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Beobachtungsbericht   04./05.09.2005

    Beobachter: PS
    Ort: HEHO
    Datum/Zeit: 04./05.09.2005, 23.00 - 3.30 MESZ
    Kollegen: -
    Sonne: Astronomische Dämmerung 21:57 / 4:54 MESZ
    Mond: Neumond (Mond ca 1 Tag alt)
    Wetter: Leichter Wind, Schwacher Dunst, nicht-optimale Transparenz in Horizontnähe, ab 30 Grad Höhe jedoch sehr gut !
    Temperatur 13 Grad
    Grenzgrösse: 6.2mag (in UMi)
    Teleskop: Newton 8", f/4.5, f=900mm (TS-Orion), Selbstbau Montierung
    Feldstecher (FS) Fujinon 10x50, Fotostativ
    Filter: 2" Astronomik OIII, Hβ
    Okulare:
    Nagler 31mm 20mm 13mm 9mm 2xBarlow
    AP 7mm 4mm 3mm 2mm 1mm
    V 30x 45x 70x 100x 450x
    Feld 2.8° 1.8° 1.2° 50' 25'
    Objekte:
    Planetarische Nebel (PN):
          Helix
    Diffuse Emmisionsnebel (Neb):
          Nordamerikanebel (NAN), Pelikan, California, Gamma-Cyg Nebel, Cirrus Ost/West/Triangular Wisp
    Dunkelwolken (DW):
          Barnard, DW nördlich NAN
    Galaxien (Gx):
          M31, M33, NGC 891, Stephans Quintett, M81/82
    Kugelsternhaufen (GC):
          Mayall II = G1 = 000-001 von M31
    Satelliten:
          sonderbare 3-er Formation = USA 77/NOSS 2-2A/B/C


    Alle Daten + Zeiten (in MESZ) aus Guide 8.0.    Bilder der Objekte: © STScI Digitized Sky Survey.
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    Die Highlights der Nacht sind gelb markiert.

Übersicht

    (1) M31 - Sb Spiralgalaxie + Kugelhaufen Mayall II (And)
    (2) M33 - Sc Spiralgalaxie (Tri)
    (3) Stephan's Quintett NGC 7317 et al = Hickson 92 (Gx-Gruppe, Peg)
    (4) Dreiteilige Barndard'sche Dunkelwolke B142/143 (DW) - 1.5 Grad westlich Gamma Aql
    (5) Nordamerika-Nebel (NAN) NGC 7000, Pelikan-Nebel IC 5070 und Umgebung mit Dunkelwolken (Cyg)
    (6) Milchstrasse im Cyg (nördlich Nordamerika-Nebel, gebiet um Gamma Cyg)
    (7) Cirrus-Komplex NGC 6960, 6992/6995=W und 'Pickerings Triangular Wisp' (SNR, Cyg)
    (8) Helix Nebel NGC 7293 (PN, Aqr)
    (9) California-Nebel (NGC 1499, Neb, Per)
    (10) Satelliten Flotte (Aur)
    (11) NGC 891 - (Gx, And)
    (12) M81/82 (UMa)

Einführung

    An meinem Ferienort im Südschwarzwald (südlich St. Blasien) war der Himmel zwar klar, jedoch von der Transparenz deutlich schlechter als ich es von dort gewohnt bin. Deshalb entschloss ich mich, einen im Frühjahr ausgekundschafteten höher gelegenen Ort anzusteuern. (...) Die Sicht nach Norden ist dort etwas eingeschränkt, nach Süden sind bei gutem Wetter die Alpen zu sehen. (...)

    Die Transparenz war oberhalb von 30Grad Horizonthöhe hervorragend (deutlich besser als KABR), zum Horizont hin jedoch sichtbar schlechter als letzte Woche am KABR. Die Grenzgrösse in UMi lag bei ca 6.2mag.

    Wegen der asussergewöhnlich guten Transparenz + des sehr dunklen Himmels schaute ich mir nochmals einige Objekte von letzter Woche (KABR) nochmal an zum Vergleich. Und es hat sich wirklich gelohnt !

Beobachtungen

    (1) M31 und Kugelhaufen G1/Mayall II - Sb Spiralgalaxie (And)

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    M31 war natürlich mit blossem Auge mit Leichtigkeit auszumachen. Im Fujinon FS dann ein tolles Bild: die Scheibe ist richtig dicht + massiv zu sehen, die Ausdehnung beträgt grob 1/3 des Gesichtsfeldes des Fujinon 10x50 (6.5Grad) also ca 2-2.5 Grad. So deutlich habe ich M31 noch nie in einem FS gesehen - super ! Normalerweise sieht man ja oft (bei schlechtem Himmel) nur den zentralen Bulge als milchige Verdichtung (manchmal sogar im Teleskop so), heute war aber wirklich die Scheibe von M31 im Feldstecher (!) absolut leuchtend + prominent zu sehen. Ausserdem war das Staubband schon im FS in Richtung Norden (zu der elongierten E-Galaxie M110=N205 hin) angedeutet, weil die Scheibe in diese Richtung enger + schärfer begrenzt war als in die Gegenrichtung nach Süden. Natürlich waren auch die Begleiter NGC 224/205 ohne weiteres im FS sichtbar. Im Teleskop dann zunächst im 31er Nagler eine tolle Übersicht (2.8Grad Feld), besser aber noch im 20er (ca 1.8Grad Feld), weil besser angepasste AP (4.5mm anstatt knapp 7mm), deutlicher und mit mehr Detail (Vergrösserung). Der innere Bulge hat natürlich - ausser dem zentralen Peak - keine sichtbare Struktur, aber im Norden des Kerns war der Staubstreifen so scharf + deutlich wie nie. Der Streifen war sehr weit sichtbar, vom Kern (und jenseits des Kerns) bis auf die Höhe des Sterns HD 3914, fast 3/4 Grad (nachträgliche Längenmessung in Guide8). Jenseits des Streifens dann wieder die Scheibe.


    Feldgrösse ?'x?', © P. Surma


    Selbst Sterne (Überriesen) mit M=-8mag erreichen in der Entfernung von M31 (m-M) = 25 nur scheinbare Helligkeiten von 17mag ! Die Einzelsterne von M31 sind visuell also NICHT mit dem Newton sichtbar. Anders steht es mit Kugelhaufen (KH). Die KH der Galaxis haben typischerweise Absoluthelligkeiten von -6m bis -8m. Der KH M13 im Herkules z.B. hat in ca 25000 Lj Entfernung für uns eine Helligkeit von 5.8 mag (-> M= -8.6). Der riesige Omega Cen hat eher als Ausnahmeobjekt eine Absolut-Helligkeit von sogar -10.7m. Man kann sich somit ausrechnen: ein Omega Cen in M31 hätte nur etwa 15mag scheinbare Helligkeit, M13 sogar nur 16.4mag ! Tatsächlich gibt es in M31 einige KHs im Bereich von 15mag. Es gibt aber sogar noch einige wenige hellere. Insbesondere ist Mayall II = G1 = 000-001 mit 13.75m besonders hell. G1 ist damit um mehr als 1mag leuchtkräftiger als Omega Cen und sogar 2.5mag leuchtkräftiger als M13 (entspricht ca. 10x mehr an Sternen) !

    In SuW gab es es vor einigen Jahren eine Aufsuchkarte für diesen Haufen, die allerdings unglaublicherweise von Fehlern nur so strotzt: ein Stern ist mit M32 beschriftet, der KH ist falsch identifiziert, obwohl die Koordinaten numerisch richtig angegeben sind. Ich hatte schon auf dem KABR versucht den KH nur mit dieser Karte zu finden, aber war damals irritiert, dass er absolut nicht diffus aussah, sondern perfekt sternartig + auch etwas zu hell. Ich hatte deshalb nach der Beobachtung am KABR starke Zweifel... Diesmal versuchte ich es deshalb nochmal mit Guide 8.0 als Datenbasis.

    Der KH G1 liegt DEUTLICH ausserhalb der visuell sichtbaren Scheibe, ca 2.5 Grad (das entspricht in der Distanz zu M31 von ca 2.7 Mio Lj dann ca 120.000 Lj Entfernung vom Kern von M31) abseits des Zentrums bei PA=230 Grad (SW). Nach einigem Starhopping fand ich die Gegend mit schwachen Sternen (Nachbarsterne 10-11m) bei Koordinaten RA: 00 32 46.84 Deklination: 39 34 41.84. Der KH war schon im 20er Nagler erkennbar, richtig deutlich aber im 9mm. Ich war erstaunt, dass sich 13.75mag so leicht erkennen liessen, es war keinerlei Problem mit direktem Sehen ! Ich denke die Grenzhelligkeit im Teleskop lag mindestens 1mag tiefer (also annähernd 15mag). Das Objekt war ausserdem nicht genau sternartig, sondern einkleines bisschen diffus. Wenn man bedenkt dass KH Durchmesser von typisch 2-300 LJ haben, dann müsste ein KH von M31 ca 20arcsec Durchmesser haben. Wahrscheinlich sieht man aber eben davon nur den innersten hellen Kern ! Toll, diesen Kugelhaufen in einer anderen Galaxie sehen zu können, die Vorstellung ist schon auf jeden Fall ziemlich 'thrilling'.

    Die Grenzgrösse deutlich jenseits 13.75m erstaunte mich allerdings wirklich: aus dem Verhältnis der Öffnungen Auge/Teleskop = 7/200mm würde man naiv zunächst einen Gewinn von 7.3mag abschätzen, was bei fst=6.2m dann 13.5m ergibt. Aber wie gesagt G1 war easy sichtbar und deutlich (schätze mindestens 1mag) oberhalb meines Detektionslimits. Aber man sollte bedenken, dass hier nicht nur die reinen geometrischen Verhältnisse gelten, sondern dass es auch zusätzliche physiologische Effekte gibt. Genauere Infos dazu findet man in folgenden Links: [Ein Nachrechnen des MagLimits ergibt dann auch eine Grenzgrösse von bis zu ca. 15mag für den 8" Newton. Die Beobachtung stimmt also so... :-) PS 13.06.2008]

    Hier auch ein Hubble-Bild von G1 mit zwei sehr eng benachbarten Sternen (nicht in Guide enthalten, aber unten auf dem DSS-Bild gerade noch zu erkennen):



    Feldgrösse 20'x20', © STScI Digitized Sky Survey

    (2) M33 - Sc Spiralgalaxie (Tri)

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    Noch ein Versuch in Nachbargalaxien Details zu sehen. M33 ist ja bekanntlich - trotz seiner grossen integrierten Helligkiet - ein eher sprödes Objekt, weil seine Flächenhelligkeit so gering ist. Mit dem guten Himmel konnte man aber nochmal mehr probieren. Zunächst war M33 im FS sehr leicht erkennbar, auch schon als relativ grosse Fläche, wesentlich deutlicher als sonst gewohnt.
    Im Teleskop dann: der Kern sehr gross und wenig gepeakt (also nicht wie M31), relativ diffus, drum herum die Scheibe. In der Scheibe waren dann im 20/13er Nagler tatsächlich auch Spiralarme zu erkennen ! Diese waren doch so deutlich, dass ich ingesamt 4 Arme einzeln sehen konnte: 3 Arme nach S (in Richtung auf den Stern HD 9483) und einer nach NO (auf die Sterngruppe zu um den Stern HD 9687). Ausserdem konnte ich sehen, dass die Arme gewunden waren und zwar so, dass die im S bei grösseren Radien in Richtung W abbogen (wie ein Feuerrad, das sich im Uhrzeigersinn dreht) . Alle die Beobachtungen machte ohne Vorwissen, d.h. initial am Teleskop, OHNE mir etwa Bilder oder Karten in Guide vorher anzusehen. Ich habe die Beobachtungen erst hinterher (!) in Guide verifiziert. Insgesamt habe ich M33 - selbst mit dem C11 (allerdings bei schlechterem Himmel) - noch nie besser gesehen !


    Feldgrösse 45x45', © STScI Digitized Sky Survey

    (3) Stephan's Quintett NGC 7317, 7318A, 7318B, 7319 + 7320C = Hickson 92 (Gx-Gruppe, Peg)

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    Stephan's Quintett ist ein hartes Testobjekt für Augen, Instrumente und Sicht-Bedingungen. Unter dem aufgehellten Himmel von LAHA, war es selbst im C11 nur schwach zu sehen. Am KABR war es im Newton schon etwas besser, jetzt war ich gespannt ob der Himmel hier mehr zeigen konnte. Das Aufsuchen funktioniert erstmal - von der oberen Ecke des Pegasus-Quadrats ausgehend - über die unschwer schon im FS sichtbare NGC 7331. Im 9mm Nagler war das SQ dennoch spröde. Die beiden/drei hellsten Galaxien konnte ich sehr sicher ausmachen: NGC 7320 als einzelnes Objekt und 7318A/B als nicht aufgelöstes Paar. Die Galaxie NGC 7317 war nicht klar zu erkennen, da in direkter Nähe ein 12m Stern steht und man irritiert wird bzw Verwechslungsgefahr besteht. Gerade noch am Erkennungslimit war NGC 7319 (14.1m) im N der Gruppe auszumachen, allerdings nur mit indirektem Sehen und Anstrengung. Dennoch finde ich, dass sich 14mag Galaxien in einem 8-Zöller sehen lassen können. Das nächste Mal unter diesem Himmel muss das C11 ran... Ein Problem des Newton war - ausser der etwas zu geringen Lichtstärke - auch die geringe Vergrösserung (Primärbrennweite nur f=900mm!). Enge Paare werden nicht getrennt und oft muss man Barlows einsetzen um genug Vergrösserung zu bekommen. Man bedenke: die Nagler 31/20/13/9mm ergeben an meinem 8-Zoll f/4.5 Newton nur Vergrösserungen von grob 30/45/70/100x ! Das ist doch bei kleinen Objekten recht wenig für Details und aus Galaxienpaaren in Haufen werden da schnell ineinander verschmierte Flecke...
    Link zu Weiteren Infos zum Stephan's Quintett


    Feldgrösse 15'x15', © STScI Digitized Sky Survey

    (4) Dreiteilige Barndard'sche Dunkelwolke B142/143 (DW) - 1.5 Grad westlich Gamma Aql

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    Wie am KABR letzte Woche (Details siehe Beobachtungsbericht vom 30.08.2005) schaute ich mir als Kontrollobjekt nochmal die Barnard'sche Dunkelwolke im Feldstecher an. Sie war schon deutlicher als am K zu sehen, jedoch nicht viel. Wie gesagt, heute hatte es leichten Dunst in Horizontnähe, deshalb gabe es hier wohl keinen Gewinn an Sichtbarkeit. Im Vergleich dazu verbesserten sich die DW im Cyg nochmals deutlicher gegenüber dem K (siehe unten) - nahe dem Zenit ausgezeichnete Bedingungen !


    Feldgrösse 60x60', © STScI Digitized Sky Survey

    (5) Nordamerika-Nebel (NAN) NGC 7000, Pelikan-Nebel IC 5070 und Umgebung mit Dunkelwolken (Cyg)

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    Im Feldstecher ist der NAN sehr sehr deutlich zu sehen, so deutlich wie sonst im Teleskop nur mit Filtern - Golf von Mexico, mit Dunkelgebieten im O und im W. Im Gegensatz zur Beobachtung am KABR (Details siehe Beobachtungsbericht vom 30.08.2005) , konnte ich heute im FS (!) auch den Pelikan schwach erkennen, allerdings ohne die geringsten (Form-)Details. Im Teleskop mit Nagler 20mm waren am Pelikan sehr schön und deutlich Kopf, Schnabel, und 2-teiliger Unterkörper zu sehen, die Augenhöhlen allerdings wieder nicht. Weitere Details zum Pelikan siehe KABR-Bericht !


    Feldgrösse ?'x?', © P. Surma

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    (6) Milchstrasse im Cyg (nördlich Nordamerika-Nebel, Gebiet um Gamma Cyg)

    Beeindruckend im Feldstecher wieder die Gegend nördlich des NAN. Dabei sieht man, dass der NAN eigentlich (ausser wegen seiner Form) in dieser Gegend überhaupt nichts besonderes darstellt. Es gibt nördlich davon genauso helle Gebiete und darin eingebettet scharf abgesetzte DW, die sehr beeindruckend anzusehen sind wenn man ein paar Grad Gesichtsfeld hat (10x50 Feldstecher 6.5Grad, 31mm Nagler 2.8 Grad). Ebenso ist die Gegend um Gamma Cyg voll mit Nebeln, Sternwolken + DW. Der ganze Schwan - vor allem zwischen Gamma und Alpha - ist durchsetzt mit hellen + dunklen Wolken. Das sollte man sich unbedingt mal ansehen, wenn man mal guten Himmel hat ! Ich habe aber letztlich doch nicht überprüft, ob die hellen Gebiete nur aus Sternen bestehen oder auch - wie beim NAN - aus Gas bestehen. Das könnte man mit Beobachtungen im OIII Filter mal ausprobieren ! Etwas schade ist, dass im Guide8 um Alpha Cyg nur der NAN und Pelikan eingezeichnet sind, ansonsten nur die grossräumigen Milchstrassen-Isophoten. Die Details mit den DW sind nicht kartenmässig erfasst. Hier hilft nur in der Darstellung die Sterngrenzgrösse hochzudrehen, dann werden auch die Dubnkelwolken auf indirekte Weise durch den Mangel an schwachen Sternen sichtbar...


    Feldgrösse ?'x?', © P. Surma

    (7) Cirrus-Komplex NGC 6960, 6992/6995=W und 'Pickerings Triangular Wisp' (SNR, Cyg)

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    Im Feldstecher sind beide Seiten des Cirrus sichtbar, der W-Teil schwächer aber doch sichtbar. Der Mittelteil (Pickering's Triangular Wisp) jedoch nicht. Im Feldstecher sieht der Nebel sehr natürlich und schön aus, weil er sehr transparent vor den Sternen zu schweben scheint und nicht so unnatürlich 'deckend' wie im Teleskop mit Filter wirkt. Im Teleskop mit 31er Nagler + OIII hat man alle Teile des Cirrus in einem, Feld. Insbesondere Pickering's Triangular Wisp ist (so deutlich wie unter schlechten Bedingungen der NAN) als dreieckige Form mit Ausläufern nach Süden zu sehen. Bei höherer Vergrösserung schaueich mir noch die Deatils der äusseren Nebel an. Im Sturmvogel (O-Teil bei 52 Cyg) am N-Ende sind (indirekt) scharfe Kanten zu sehen (siehe auch auf Fotos), am unteren Ende das Auffasern. Im W-Teil sind die Details echt phantastisch. Das S-Ende ist unglaublich reich strukturiert und viel mehr verbreitert als ich es sonst immer sehe. Überall gibt es Fasern und Brücken und Löcher und weitere Details. Am oberen Ende des südlichen Drittels gibt es eine scharf begrenzte dunkle Teilung. Wohl wegen dieser starken Teilung ist tatsächlich dieser südliche Teil des Cirrus-Westteils auch eigens im New General Catalogue als NGC 6995 aufgeführt ! Unglaublich welche Details man in dem 8-Zöller sehen kann, wenn der Himmel gut ist !!!!


    Feldgrösse ?'x?', © P. Surma

    (8) Helix Nebel NGC 7293 (PN, Aqr)

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    Nur als Quality-Check auch noch ein Blick auf den Helix-Nebel: schon im FS sichtbar auch ohne Filter. Im Teleskop 20er Nagler + OIII ist das Loch in der Mitte und etwas weitere Struktur zu sehen, z.B. die ausgefransten Ohren in O-W-Richtung. Der gesamte Eindruck des Nebels war etwa so wie im C11 bei gutem Himmel in LAHA. Insofern kann man sagen, dass der gute Himmel (zum Teil) den Sprung von 8->11 Zoll wettmacht.


    Feldgrösse 30x30', © STScI Digitized Sky Survey

    (9) California-Nebel (NGC 1499, Neb, Per)

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    Der California ist schon ein besondere Herausforderung. Er hat sehr geringe Flächenhelligkeit, ist riesig gross (3 x 1 Grad) und hauptsächlich HBeta-Strahler. Man braucht also den Filter, ein Grossfeld-Teleskop und super Himmel. Ich hatte ihn bisher schon schwach mit dem C11 bei f/6.5 (Fokalreduktor, HBeta) gesehen, allerdings ist es schwierig sich - mit Starhopping - ohne den Gesamtüberblick an die Kanten heranzutasten. In LAHA hatte ich ihn auch schonmal gesehn mit dem Newton und HBeta-Filter. Wegen des guten Himmels wagte ich zunächst das Verwegene: im 10x50 Fujinon-Feldstecher ohne Filter ?! Ich konnte den California tatsächlich im FS sehen! Sehr schwach und extrem durchsichtig, aber dennoch war eindeutig die Form (Mandelform) und die Ausdehnung - zwischen den Beiden Sternen Xi Per und HD 25152 liegend - zu erkennen. Unglaublich. Insbesondere half es, den FS auf dem Stativ fixiert hin und herzufahren. Dadurch wird selbst dieses schwache Objekt vor dem Hintergrund sichtbar. Im Teleskop mit HBeta-Filter war der Nebel im Nagler 31mm sofort sichtbar. Die Feldgrösse erlaubt es fast schon den ganzen Nebel zu sehen (die spitzen Enden fehlen dennoch). Da ich die Erfahrung gemacht hatte, dass selbst schwache Flächenhelligkeiten Vergrösserung gut vertragen, probierte ich dennoch das 20er Nagler. Ohne vorher Fotos oder Karten studiert zu haben, konnte ich jetzt schwach aber nachvollziehbar sogar Details im Nebel erkennen: Auffallend ist zuerst die sehr scharfe, konkave äussere Begrenzungskante im NO. Die O-Seite des Nebels endet spitz zulaufend etwa bei dem Stern HD 25508, von der Spitze aus zieht sich jedoch ein Dunkelband ca 1/3 in Richtung Mitte des Nebels nach W. Das W-Ende ist breit und hat mindestens 2 Ausbuchtungen, die etwa bei einem kleinen Sterntrapez bei dem Stern HD 24747 enden. Auch auf der Westseite ist der Nebel in der Mitte deutlich dunkler (Teilung). Die gesamte sichtbare Länge des Nebels beträgt mindestens 1.5 Grad (von HD 24747 bis HD 25508). Der S-Rand des Nebels wird oberhalb von Xi Per von 3 schwachen Sternen (W-Ende ist HD 24747) markiert, die man bei schlechter Sichtbarkeit gut als Starhopping-Hilfe verwenden kann. Diese Boebachtungen wurden alle ohne Vorwissen gemacht ! Alle Details habe ich mit dem Bild in Guide IM NACHHINEIN (für Erkenntnistheoretiker: a posteriori) zuhause nachvollzogen. Sie stimmen alle wirklich erstaunlich gut, ich war ziemlich erstaunt beim Nachsehen! Ausserdem fiel mir dann auch auf, dass California stark einem schwimmenden Tintenfisch/Sepia ähnelt: dieser schwimmt von O nach W, die ausgefranste W-Seite sind die Tentakeln (voraus schwimmend), die spitze O-Seite der Schwanz. Es gibt sogar ein Auge, als deutliche Höhlung im Nebel. Diese fiel mir beim Beobachten aber leider nicht auf - das ist schonmal für's nächste Mal vorzumerken :-).

    (10) Satelliten Flotte (Aur)

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    Während ich mit dem Feldstecher im NO spazierenschaute flogen mir plötzlich 3 Satelliten (?) ins Bildfeld. Auch mit blossem Auge waren diese zu sehen, alle gleich hell etwa 4.5mag schätzungsweise. Die 3 flogen in exakter Formation: ein genau rechtwinkliges Dreieck mit einer langen waagrechten Seite von ca 2.5 Grad Länge, und einer kurzen, senkrechten Seite von ca 1.5 Grad Länge (die beiden Objekte auf der senkrechten Seite voraus in Flugrichtung ONO). Um 02.38 Uhr MESZ flogen sie zusammen flach schräg durch Auriga, von rechts oben (etwa von Beta Per = Algol) kommend nach links unten (nach ONO). Der 90-Grad-Winkel wurde gegen Ende etwas kleiner (wohl ein Projektionseffekt). Ich dachte zunächst an hochfliegende Militärflugzeuge (Transporter), die in Formation fliegen. Es war aber keinerlei Blinken zu sehen, konstantes Licht. Ausserdem wurden mehrere Sterne überquert auf der Flugbahn. Die Sterne wurden nie schwächer (etwaige Kurze Bedeckung), sondern behielten immer Ihre konstante Helligkeit, was für eine SEHR geringe Winkleausdehnung spricht, also wohl doch Satelliten und keine Flugzeuge. Auch war keinerlei Lärm zu hören (es war ziemlich windstill). Komische Klingonen-Flotte ! - Was war denn das ?

    Anmerkung am 12.9.2005:
    Das beobachtete Satelliten-Triplett wurde im Nachhinein identifiziert. Mithilfe von Calsky habe ich die 3 eindeutig beim Flug durch Auriga um 02:38 identifizieren können. Die Flugbahn stimmt genau mit dem überein was ich gesehn habe ! Ist ja echt ganz nett was man so alles rauskriegt mit www.CalSky.de :-)

      Name: NOSS 2-2 (C)
      Gestartet: 08. Nov. 1991
      Dimension: 3 m x 2 m, zylindrisch
      Helligkeit: 5.7 mag (bei 1000 km Distanz und 50% Beleuchtung)
      4.5 mag (im Perigäum und voll beleuchtet)
      USSPACECOM Nr: 21799
      Internationale Bezeichnung: 1991-076C
      Orbit: 826.8 x 1388.3 km, 107.4min Inklination: 63.4°
      Bahnalter: -3 Tage

      • USA 77/NOSS 2-2C
        (21809 1991-076-E) Mag= 5.5m Arietis
        az: 123.6d ESE h: 54.4d dist: 1132.5km
        ra: 2:11.9 de: +22:42
      • USA 74/NOSS 2-2A
        (21799 1991-076-C) Mag= 5.5m Arietis
        az: 123.2d ESE h: 53.2d dist: 1117.8km
        ra: 2:15.9 de: +21:55
      • USA 76/NOSS 2-2B
        (21808 1991-076-D) Mag= 5.5m Arietis
        az: 128.6d SE h: 52.2d dist: 1129.3km
        ra: 2:06.8 de: +19:13


    (11) NGC 891 - (Gx, And)

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    Ich wollte auch nochmal NGC 891 probieren, die Edge-on Galaxie 10.9m) in And mit dem Staubstreifen. Am KABR hatte ich den Staubstreifen nicht sicher erkennen können. Auch heute - selbst bei hoher Vergrösserung 9mm - war er nur indirekt mit letzter Ktaft sichtbar (gut ich war auch schon ziemlich müde gegen 3 Uhr muss ich sagen). Der Staubstreifen in der Hauptebene blitzte hin und wieder auf (wenn Dunkelheit überhaupt aufblitzen kann :-). Man sieht aber schön, dass es sich um eine - im Vergleich zu 4565 etwas fettere - Edge-On Spirale handelt. Sicherlich ist NGC 891 aber (obwohl recht gross) ein recht schwieriges Objekt für grosse Öffnung und sehr dunklen Himmel. Im Feldstecher war von ihr allerdings nichts zu sehen (10.9mag !).


    Feldgrösse 15'x15', © STScI Digitized Sky Survey

    (12) M81/82 (UMa)

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    Zwei Standardobjekte zum Abgewöhnen. In M82 war im Newton der Staubstreifen zu sehen, nicht ganz so gut aber fast so wie im C11 in LAHA, allerdings fehlt einem die Vergrösserung hier sehr! M81 sieht wie ein Double von M31 im FS aus ! Beide waren zusammen im Okular sichtbar - selbst im 13mm Nagler noch.


    Feldgrösse ?'x?', © P. Surma

Appendix Technik

    Abschliessend ist zu sagen:
    • Unglaublich was man mit 8 Zoll alles sehen kann bei gutem Himmel !
    • Der Kauf des Fujinon-Feldstechers hat sich gelohnt, ein gutes Gerät und eine ideale Ergänzung zum Teleskop !
    • Ich bin auch froh über die Nagler Okulare, die ein sehr grosses Feld liefern und von der Transparenz her das (annähernd) Maximale aus dem Teleskop herausholen.
    • Brauche eine grosse schwarze Kapuze für das Maximale an Dunkeladaption, Abschirmung von Streulicht + Maximierung der Aufmerksamkeit bei Deep-Sky.

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Version: 15.04.2008
Initial: 15.08.2008
© 2007 by P. Surma