Beobachtungen
(1) Frosty Leo (PPN, Leo)
→ CrossRef
... ich beginne allerdings mit einem PPN, der meine Beobachtungsliste schon lange beschwert: Frosty Leo
aka IRAS 09371+1212 oder CRL618 - ca 2° nördlich der Löwenpranke ο Leonis (3.5m) gelegen.
Unschön ist, dass Guide das Objekt nicht kennt (erstaunlich eigentlich) - ich muss mich also per Position anpirschen
und dann auf das DSS übergehen. Etwa auf der Hälfte zwischen HD83543 und der kleinen Gx NGC2958 (23' Distanz)
gibt es ein Sternendreieck, dessen Südspitze ein 'Doppelstern' (1' Distanz) ist. Diese 'Südkomponente' sollte
eigentlich unser PPN sein.
Das DSS Bild zeigt bei genauem Hinsehen Struktur an dem Objekt, zwei 'Ohren' ragen heraus. Gross ist Frosty Leo
allerdings nicht - im Teleskop suche ich erstmal einige Zeit herum, bis ich mir mit der Identifikation einigernmassen
sicher bin. Die 'Südspitze' erscheint mir (bei 155x) stellar, ca 0.5...1mag heller als die nördliche Komponente. Leider
nichts zu sehen von PPN...
Ich versuche OIII, aber auch das ändert wenig. Der Stern bleibt ein Stern. Ich bleibe also ohne Filterung. Das Seeing
(inkl. Spiegel !) sieht sehr gut aus, also vergrössere ich auf 400x, schliesslich 800x. Nochmal exakt an den Sternen fokussieren...
Erst jetzt sehe ich den Unterschied zwischen Frosty Leo und dem Nachbarstern. Die Feldgrösse ist jetzt nur noch 6',
der (mässige) Wind und die Schubserei ist etwas nervig (ich benutze den DobDrive eher wenig).
Frosty Leo ist ca 3-4x grösser als das Bild des Nachbarsterns - schätzungsweise 15-20" in Längsrichtung.
Hin und wieder nehme ich auch tatsächlich + gesichert eine Elongation senkrecht zur Verbindung FL-Stern wahr.
Erst letzteres macht mich 100% sicher den PPN beobachtet zu haben. Auch die Orientierung - im Vergleich mit dem
DSS - stimmt.
Frosty Leo ist eine sonderbare Bezeichnung für einen PPN, und man fragt sich wo dieser herrührt ?
Der Name stammt von Forveille et al. (1987),
die diese IRAS-Quelle 09371+1212 genauer untersucht habe. Das Spektrum im fernen IR lässt sich offensichtlich nur hinreichend
erklären, wenn man annimmt, dass hier auf zirkumstellarem Staub Wassereis auskondensiert ist (frosty !).
Physikalisch ist dieses Objekt extrem ungewöhnlich und damit interessant, es gibt wirklich nur sehr wenige einzelne Objekte, die ähnliche Eigenschaften
zeigen. Nach mehreren Untersuchungen verschiedener Gruppen (und vielen Hypothesen zur Erklärung des Spektrums: FU Orionis,
T Tauri also frühe Sternentwicklungsphasen)
steht heute die PPN-Erklärung (späte Phase eines entwickelten Sterns auf dem Weg zum PN) weitgehend fest. Detailbilder des Objekts findet man
hier bei Wikipedia und im Paper von
Sahai et al. (2000). Sie zeigen z.T. Jetstrukturen
und sind interessante Hinweise auf den Detailablauf bei der Bildung von PNs.
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
(2) NGC 2903 (Gx, Leo)
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Die Galaxiennacht beginnt mit einem Objekt, das erst vor ein paar Tagen noch Achim Strnad (@astrotreff.de) beobachtet und empfohlen hat: 'Kaum zu Glauben, dass dieses Objekt nicht im Messierkatalog zu finden ist.' Tatsächlich
hat NGC 2903 satte 9.6mag und ist mehr als 5' gross ! Man startet unschwer
vom letzten Kopfstern des Löwen ε Leonis, und von dort 3.8° nach SW in Richtung Praesepe (Cnc)...
Diese SBc Galaxie ist wirklich nicht zu übersehen, und sie zeigt Strukturen. Im Norden des Kerns
zeigt sich das Ende des Balkens besonders hell. Dort knickt der Spiralarm ab, was allerdings nur relativ
vage zu erahnen ist. Die südliche Balkenseite ist diffuser aber dennoch heller als der Rest der Scheibe.
Die ganze Galaxie lässt Strukturen erahnen (Arme/Zwischenräume) und wirkt zumindest stark gemottelt.
Ich wünsche mir etwas besseren Himmel (jetzt: 21.3mag/sas), aber sei's drum. Das Objekt ist definitiv zu
empfehlen - insbesondere wenn man mal richtig dunklen Himmel erwischt. Sie liegt mit v=500-600km/sec
wohl in unserer direkten Nachbarschaft (deutlich näher als Virgo).
Feldgrösse 20' x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
LSS Übersicht
Hier die für heute abend aktualisierte Versionen der beiden Grafiken zur LSS. Hiermit kann man sich die Struktur
im Raum und am Himmel ganz gut veranschaulichen. Genauere Kommentare zu den Grafiken findet man
im letzten BB.
LSS Galaxien-Verteilung in der Umgebung des Coma-Clusters (Wedge Diagram)
x-Achse = Rektaszension, v auf der linken Skala in Einheiten von 1000km/sec,
d auf der rechten Skala in Mpc via d = v / H0 (Layout + gelbe Markierungen von mir angepasst)
Quelle: Gregory + Thompson (1978) (GT78)
Verteilung der LSS Galaxien und Gruppen um Coma
Grenzgrössen: Gx 14.5 v-mag, Sterne 8.5mag,
bisher beobachtete Gruppen rot markiert
(Karte erstellt mit Guide 8.0, click zum vergrössern !)
(3) Copeland's Septet um NGC 3753 (GX-GRP, Leo)
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Über dem Hinterteil des Löwen liegen parallel zum Rücken die zwei 5mag Sterne 92 und 93 Leonis (SW - NO orientiert).
Sie bilden einen sehr guten Ausgangspunkt für die LSS-Gruppen um Coma, insbesondere für die entfernteren Strukturen.
Etwa 1° NW von 92 Leo findet
sich das kompakte Galaxien-Grüppchen um NGC 3753. Die Gruppe liegt mit einer Redshift von 8800km/sec noch hinter (!)
Coma (6800km/sec). Sie taucht auch nicht explizit in GT78 auf, ich habe sie aber beim Scannen der Gegend kürzlich
'entdeckt' (PS: es sollte eigentlich heissen re-entdeckt :-) ...tatsächlich habe ich sie ja schonmal beobachtet im BB 6.5.2008).
Sie trägt auch die Namen Copeland's Septet und Hickson 57. Interessant ist sie wegen
ihrer Kompaktheit und charakteristischen wagen-artigen Form (kopfstehend ! - die Deichsel zeigt nach SO).
Aufgrund ihrer recht hohen Entfernung sind die Mitglieder eher schwach, sie beginnen bei Helligkeiten von 14.5mag.
Dennoch sind die wesentlichen Mitglieder im Dob alle gut auszumachen.
Feldgrösse 20' x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
(4) NGC 4008 (GX-GRP, Leo)
→ CrossRef
Die 4008er Gruppe (NGC 4004, 4008, 4016, 4017) gehört laut GT78 ja zur Gruppe um
NGC3995, die sich aber 4° (entspricht dort 10 Mio ly)
nördlicher befindet. Ich habe sie im letzten BB
beschrieben - die Entfernungsdaten sind wie folgt: redshift 3400 km/sec, d=45.3Mpc, (m-M) =33.2mag.
Diese beiden Gruppen liegen also entfernungsmässig auf halbem Weg zu Coma, wenn auch fast 1h (14°)
westlicher. Man findet sie etwa in Verlängerung der Verbindungslinie β → γ Comae, ca
6° über γ Com hinaus.
NGC4008 et al sind am Himmel lose über 45' in N-S Richtung hinweg verteilt. Deshalb fällt der Gruppencharakter im Teleskop
nicht wirklich sofort auf.
Ich beginne bei 4008 und schwenke über die 4004 südwärts. Bei dieser kann ich die Elongation in N-S Richtung definitiv
erkennen, wenn mir auch die sehr interessanten Strukturen aus dem DSS leider verborgen bleiben. Schön + markant dort auch
die winkel-förmige 4er Sterngruppe. Ausserdem noch die direkten Nachbarn NGC3988 (v=6500km/sec, also
deutlich im Hintergrund stehend) und - schwach - IC2982 (gehört wohl zur Gruppe, bei etwa gleicher Redshift!).
Es geht nach Süden zu NGC 4016/4017. Letztere ist nach dem DSS Bild zu urteilen eine zwar kleine, aber sehr schöne und recht
flächenhelle Spirale. So toll macht sie sich im Teleskop allerdings leider nicht. Dennoch: sie wirkt deutlich flächig + face-on, und ich bilde
mir ein, auch einen Hauch der Arme zu sehen. Nicht so schlecht für 150 Mio ly Entfernung tief im extragalaktischen Raum ...!
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
(5) Doppel-Gruppe um NGC 4065 / 4092 (GX-GRP, Com)
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Um NGC 4065 findet sich eine beachtliche Gruppe von Galaxien, die bei v=7000km/sec - also etwa
in der Redhsift von Coma - ihr Unwesen treiben. Tatsächlich steht die Gruppe ca 15° südwestlich des Coma-Clusters,
was in 280 Mio ly Entfernung einem Abstand von 75 Mio ly entspricht (etwas mehr als Virgo von uns).
In der GT78 Grafik oben ist sie eine der Gruppen, die auf dem westlich aus Coma herausführenden LSS-Arm
liegen (die restlichen Gruppen und Cluster in dieser Struktur kommen bei nächster Gelegenheit dann an die Reihe...).
Markant ist im Teleskop die dreieckige Form der 4065 Gruppe mit ca 10' Kantenlänge.
NGC4065 (=NGC4057, anscheinend eine Doppelbenennung im NGC-Katalog) und NGC 4055 bilden an der SW Ecke des
Dreiecks ein Gx-Paar. Der DSS sagt: nicht weit entfernt steht eine nette, aber schwache edge-on Spirale UGC7094 !
Guide sagt aber leider: sie hat aber nur 15.5 bmag (~16.5 vmag)... und ich kann sie trotz einiger Versuche letztlich nicht
sehen (naja, ich bin auch kein 'Hol-das-Letzte-raus-Wettkämpfer' in solchen Sachen :-).
Auf dem Weg nach Osten treffe ich zunächst auf einen 8.7mag Stern und
danach auf 2 'freischwebende' Galaxien N4086/4090. Im NO schliesst sich daran dann die zweite Gruppe um NGC 4092
(etwa gleiche Redshift, also eigentlich die gleiche Gruppe !) an. Letztere bilden ein schönes Y. Es ist ein toller
Eindruck, auf dem kurzen Schwenk von nur 1/2° diese Gruppen vorbeiziehen zu sehen...
Mich erstaunt - im Vergleich zu Coma + bei gleicher Entfernung - doch die relativ hohe Flächenhelligkeit dieser Galaxien.
Vielleicht ist das aber
durch den hohen Anteil an Ellipsen zu erklären. Wenn man sich den DSS genau ansieht, sehen doch viel Galaxien
in dieser Gruppe eher ellipsen-artig aus. Das würde vielleicht dafür sprechen, NGC4065/4092 eher als
Ausläufer des nahen Clusters A1367zu sehen. Cluster haben bekanntlich
(durch erhöhte Merging-Wahrscheinlichkeit verständlich) höhere Anteile an Ellipsen als Galaxien im Feld (oder in schwach
ausgeprägten Gruppen)...
Feldgrösse 45' x 45',
© STScI Digitized Sky Survey
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(6) Coma Cluster = NGC 4884/4874 et al. GX-CL, Com)
→ CrossRef
...deshalb - zumindest im Vorbeigehen - ein kurzer Vergleichs-Blick auf den Coma-Cluster ...!
Feldgrösse 60' x 60',
© STScI Digitized Sky Survey
(7) The Box (NGC 4169) und mehr... (GX-GRP, Leo)
→ CrossRef
'The Box' (= Hickson 61) ist eine altbekannte Kuriosität , die mir schon aufgefallen war, als ich vor Zeiten
noch in der Uranometria blätterte... und darüber nachdachte, mir irgendwann einmal ein 'richtiges Teleskop' in der
20" Klasse anzuschaffen, um diese ganzen Galaxien endlich mal abklappern zu können... Well, here we go - finally !
Feldgrösse 60' x 60',
© STScI Digitized Sky Survey
Im DSS Bild oben habe ich die Box um 4169 an den östlichen Rand gestellt. Das zeigt schon: die Sippe hat weitere
Verwandtschaft - ca 45' weiter im Westen ! Die eigentliche Gruppe liegt auf Redshift v = 3900km/sec
(d=52Mpc, (m-M) =33.6mag).
Nachgewiesene Gruppenmitglieder sind NGC 4169, 4174, 4175 in der Box, im Westen dann die Dreiergruppe NGC 4131/4132/4134 und im
Süden schliesslich noch NGC 4185/4196.
Zu beachten ist noch, dass die grosse edge-one
Spirale am Nordeck der Box kein Gruppenmitglied ist. Sie liegt bei v=1200km/sec im Vordergrund, d.h. also
in den weiteren Ausläufern des Virgo-Haufens (17° entfernt vom Zentrum = M87, entsprechend dort im Raum etwa 15 Mio ly).
Merke übrigens:
Im Virgo-Haufen entspricht 1° am Himmel grob 1 Mio Lichtjahre im Raum.
Im Coma-Haufen entspricht 1° am Himmel grob 5 Mio Lichtjahre im Raum.
Die Box ist mit 6' Durchmesser eine recht kompakte und einigermassen auffällige Konstellation im Teleskop.
Ich kenne sie schon von einem früheren 'Besuch'.
Heute schwenke ich mit 13mm Okular/30' Feld nach Westen - via den 7.5mag Stern HD105771 - bis zur
westlichen Dreiergruppe. Das scheinen laut DSS alles Spiralen zu sein, im Teleskop bleiben sie allerdings
alle recht schwach. An die
südliche Verwandtschaft denke ich leider nicht mehr. Das kommt davon wenn man das DSS Bild
nicht entsprechend vorbereitet (Mist ! - nächstes Mal also wieder...).
Ich mache mir auch nochmal klar, wo die Box in Bezug auf die LSS hingehört: in das 'rechte Bein des Coma-Manns'
im Wedge-Diagramm von AGH86.
Die Box liegt also auf dem
LSS Filament, das den Comacluster im Raum mit uns verbindet...
Thrilling !
Tee- und Schoko-Pause am 22"er
Die LSS hat mich ganz schön geschafft. Ich futtere erstmal meinen gesamten verbleibenden Schokovorrat
und kippe den restlichen Schwarztee in mich hinein. Dann gehe ich rüber zu Thomas und belästige ihn ein
bisschen beim Testen seines neuen 22"ers :-).
Der Himmel hat sich mittlerweile auf 21.5mag/sas verbessert, das wird auch an den Sternen deutlich: im Herkules/Bootes
Gebiet ist man erstmal etwas verwirrt, weil so viele Sterne sichtbar sind ...
Jetzt ist mal Zeit für Thomas, mir die Coma-Nadel NGC4565
in seinem 22er + 13mm Okular vorzuführen ! :-)
Urps - das sieht schon ziemlich brutal aus !!! Der Kern leuchtet durch den Bulge hindurch, die Scheibe ist sehr weit hinaus
zu sehen. Beim direkten Vergleich (leider sind die Brennweiten doch recht verschieden: 2000 / 2400mm) mit meinem
20"er sieht das schon merkbar (!) besser aus bei ihm - erstaunlich was +2" und brandneue Verspiegelungen ausmachen !
Und dabei war seine Kollimation noch ultraschlecht (hochgradig un-zentriertes FS-Bild).
Etwas später schauen wir noch
auf M51. Oh Mann ! So gut hab ich M51 noch nie gesehen: in den mehr
als offensichtlichen Spiralarmen (mit den bekannten, sonderbaren Ecken!) gibt es offensichtliche Kondensationen, also
HII Gebiete. Auch in meinem 20"er sieht es hervorragend aus (dem Himmel sei dank ! - nicht ganz so gut wie in 22" allerdings).
M51 ist der helle Wahnsinn !
Nach etwas Ruhepause scanne ich meine prallvolle CrossRef nach weiteren interessanten TBO Objekten (110 TBO Objekte
sind gerade >10° über dem Horizont, das sollte für den Rest der Nacht reichen) . Da liegen auch noch einige harte XL und XXL
Brocken auf Lager. Der Himmel ist gut (21.5mag/sas) und das Seeing auch - kein Grund zu zögern also...
(8) GR8 (= UGC8091) in der Lokalen Gruppe (GX-LG, Vir)
→ CrossRef
GR8 (= UGC8091) ist eine schwache Zwerggalaxie der Lokalen Gruppe. Der Mateo Review nennt eine mittlere Flächenhelligkeit von
SB = 22.3 mag/sas (zum Vergleich: Leo I nördlich von Regulus hat sehr ähnliche 22.4mag/sas), was bei dem gegenwärtigen
Himmel gut machbar sein sollte. Und GR8 steht recht günstig ca 3.5° nördlich des östlichen Virgo Y-Arm-Endes bei ε Vir...
Bis zur direkt benachbarten (11' im Osten) Galaxie NGC4866 ist die Aufsuchung noch leicht, danach jedoch geht es
ins Dunkel: Ich suche nach einem schwachen Fleck der ein gleichseitiges Dreieck bilden sollte mit NGC4866 - TYC8891100
(10.8mag)... Direkt ist rein gar nichts zu sehen. GR8 ist auch recht klein, nur ca 1' (Leo I ist 7-10x so gross), das erschwert
die Sache. Schwache SBs (unterhalb der Himmelshelligkeit) sind durchaus sichtbar, aber sie müssen eben so gross sein,
dass möglichst viele Rezeptoren im Auge angesprochen werden um ein hinreichend verlässliches Signal zu erzeugen.
Das ist hier die Schwierigkeit bei GR8.
Schliesslich versuche ich es mit Field Sweeping (+-
einige Bogenminuten). Tasächlich kann ich dann an der besagten Stelle einen schwachen, aber doch unter
Konzentration reproduzierbar auftauchenden, Fleck wahrnehmen - wirklich an der Grenze des machbaren, selbst bei
den heutigen 21.5mag/sas !
Das ist also ein klares XL Objekt und nichts wirkliches für den Stadt-Balkon. :-)
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
(9) TNO (136472) Makemake (SOL, Com)
→ CrossRef
Kollege Christian Busch hat vor gut einem Jahr über
die 18" Beobachtung eines TNO = Trans-Neptunian-Objekt
(TNO Liste) berichtet,
sein klangvoller Name ist (136472) Makemake. Mit
aktualisierten Bahnelementen hat mir Guide
die Position ca 1.5° östlich von γ Comae ausgerechnet (alles scheint sich heute in Coma abzuspielen :-).
Die exakte Position für heute ist: α = 12h33m45s δ = +28°35'27'' (2000.0). Dazu noch eine Helligkeit von 17.0mag. Wir haben
sehr guten Himmel und ziemlich gutes Seeing (es gibt selten besseres). Das könnte also vielleicht machbar
sein - nur muss man das Ding eben finden ! Ein DSS Vergleichsfoto liegt bereit, nur leider gelingt es mir nicht
das DSS fits file in gleicher Qualität ins Guide auf meinem Notebook zu importieren (das Foto wird extrem hochskaliert, so dass die
Sterne kaum mehr vom Noise unterscheidbar sind), so dass mir Guide die Position exakt auf das DSS Bild zeichnet. Ich muss also
leider ohne perfekte Kartenunterstützung suchen, das wird natürlich dann etwas schwieriger...
Makemake wurde erst am 31.3.2005 mit der vorläufigen Bezeichnung 2005 FY9 ('Easterbunny') entdeckt. Er ist ein Kleinplanet mit
rund 1600km Durchmesser und erreicht damit grob 3/4 der Grösse von Pluto
(2390km) oder die Hälfte unseres Erdmonds (3474km). Pluto bewegt sich zwischen 28-50 AE von der Sonne durch den Raum, Makemake bei 37-52 AE,
beide sind Objekte des Kuiper Gürtels. Die derzeitige Entfernung der Erde
zu Makemake ist laut Guide heute: 51.34 AE (7,681 Mio km), das sind immerhin über 7 Lichtstunden (Mond 1 Lichtsekunde, tja).
Um es kurz zu machen. Ich finde das Ding leider nicht: stellare 17.0mag sind visuell kein Pappenstiel auch
mit 20" Öffnung und unter 21.5mag/sas Himmel.
Rein theoretisch sollte ich bis 17.1mag sehen können, aber das ist eben die reine Theorie. Auch gibt es 4-5 Sterne mit 16-17mag im Umkreis von
2' um die Position. Die muss man erstmal sehen und auseinanderhalten können bei der Lichtschwäche...! Ausserdem macht sich der derzeit
nicht funktionierende DobDrive bemerkbar, Schubserei bei hoher Vergrösserung + maximale Konzentration vertragen sich schlecht.
Ich verliere oft die Orientierung in dem sehr schwach besetzten Feld. (Und müde bin ich jetzt auch schon etwas).
Letztlich ist meine Schlussfolgerung: man muss wirklich exakte Koordinaten
auf einem DSS Bild haben, also DSS-Fits-Import direkt nach Guide (nächstes Mal bin ich besser vorbereitet !). Meine Einschätzung
zum XXL Objekt (bestenfalls grenzwertig machbar in 20") bleibt bestehen. Mal sehen, ob ich nochmal Lust habe und die Detektion
dann gelingt ...
Makemake Positionsfeld um α = 12h33m45s δ = +28°35'27''
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
(10) Doppelquasar 0957+561 A/B (AGN, UMa)
→ CrossRef
Noch ein visuelles XL Extremobjekt: der Doppelquasar QSO 0957+561 A/B in Ursa Major - ganz in der Nähe von NGC 3079 (14' nördlich).
Auch diesen hat Christian Busch in 18" gezeichnet und darüber berichtet.
Die beiden Quasar-Komponenten liegen laut Guide-Datensatz beide bei 17.0mag und stehen 5'' in N-S Richtung separiert,
Rotverschiebung liegt bei noch moderatem z = 1.4.
Die Aufsuchung gestaltet sich hier deutlich einfacher. Der QSO liegt ca 3.5° SO von ν UMa. NGC3079 ist natürlich schnell gefunden,
sie zeigt sich auch klar bananenförmig gekrümmt. In Verlängerung der Scheibe steht ein viereckige Formation einiger 15mag Sterne.
Das ist natürlich auch sehr hilfreich. Sie sehe ich unschwer im 5mm Okular. Dann kommt das Gequäle... Ohne indirektes Sehen geht
hier für mich gar nichts. Ich versuche Field Sweeping, hm, hm... Nach einiger Zeit glaube ich aber mit letzter Kraft öfter mal
ein schwaches Fleckchen an der richtigen Stelle halten zu können. Die Detektion ist grenzwertig, ich würde meine Hand nicht 100%ig
ins Feuer legen, aber sagen wir 80%ig :-).
Zur Helligkeit bleibt zu bemerken: wir haben hier 2 Quasare vor uns mit jeweils 17.0mag Helligkeit.
Die Photonenflüsse addieren sich natürlich (in etwa), wenn man das QSO-Paar mit dem Auge nicht auflösen kann, d.h. wir haben es
hier mit einem Objekt zu tun, das ca. 0.75mag (2.5 x log(2)) heller ist integral, also bei etwa 16.25mag liegt. Daher wohl auch die für mich heute
machbare Sichtung. Unter solchen Verhältnissen versuche ich aber mal nicht nach 2 getrennten Komponenten Ausschau zu halten... (zumal bei
5'' Distanz).
Feldgrösse 45' x 45',
© STScI Digitized Sky Survey
Nachschlag nach elektronischer Erblindung
Gegen 2:15 MESZ machen nacheinander mein Notebook und 1/2 h später ich selber schlapp. Ohne Notebook bin ich
ich im wesentlichen blind. D.h. ich muss Objekte anschauen, deren Position ich auswendig genau kenne. Ich schaue also
mal kurz bei Saturn vorbei. Nett mit seinen 2 offensichtlichen Monden Rhea (9.6m) und Titan (8.3m). Der Ring öffnet sich
nun wieder langsam und ist schon ganz schön anzusehen. Auf der Planetenscheibe schon Andeutungen der Wolkenbänder
(sorry, ich bin kein Planetenfreak).
Dann noch zu M87, vielleicht ja doch mal den Jet probieren (Müdigkeit macht Grössenwahn und der nimmt seinen Lauf) ?
Ich probiere ne zeitlang rum. Hm, ich meine bei 5mm eine schwache + diffuse Elongation (keine scharfe Struktur !) des zentralen
Bulges auf Positionswinkel PA=60° (Richtung NW, Zählung von N mit dem Uhrzeiger) zu sehen. Ich schaue zuhause später
nach, der PA des M87-Jets ist tatsächlich 70°, und ich hatte mir das nicht gemerkt oder Bilder beim Beobachten angesehen.
Dennoch die Elongation war extrem schwach und diffus... Ich weiss nicht. Ich sag mal: Nicht-Sichtung...
... aber egal: ich musste jetzt einfach dringend heim ins Bett !!!
Fall-asleep-time (FAT :-) war letztlich dann 4:15 MESZ, ächz !
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