. Da man nur ca 30' Feld benötigt um den Kern des Coma-Clusters komplett zu sehen, kann man relativ hoch vergrössern (das 13er sollte ideal sein). Also freue ich mich wenn der Himmel mal dunkel ist im Frühjahr wieder, das wird ein Vergnügen sein... :-) Leider habe ich keine Karten der sonstigen Abell-Cluster dabei, die Uranometria habe ich aus Gewichtsgründen zuhause gelassen und nur das Notebook mit Guide 8.0 mitgenommen. In Guide sind aber die Abell Cluster nicht gut auf den Karten markiert. In der Ura gibt es dagegen für einige sogar Spezialkarten mit doppeltem Masstab (z.B. für Coma, aber auch andere !) (11) M101 (Gx, Uma) darf nicht fehlen natürlich, dennoch: sie ersäuft im Himmel ! Die Spiralarme sieht man, auch Verdickungen darin aber toll ist es (noch) nicht... (12) Barnard's Dunkelwolke B142/143 (DarkNeb, Aql) Zunächst denkt man natürlich: zu gross. Stimmt aber nicht ! Im Dob sieht man mit dem 31er die Wolke sehr gut und recht deutlich ! - wohl auch weil der Dob in der Milchstrasse viele der sehr schwachen Sterne zeigt, vor deren Hintergrund sich dei DW gut abhebt. Um alle 3 Teile zusehen, muss man ein bisschen hin und her schwenken aber es geht. Klasse diese 'Löcher im Himmel' zu sehen, mitten in der Milchstrasse ! Nur muss man irgendwie schon ungewöhnlich indirekt denken, um sich klar zu machen, dass da wo man NICHTS sieht, eben besonders VIEL Materie (vor allem Staub) den Lichtweg (im optischen) versperrt, bzw zu starker Absorption führt. (13) Cirrus-Nebel (Neb, Cyg) Die Übersicht über den Sturmvogel im 31er+OIII ist fantastisch. Im Vergleich zum C11 ist alles viel direkter und klarer zu sehen. Die Kanten sind bei weitem schärfer, der Detailreichtum deutlich grösser. Eindrucksvoll im Sturmvogel die scharfen Kanten am spitzen Nordende, und das Aufspleissen in 2 hellere + 1 schwächeren Arm im Süden. Im 20er+OIII und und 13er+OIII sind fast schon die Sicheln zu sehen (angedeutet - jedoch ist diese Sommernnacht doch etwas zu hell - das muss bei exzellentem Himmel mal nachgeholt werden. Nach NO schwenkend kommt die TriangularWisp komplett ins Bildfeld - Details in den beiden oberen Ecken des Dreiecks, und ein weit nach S auslaufendes Ende, soweit, dass man schwenken muss um es bis zum Ende zu verfolgen. Der Ostteil des Cirrus ist nocheinmal deutlich eindrucksvoller ! - mit fantastisch klar begrenzten Details, im 20er+OIII und 13er+OIII. Scharfkantige Details überall, dazwischen dunkle Grenzen + Löcher. Der seitlich auffächernde Südteil mit 2 eselskopf-artigen Gasformationen und deren Ohren, scharfkantig und unglaublich deutlich - wie ein Holzschnitt. Im N-Teil ein separat neben dem Nebel liegendes scharf begrenztes Band. Usw usw... Hier kann man locker eine ganze Stunde verbringen wenn man will und die Verhältnisse gut sind ! (14) Nordamerika (Neb, Cyg) Der NAN passt selbst am 31er+OIII nicht ins Bildfeld. Man schwenkt bei diesem Gesichtsfeld nur über die Teilbereiche, insbesondere die hellen Stellen am S-Ende (Mittelamerika) und Florida/Golf von Mexico. Leider vergass ich nach Details an diesen Stellen im NAN genauer zu suchen, Dann ein Schwenk in den Pelikan, beginnend bei seinen Augen (den beiden Sternen). Seine Sonnenbrille (die dunklen Löcher vor den Sternen) waren nicht sichtbar. Über den Augen fällt vor allem der helle Hinterkopf auf, aber auch dann der deutlich geöffnete Schnabel + der nach Süden auslaufende helle Nebel-Lappen am unteren Pelikanende. Bei bestem Himmel (mit beendeter astr. Dämmerung) dürfen auch noch Details im Nebel beobachtbar sein, schätze ich (Augen ?). (15) Lagune M8 (Neb, Sgr) + Trifid M8 (Neb, Sgr) Die beiden Nebel im Süden der Milchstrasse schaute ich mir wegen der Horizontnähe + hellem Himmel gleich mit UHC an - obwohl beide eigentlich auch schon mit blossem Auge (und natürlich im Feldstecher) auszumachen waren... Der Lagunen-Nebel ist riesig und zeigt eher weiche Verläufe - ich muss sagen nur wenig imposanter als bisher gesehen (C11, 8" Newton). Viel besser als bisher allerdings der Trifid ! Die Mercedes-Stern-Dreiteilung ist sofort direkt sichtbar, mit dem hellen Stern in der Mitte. Im C11 war das immer nur indirekt + damit nur angedeutet zu sehen. Der umgebende Nebel sehr deutlich. Aber auch der (auf Fotos bläuliche) ReflexionsNebel ist (trotz/wegen UHC) zu sehen, zwar deutlich schwächer als der Emissionsnebel, aber doch gut erkennbar. (16) Schwanen-(Omega)-Nebel (M17, Sct) und Adler-Nebel (M16, Sct) Im Schwanennebel gibt es mit OIII viele Details und scharfe Hell/Dunkel-Grenzen im hellsten Gebiet an der Brust des schwimmenden Schwans zu sehen. Das verträgt auch hohe Vergrösserung. Der Adler-Nebel dagegen ist eher grossflächig und flau zu sehen (UHC). Aber mir geht auch langsam die Energie aus um diese Uhrzeit, und ich suche nicht mehr nach weiteren Details... (17) Aufgehender Halbmond Nach den tollen Mondbeobachtungen kürzlich aus der Stadt heraus, wollte ich unbedingt noch einen Blick auf den Erdtrabanten werfen. Leider hindern zuerst die Höhenräder. Sie erlauben derzeit keinen Schwenk unter 5° Elevation (das sollte amn auch ändern !). Als der Mond dann endlich die richtige Höhe erreicht hat, ist das Bild doch recht schlecht (knapp 5 Grad über dem Horizont). Naja, war auch das erste Mal, dass ich auf den Mond gewartet habe - normalerweise ist es umgekehrt. Demnächst wenn er wieder höher steigt nach Neumond...! ------------------------------------- Abschlussbemerkungen: ------------------------------------- Wie ist also das First light mit einem 20", wenn man jahrelang Teleskope in der 8-11" Klasse benutzt hat ? Ich denke es lohnt sich, wenn man nicht zu viel für das Teleskop ausgeben muss. Der Sprung ist nicht so gross, dass man es haben muss, muss, muss, würde ich sagen. Der gute Himmel macht ungleich viel mehr aus ! Wenn man freilich ein 8" und ein 20" unter den gleichen Südschwarzwaldhimmel haben kann, dann würde ich mit Kriege (The Dobsonian Telescope) über einen 20-Zöller sagen: 'This is the life !' ------------------------------------- Bemerkung zum DobDrive: ------------------------------------- Als langjähriger Parallaktiker hatte ich immer etwas Bedenken wegen Dobsons. Nicht wegen des manuellen Suchens - kein Problem (ich habe jahrelang mit einem 2" f/18 Galaxien gesucht ... :-) - aber das 'Immer-Hinterherschubsen'... ?!!! - Ätzend ! Da macht sich nun aber bei meinem neuen Baby der DobDrive wirklich hervorragend !!! Wie funktioniert das ? Man stellt das Objekt möglichst genau in die Bildmitte und aktiviert sofort den Guide Mode. Dann geschieht zunächst mal nichts. Das Objekt wandert aus dem Feld aus. Man zentriert es also zunächst immer wieder mit den beiden Handtastern. Aus der Analyse dieser mit der Zeit aufgesammelten Korrekturen errechnet die Elektronik dann on-the-fly eine immer mehr optimierte Bewegungskurve am Himmel. Dadurch führt der Drive dann mit der Zeit immer besser der Bewegung nach (an dieser Stelle des Himmels - eine Positionsangabe oder Eichung an Sternen ist also nicht nötig). Genau sowas hatte ich mir vor 3-4 Jahren schonmal konzeptionell ausgedacht, als ich über einen motorisierten AluDob nachgedacht hatte (das Projekt ist aber über die Voruntersuchungen dann nicht hinausgekommen -ich hatte dann eine parallaktische Lösung angestrebt, wegen Fotoambitionen...). Schön dass es das jetzt gut funktionierend zu kaufen gibt ! Das Endergebnis ist also: nach kurzer Zeit (mit einigen immer kleiner werdenden händischen Korrekturen) steht das Objekt praktisch im Feld still, selbst bei hoher Vergrösserung. Schlimmstenfalls wandert es sehr langsam aus der Mitte (es reicht für mehrere Minuten ungestörte Beobachtung. Ein hervorragende Sache, die man wirklich empfehlen kann ! Ein bessere Nachführung braucht man eigentlich zum visuellen Beobachten gar nicht. Natürlich hat man mit dem DobDrive - Im Gegensatz zur 'Äquatorialplattform' noch Bildfelddrehung, was dei Sache für Fotografie problematisch bis unmöglich macht. Dennoch der DobDrive ist eine sehr kompakte, hilfreiche + praktische Alternative für visuelle Beobachtung und alteingesessene 'Parallaktiker' (wie mich). ------------------------------------- Appendix: Technische Notes (tbd) ------------------------------------- FS Heizung !!! Blende gegenüber OAZ (DONE ! 17.6.2007) Schwärzungen Spiegelbox anstatt Cover Tubus-Blenden ? Irisblende am OAZ Gleichgewicht (mit Dobdrive-Handtaster !) Halterung/Haken DD am OAZ (evtl in halber Höhe) (Jumbo-?) Sucher (Galaxien) Justage des Lasers Justage-Richtungen am HS markieren Barlowed Laser ? HS zeitweiser Astigmatismus ? Zelle/Schlinge ? Seitliche Halteschrauben oder vergrössern der 3 Begrenzer ? Okular-Halter (+Filter) an Leiter alternativ Weste Komakorr - kein Fokus (kurze Winkel ?) Leiter Spiegelbox + Rockerbox re/li markieren Streben markieren ? Blick auf Horizont nicht möglich, Höhenräder arretieren etwas früh (Problem bei kippendem Spiegel geht die Kollimation verloren, Sicherung gegen Herausfallen ist natürlich vorhanden) ===================================================================================== (c) P. Surma, 10. - 19.06.2007 Version: 05.07.2007 =====================================================================================