Beobachtungen
(1) Dunkelwolken in Cyg + Cep (DN, Cyg/Cep)
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Während der Spiegel noch kühlt (und der Himmel nach Monduntergang weiter nachdunkelt),
leg ich mich nur mit Feldstecher bewaffnet auf meine Astro-Gebetsmatte und scanne die Milchstrasse:
in Richtung Cyg - zu galaktischer Länge 90° - dreht sich die Milchstrasse - und dort
sind die Strukturen in unserer Galaxis fantastisch gut zu beobachten.
Mit blossem Auge mache ich mir anhand der freisichtig erkennbaren Sterne nochmal die Region um NGC 7000
klar und den Weg zu M39 die Milchstrasse entlang; in der anderen Richtung - zum Cirrus - selbiges.
Den Cirrus (Ost) kann ich grenzwertig (ohne Filter) im 10x50 erkennen, den Westteil fast nicht. Aber
ich kann sehr deutlich den Einfluss der grossen Dunkelwolke westlich von 52 Cyg
sehen: östlich ist die
Sterndichte (hier eher erkennbar an der Himmelshelligkeit = verschmierte schwache Sterne) deutlich
höher als westlich. Es gibt hier eine richtige dunkle Mauer, die auch auf
Fotos dieser Gegend deutlich erkennbar ist.
Auch um den Nordamerikanebel gibt es einige sehr dunkle Regionen, wo die
Scheibensterne der Galaxis
durch Staub abgeschwächt oder ganz absorbiert werden. Bestes Beispiel ist hier ξ Cyg, der 3.7mag Stern
westlich von NGC 7000. Auch NO davon tiefdunkle Schlaglöcher in der Milchstrasse. Nächste Haltestelle ist
M39, der den Kreuzungspunkt vieler streifenförmiger Dunkelwolken zu markieren scheint. Die bekannteste Wolke
ist natürlich der schlauchförmige Wolke die auf den Cocoon-Nebel und den OC IC5146
hinzeigt: B168.
Am Ende von B168 sehe ich sogar den Komplex aus Cocoon + OC als neblige Wolke.
Aber sowohl gerade über M39 hinweg, als auch bei M39 recht und links abbiegend gibt es tiefdunkle
Bremsstreifen auf der Strasse. Es sieht fantastisch aus im Feldstecher !
Im NO von M39 beginnt dann auch mit einer deutlichen Einschnürung in der Milchstrasse im Osten der
Cepheus/Polaris-Flare, ein Gebiet mit grossen Staub
und Molekülwolken (Foto,
BB vom GG). Die breite Dunkelwolke
südlich des Cepheus sehe ich heute leicht mit blossem Auge. Die Fortsetzung hin bis Polaris geht
heute nicht so gut - der Himmel ist zu schlecht dafür, hier beginnt der Spass erst ab 21.4mag/sas...
Milchstrasse im Cygnus um M39, NGC700 und Cirrus
© PS, Bilddaten
(2) Staubstreifen und -filamente in M31 (Gx, And)
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Schon seit längerer Zeit hatte ich vor, mir auch die Staubwolken von M31 einmal genauer anzusehen.
Die heutige Nacht ist mit 21.15 - 21.25 mag/sas (max) Himmel nicht wirklich exceptionell für solche
Galaxiendetails geeignet, aber ich versuche dennoch mein Glück. Tatsächlich sieht Andromeda im
BigFinder/31mm und Dob/20mm schon recht interessant aus. Beide Staubstreifen NW des Kerns sind
deutlich auszumachen. Natürlich sind auch Sternwolken wie NGC206 problemlos erkennbar. Der Gesamtüberblick -
zusammen mit den Begleitern NGC 205 und NGC 221 ist fantastisch ...!
Bei höherer Vergrösserung (9mm, 225x, 22' Feld , ca 17mag theoret. Grenzgrösse) geht die grandiose
Übersicht leider verloren,
aber die (stellare) Grenzgrösse und die Detailwahrnehmung steigt beträchtlich. Ersteres, weil
der Himmelshintergrund relativ zu den Sternen unterdrückt wird - die subjektive Flächenhelligkeit
des Himmels (Photonen pro Rezeptorfläche) geht um 1.5mag runter, wenn die Vergrösserung verdoppelt
wird (das ergibt bei 225x rein rechnerisch etwa 9mag weniger als mit 1x = blosses Auge !). Letzteres, weil flächige
Details (Wolken, Dunkelwolken, einzelne Features) grösser dargestellt werden, und dem visuellen
System hinter dem Auge damit die Erkennung erleichtern (Mittelbildung, Verschaltung der Sehzellen).
Was kann man aber tun um das kleine Feld irgendwie
auszugleichen ? - man schwenkt ganz einfach über das Gebiet hinweg und 'merkt' sich die Eindrücke
(das geschieht zumindest teilweise unterbewusst und ersetzt damit behelfsmässig das grosse Feld). Dieses
Field Sweeping hat aber noch andere Vorteile: die Bewegung
als solche hilft bei der Erkennung kleiner und
kontrastarmer Details, auch bei der Erkennung von schwachen Kanten in der Flächenhelligkeit (z.B.
wenn man schwache Zwerggalaxien, die oft schwächer als Himmelshelligkeit sind sucht). Das scheint
einfach an der Verschaltung innerhalb unseres menschlichen Erkennungssystems zu liegen (bzw. die
Evolution hat unser Hirn im Urwald entsprechend auf die Erkennung schwacher Gradienten = Veränderungen
'trainiert').
Ich fahre also die beiden grossen Staubstreifen von M31 entlang im 9mm Okular -
1' entsprechen in der Entfernung von M31 etwa 870 Lj, mein 22' Gesichtfeld
umfasst etwa 20.000 Lj in M31. Am südwestlichen 'Ende'
stösst man (ca 40' = 35.000 Lj entfernt vom Kern) auf die helle Milchstrasssenwolke NGC 206,
allerdings ist das eine 'Milchstrassen'-Wolke in
M31 :-) ! In der Gegenrichtung nach NO schwenkt man tangential am Kern von Andromeda vorbei, bis etwas jenseits des
Sterns HIP3447 = SAO36609, ein Vordergrund-Stern mit 9.0mag und alter K0-Riese unserer Galaxis in ca 1490 ly
(+-910 ly) Entfernung von der Sonne. Er steht projezierte 24' = 19.000 Lj entfernt vom Zentrum von M31.
Es ist fantastisch beim Schwenk zu beobachten wie sich diese beiden Staubstreifen über diese riesige
Distanz (mehr als 50.000 Lj) über die Scheibe von M31 ziehen.
Interessant ist auf diesem Level auch, dass der
Bulge von
M31 nicht wirklich regulär rund/elliptisch aussieht, sondern irgendwie sechseckig
verformt. Mit Bulge bezeichne ich hier einmal ganz grob den 'visuell hellsten Bereich um den Kern' (was physikalisch
nicht genau stimmt, aber egal), gemeint ist der Bereich etwas innerhalb des oben genannten 9mag Sterns (HIP3447
22' im NO des Kerns). Der Grund für diese Form ist die grosse Breite des kernnäheren Staubbandes, es 'frisst'
den Bulge im NW etwas an und deformiert ihn dadurch (im visuellen Eindruck). Ich schwenke jetzt nicht mehr längs
des Bandes, sondern senkrecht dazu, um zu sehen, ob ich im Staubband Details erkennen kann. Tatsächlich
kann ich so bei einer kleinen bogenförmigen Sterngruppe ca 7' nördlich des Kerns (siehe Detailbilder unten, links unterhalb
der Bildmitte) eine recht deutliche Verdickung
'sehen'. Durch das Schwenken senkrecht zum Band werden die Details in dieser Richtung sozusagen 'visuell verstärkt'.
Die grossen Staubstreifen von Andromeda sind natürlich noch recht einfache und prominente Features. Auch in 8" sind
sie bei gutem Himmel (und etwas Erfahrung) prima zu sehen. Wenn man Thrills mag, kann man aber noch weiter gehen ... :-)
M31 mit Staubstreifen und -Filamenten sowie Begleitern NGC205 und 221
Foto von Kollege Thorsten Domsalla © www.deepskyart.com
Aufnahmendaten: DSQ 106N, DSLR Canon EOS 5DMkII Bel.zeit: 6x5 + 9x10min, kamera-interner Darkabzug
Auf guten Fotos von M31 sind ja weit mehr Staubdetails sichtbar, unter anderem auch kernnahe Staubfilamente,
die - spitz
zulaufend - fast bis an den stellaren Core von M31 heranreichen. Ich hatte mir schon letztes Jahr speziell für diese Gelegenheit
einige gute Ausschnitte bereitgelegt und geplant, irgendwann mal nach den Filamenten zu suchen. Ich schaue mir aber die
Fotos heute (erstmal) nicht an, zu schnell wird man beeinflusst von seinem eigenen Vorwissen. Oft kann man dann gar
nicht mehr genau unterscheiden, was man nun wirklich gesehn = detektiert hat und was nur einfach schon vorher gewusst..
Ich gehe also komplett ohne Karte auf die Suche - mit stehendem Gesichtsfeld versuche ich erstmal
auf der NO-Seite des Bulges (rechts in den Bildern unten) mein Glück und irgendwelche Kontraste zu
sehen in der milchigen Suppe des Bulges... Aber ich sehe so: eigentlich Nichts ! - die Kontraste sind wirklich mies.
Also wird geschwenkt, ca +- 1 Gesichtfeld, senkrecht zur Scheibe von M31, zunächst immer auf der NO-Seite
am Kern vorbei durch den Bulge. Dort stehen, auf halbem Weg vom Kern zu HIP3447, auch einige markant bogenförmig
angeordnete 10-11mag Sterne (um TYC 280521311 bei α = 00 43 22, δ = +41 21 55). Es ist ziemlich anstrengend
sich beim Schwenk dauernd so zu konzentrieren, aber nach einiger Zeit bin ich mir sicher, an 2 Stellen an diesem
Sternbogen Dunkelfilamente zu sehen: ein grob senkrecht (N-S) stehendes durch das nördliche Bogenende und
ein waagrecht auf den Kern zuweisendes (SW-NO orientiert) Filament jenseits des südlichen Bogenendes. Die Details sind
sehr schwach und kontrastarm, aber kommen reproduzierbar beim Darüber-Schwenk raus, wobei ich immer jene Filamente
am besten sehe, über die ich senkrecht hinwegschwenke. Je länger man beobachtet desto
klarer + sicherer erkannt erscheinen die Strukturen. Extrem dunkler Himmel wäre sicher nicht schlecht, ja, aber der Bulge
von M31 macht den Untergrund hier ja ohnehin schon hell. Dunkler Himmel also in diesem speziellen
Fall gar nicht das primär Entscheidende ! Es geht heute auch bei 21.25mag/sas, was eher mittelmässig ist für meine
Verhältnisse (normalerweise bin ich erst ab 21.4mag/sas begeistert :-).
Ich hole mir das Notebook und drehe mir die Fotos auf die richtige Orientierung und suche den Sternbogen ...
an den gesehenen Stellen gibt es definitiv die deutlichsten Dunkelfilamente - yap, bingo ! Auf den Fotos
sehen sie toll und fein
strukturiert aus, das sehe ich natürlich nicht. Visuell erscheinen sie diffuser, dennoch aber als eindeutig begrenzte,
langgezogene Schattenstrukturen auf dem Bulge von Andromeda. Manchmal habe ich den Eindruck, als sähe man noch
scharfe Strukturen, das aber wirklich
an der äussersten Grenze der Wahrnehmung (was nur heisst, dass man sich unsicher ist, nicht dass es unmöglich
ist die Details zu erkennen). Das Foto
zeigt auch noch weitere Strukturen, die ich anschliessend - jetzt mit Vorwissen - identifiziere. Östlich des Bogens
stehen zwei etwas hellere Sterne. Unterhalb von diesen beginnt mit einem dickeren Blob schon das Filament, das ich
etwas kernnäher südlich durch den Bogen ziehend gesehn habe. Auch diese Struktur ist nach einiger Zeit
klar reproduzierbar zu sehen - immer beim Schwenk - stehend tut man sich extrem schwer finde ich.
M31 Kern mit Staub-Filamenten (hellblau, ganz oben) und Aufsuchsternen
(Stern ganz rechts mit Pfeil: HIP3447 = SAO36609)
Fotoausschnitte freundlicherweise zur Verfügung gestellt von
Thorsten Domsalla © www.deepskyart.com
Das alles erinnert mich etwas an die schwächsten Pillars of Creation
im Adlernebel IC4703/M16.
Die Filamente in M31 sind - zum Vergleich - ne Kante schwerer zu erkennen als z.B. der westlichste/kleinste
der Pillars (dieser ist am schwersten zu erkennen).
Auch im Westen des Kerns suche ich später noch nach Dunkelfilamenten, aber dort scheinen sie schwächer zu sein.
Ohne Foto bekomme ich keine eindeutige Sichtung hin. Mit Foto kann ich einige nachvollziehen (eine kleine schwan-förmige
Sterngruppe hilft ....). Ausserdem versuche ich auch M110 = NGC 205, die E5 elliptische Begleitgalaxie von M31. Auch
diese zeigt auf guten Fotos ja kleine Dunkelflecken auf ihrem Bulge (Ellipsen bestehen nur aus Bulge :-).
Ich versuche ohne Foto etwas zu sehen,
wieder mit field sweeping. Aber ich kann nichts defnitives erkennen. Den Vergleich mit dem Foto erspar ich mir letztlich, weil...
...das Beobachten dieser schwachen Details strengt ganz schön an. Ich bin erstmal echt geschafft, brauch etwas
Entspannung, also klöne ich ein bisschen mit Wolf + Thorsten nebenan. Dabei stellt sich raus, dass Thorsten
gerade auf M31 draufhält mit seinem TAK. Am Ende der Nacht zeigt er mir schon auf dem Display seiner DSLR die Aufnahme:
'Schau mal was ich hier habe ! Wo waren denn Deine Staubfilamente jetzt genau ?' Wir zoomen rein und finden die
Sterngruppe und die Filamente, die ich gesehen habe - 'Wow, ist ja echt klasse !!! :-) Überleg doch mal ob ich vielleicht
Deine Aufnahmen in meinen Bericht reinhängen könnte... ?' And here they are !
Die M31-Farbaufnahmen in diesem Bericht wurden allen von Thorsten in der gleichen Nacht
geschossen - vielen Dank für diese erstklassigen Shots und die freundliche Genehmigung :-) - seine
sonstigen Fotoarbeiten findet man bei Interesse übrigens hier:
www.deepskyart.com.
(3) M31-GCs und AF And (Gx-Gc/Gx-St, And)
→ CrossRef
In M31 fehlt mir auch noch der Einzelstern AF And in meiner Sammlung. AF And ist ein physikalisch zu Andromeda
gehöriger, heller LBV (Mv < -7mag) wie auch sein Kollege AE And,
den ich schon einmal früher erfolgreich beobachten konnte (siehe auch unten). AF And steht deutlich näher (10') am Kern von
M31 und ist deshalb i.a. schwieriger (Kontrast zum Bulge-Licht von M31) als AE And (33'). Aber vielleicht habe
ich Glück und das Ding hat einen Ausbruch ? Sein Licht schwankt im Bereich mv = 15.3-17.2m.
AF And liegt vom Kern von M31 aus gesehen im Süden, grob etwa in Richtung M32=NGC221. Dort gibt es 3 Sterne zwischen 10-12mag,
und interessanterweise auch noch einige M31-Kugelhaufen. Tatsächlich kann ich die beiden GCs
158-213 (Nr in Denis Boucher-Liste, 14.7m) und 182-233 (15.4m) noch relativ gut erkennen. Aber an den sichtbaren
Kugelhaufen und dem Vergleich mit dem DSS Bild sehe ich schon: AF And wird wohl extrem schwierig bis
unmöglich sein. Ich schätze meine Grenzgrösse heute bei dem etwas hellen Himmel (21.2mag/sas) auf
ca 16-16.5mag. Mit dem DSS Bild identifiziere ich noch den ca 30" westlich stehenden 15mag Stern, aber
AF And bleibt trotz Mühe unsichtbar, auch indirekt und schwenkend ist nichts zu machen. Wahrscheinlich ist er derzeit
einfach im Minimum...
Der LBV AF And (15.3-17.2m) in M31
Die 3 hellen Sterne südlich haben 10-12m, man beachte das
Hintergrundlicht durch M31 (Kern liegt 11' entfernt im NW = re oben)
Feldgrösse 15'x15'
© STScI Digitized Sky Survey
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(4) AE And (Gx-St, And)
→ CrossRef
Leider hatte ich bei AF And kein Glück, also probiere ich noch den anderen bekannten LBV von M31:
AE And. Die Frage ist: hat sich dessen Helligkeit verändert seit der letzten Sichtung im
August 2008 ? Ist der Helligkeits-Ausbruch von Spätsommer 2008 zu Ende ?
AE And liegt auf
der anderen Seite von Andromeda, eher M110 = NGC205 zugewandt, und etwa 3x weiter entfernt (33') vom Kern.
Der charakteristische Mercedes-Stern ist schnell gefunden. Und bei indirektem Sehen ist AE And schwach
sichtbar, indirekt aber reproduzierbar immer wieder. Die Helligkeit hat sich anscheinend wenig verändert und
liegt bei ca 16mag, der Ausbruch von letztem Jahr dürfte zur Zeit also noch anhalten.
AE And - ein LBV in M31
Man beachte das im Vergleich zu AF And oben deutlich geringere
Hintergrundlicht durch M31 (Kern liegt 33' entfernt nach S = unten)
Feldgrösse 15'x15',
© STScI Digitized Sky Survey
(5) NGC 828 (Gx, And)
→ CrossRef
NGC 828 ist ein ganz interessantes pekuliares Objekt. Die gestörte Mophologie deutet auf einen
Galaxienmerger hin, und in diesem Fall scheint dies auch tatsächlich zuzutreffen. Diese 13mag Galaxie gehört zur Klasse
der LIRGs (Luminous IRAS Galaxies),
also Galaxien, die im fernen IR eine hohe Leuchtkraft (> 1011 Lsun) aufweisen. In diesem Fall
werden ca 3x die Leuchtkraft der Milchstrasse durch Emission von warmem (um 40K) Staub erzeugt. Der Staub
und der Gasgehalt stammen sehr wahrscheinlich aus einem Merger von stark gashaltigen Galaxien. Das Gas
wird von Mergern oft sehr effektiv im Zentrum konzentriert. Das kann man in numerischen Simulationen von
mergers con gas prima beobachten, z.B. bei Josh Barnes
(ein sehr netter langhaariger Typ, der vor allem Grateful Dead hört und einer der Freaks in der numerischen Galaxiendynamik-Szene ist :-).
Bei NGC 828 wird die Gaskonzentration im Zentrum wohl sehr bald zu einem Starburst führen. Eine Untersuchung
des CO Gases von NGC 828 findet man bei Wang, Scoville & Sanders (1991).
Die Entfernung zu NGC 828 liegt bei ca 5500 km/sec Redshift, das ist etwa 5x so weit wie Virgo (1000 km/sec) oder
etwas näher als Coma (6500 km/sec) - daher auch der geringe scheinbare Durchmesser des Objekts.
Im Teleskop ist NGC 828 nicht wirklich spektakulär, weil relativ klein, aber einige Details sind doch erkennbar.
Die Hülle ist sichtbar ausgedehnt und asymmetrisch (ich hätte mir hier besseren Himmel gewünscht für die
schwachen Aussenregionen). Ausserdem kann ich bei indirektem Sehen und mit
field sweeping Andeutungen des im DSS sichtbaren Staubbandes erkennen. Natürlich erscheint es
nicht so scharf begrenzt, aber doch als deutliche Delle/Einschnürung in der Helligkeitsverteilung. Ein bisschen
erinnert mich NGC 828 an Centaurus A = NGC 5128 am Südhimmel (die liegt uns allerdings 10x näher). Schwer
zu finden ist sie nicht, nur ca 3.5° SW von γ1 And.
Feldgrösse 20' x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
(6) NGC 1156 (Gx, Ari)
→ CrossRef
Letztes Jahr hat Uwe Glahn hier von
seinen Beobachtungen auf der Edelweisspitze berichtet - ich war ja in der gleichen Nacht oben
(man sieht in seinem Bericht ganz unten noch meinen roten Sharan auf den Fotos hinten links auf dem Parkplatz :-). Jedenfalls... von seinem
Bericht hatte ich mir damals vor allem die irreguläre
Zwerggalaxie NGC 1156 gemerkt, zu der es hier
eine ganz interessante Story gibt: NGC 1156 steht nämlich relativ isoliert + allein im Raum, hat aber starburst-artige Strukturen.
Wenn Starbursts von Interaktionen getriggert werden, ist NGC1156 also ein Wunderkind und man fragt sich woher
der Burst kommt. Könnte sein, dass eine dunkle Galaxie nur mit HI-Gas (aber völlig ohne Sterne,
jedoch mit DM = dark matter)
der Stossparter ist... Man hat sie durch ihre HI-Strahlung (21cm-Hyperfeinstrukturlinie) in Arecibo entdeckt.
Dennoch (bevor jemand wieder gleich ne neue 'Theorie' aufstellt :-) : solche Galaxien ersetzen nicht die Dark Matter der
modernen Kosmologie - die Masse die uns im Universum fehlt ist definitiv nicht-baryonisch, d.h. sie stammt nicht von normaler
Materie (etwa HI = Wasserstoff) wie wir sie kennen (das erkennt der geneigte Forscher am Fluktuationsspektrum der 3K-Strahlung -
Google-Stichworte: CMB, COBE, Planck-Satellit...).
Leider ist der Himmel heute mit 21.2mag/sas schlecht (und das ruft schliesslich nach einer späteren Nachbeobachtung).
Ausserdem steht die 1156 im Widder, der - halbhoch im NO - leider auch noch etwas vom Lichthof von Ludwigshafen + Mannheim
abbekommt. Aber dennoch: ein paar erste Features erkenne ich
an NGC 1156. Sie ist klein und relativ diffus, zeigt mir aber bei indirektem Sehen Anzeichen von Struktur (Starburst-Regionen).
Ganz so klar erkennen wie Uwe am Grossglockner (Zeichnung)
kann ich die Regionen nicht. Sie erinnert an NGC 4449, zeigt aber (nur heute ?) nicht ganz
so schön wie jene die Starburst-Signaturen.
Feldgrösse 20' x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
(7) NGC 7640 (Gx, Peg)
→ CrossRef
12 Grad nördlich des Pegasus-Quadrats, mitten im Niemandsland liegt die 11.8mag Galaxie NGC 7640.
Im Teleskop sieht man schön die edge-on Spirale, bei der asymmetrisch (besser punkt-symmetrisch)
der rechte Spiralarm eher unten und der linke eher oben am Bulge ansetzt. Die Scheibe ist ziemlich
lang und die dichteren Teile schon um die 5' gross. Ein nettes Objekt, besonders bei gutem Himmel, denn
- wegen ihrer Grösse - ist die Flächenhelligkeiteher niedrig. Bei Himmel >21.4mag/sas und 20" könnten
vielleicht auch die Umkehrpunkte der Spiralarme sichtbar werden...
PS: Der bekannte planetarische Nebel NGC 7662= Blue Snowball
steht übrigens nur 1.8° nördlich dieser Galaxie ...
NGC 80 Group
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
(8) NGC 7479 (Gx, Peg)
→ CrossRef
Drei Grad südlich von α Pegasi (der rechte untere Stern des Pegasus-Quadrats) steht
NGC 7479 bei Redshift 2500 km/sec, also ca 150 Mio Lj entfernt (ca 2.5x Virgo). Sie hat
11.6mag Helligkeit und ist - zumindest auf dem DSS - ein echtes Schmuckstück, mit ihren um den
zentralen Balken gewundenen offenen Spiralarmen.
Im Teleskop erscheinen Kern + Balken durch ihre hohe FH erstaunlich deutlich + hell. Die Arme
erkenn ich bei 21.2mag/sas nicht sofort. Südwestlich des Kerns steht in 45" Entfernung ein 13.7mag
Stern (der Stern nördlich des Balkens hat 13.0mag). Bei indirektem Sehen kann ich zumindest den
Anfangsteil des westlichen Spiralarms (etwa bis in Positionswinkel N = 0°) erkennen, wie er sich
um diesen Stern herumwindet. Vom südlichen Arm sehe ich bestenfalls den Ansatz, im Süden ist die FH
geringer. Insgesamt ist NGC 7479 sicherlich ein Schmuckstück, jedenfalls eine der deutlicheren SB
Galaxien, jedoch für viel Öffnung und möglichst dunklen Himmel (wie immer :-).
NGC 7479 - eine schöne SB im südlichen Pegasus
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
(9) NGC 80 Gruppe (Gx-Grp,Peg)
→ CrossRef
Zum Schluss - ich bin eigentlich schon ziemlich müde, es geht auf 3Uhr zu - noch eine kleine
Galaxien-Gruppe um NGC80, diesmal an der östlichen Querseite des Pegasus-Quadrats,
2.7° NO von χ Peg. Dominiert wird die Gruppe von den beiden E-Galaxien NGC80 (13.2m)
und NGC83 (13.6m). Im Osten gibt es 2 Spiralen in der 14.5mag Klasse, die ich sehen kann.
Auch die 15mag Fuzzies im Norden der Ellipsen sind angedeutet. Diese Galaxien sind
insgesamt T-förmig angeordnet. Um die weiteren Galaxien noch alle abzuklappern fehlt mir
um dei Uhrzeit leider etwas die Kraft... ächz. Time to go home.
NGC 80 Group
Feldgrösse 60' x 60',
© STScI Digitized Sky Survey
(10) Ausblick
Tolle Beobachtungen konnte ich heute machen. Die Staubfilamente auf dem Bulge von M31 waren wirklich
wiedermal ein Highlight für mich. Beim Schwenk über M31 wird aber auch klar: hier gibt es im Detail
so viel zu sehen, man kann x Stunden nur auf Andromeda verbringen...
Auch die Erfahrung mit dem axr Tool ist sehr positiv. Die
neue 'Elektrik' funktioniert jetzt wie die alte
CrossRef, nur alles viel einfacher + weniger fehleranfällig. Beim Ändern + Korrigieren bin ich einfach
viel schneller jetzt (kein Einordnen der Koordinaten und Suchen beim Editieren mehr). Die TBO Liste kommt
automatisch - keine langwierige Vorbereitung mehr. Berichtschreiben + Verlinken ist auch nochmal einfacher.
Die Selektion nach Elevation: klasse !!! Einzig: man hat nicht immer die gleiche Sicht - aber das
ist der Preis der Flexibilität.
Und letztlich: auch unter 21.2mag Himmel kann man tolle Dinge beobachten (ich war selbst überrascht).
Die Faszination liegt - wie so oft - im Detail... :-)
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