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Beobachtungsbericht   25./26.09.2009    (09/2009)
Der Staub der Andromeda (und andernorts...)

    Beobachter: P. Surma
    Datum/Zeit: 25.09.2009, 22:45 - 3:15 MESZ
    Ort: TASU (530m üNN)
    Kollegen: Thorsten Domsalla, Wolf Lonczyk

    Sonne: Untergang 19:21 / Aufgang 7:12 MESZ
    Astronomische Dämmerung: Ende 21:05 / Beginn 5:29 MESZ
    Mond: MU 22:50 MESZ, 46% beleuchtet

    Wetter: tagsüber schönstes Herbstwetter, abends Wolkenauflösung
    Temperatur: 10°C
    Atmosphäre: Seeing mässig
    Himmel: 21.0 - 21.25 mag/sas (SQM-L)

    Teleskope: 20" f/4 Dob + 6" f/5 Newton Bigfinder
    Montierung: Dobson (manuell)
    Filter: Astronomik OIII + UHC
    Okulare:
    (Dob /
    Finder )

    f [mm] 31 20 13 9 5 2.5







    AP [mm] 7.8 5 3.3 2.3 1.3 0.65
    V 65x 100x 155x 225x 400x 800x
    Feld 1.25°
    75'
    0.8°
    50'
    0.5°
    30'
    0.36°
    22'
    0.2°
    12'
    0.1°
    6'
    Limit [mag] 15.8 16.5 16.9 17.1 17.0 16.9







    AP [mm] 6.2 4.0 2.6 1.8 1.0 0.5
    V 24x 38x 58x 83x 150x 300x
    Feld 3.4° 2.2° 1.4° 1.0° 0.55°
    33'
    0.27°
    16'
    Limit [mag] 13.6 14.1 14.5 14.7 14.9 14.9


    Objekte: Diffuse Emmisionsnebel (Neb):
          -
    Dunkelnebel (DN):
          M31 Staubstriefen + Staubfilamente
    Galaxien (Gx):
          NGC828, NGC1156, NGC7640, NGC7479
    AGN (Quasare, Seyfert, BL Lac):
          -
    Cluster (GxCl) + Gruppen (GcGrp)
          NGC80 Gruppe
    Planetarische Nebel (PN):
          -
    Planeten + Monde:
          -
    Sternhaufen:
          GCs in M31: 158-213 und 182-233
    Sterne:
          AE And, AF And (Versuch)
    Anderes:
          -


    Bilder der Objekte: © STScI Digitized Sky Survey.   Alle Daten + Zeiten (in MESZ) aus Guide 8.0.
    Klick auf die Nummer in der Übersicht springt zu dem Objekt. Klick auf das CrossRef -Symbol vor jedem Objekt springt auf eine Seite mit zusätzlichen Links + Infos. Maglimits der Okulartabelle sind gerechnet  für optimale Bedingungen im Zenit und fst 6.5m. Meine subjektiven Highlights der Nacht sind gelb markiert.


M31 mit Staubstreifen und -Filamenten sowie Begleitern NGC205 und 221
in der gleichen Nacht fotografiert von Thorsten Domsalla © www.deepskyart.com

Aufnahmendaten: DSQ 106N, DSLR Canon EOS 5DMkII
Bel.zeit: 6x5 + 9x10min, kamera-interner Darkabzug
Zum Vergrössern anclicken !



















Übersicht

    (1)   Dunkelwolken in Cyg + Cep (DN, Cyg/Cep)
    (2)   Staubstreifen und -filamente in M31 (Gx, And)
    (3)   M31-GCs und AF And (Gx-Gc/Gx-St, And)
    (4)   AE And (Gx-St, And)
    (5)   NGC 828 (Gx, And)
    (6)   NGC 1156 (Gx, Ari)
    (7)   NGC 7640 (Gx, Peg)
    (8)   NGC 7479 (Gx, Peg)
    (9)   NGC 80 Group (Gx-Grp, And)

Diskussions-Threads zum Bericht

Einführung

    Geniales Herbstwetter seit Tagen - Mittags sitze ich noch mit den Kollegen in der Sonne - super ! Gegen nachmittag wird schon eifrig kontaktet, wer heute evtl. mit zum beobachten kommt. Wolf will definitiv zum TASU, und das sieht tatsächlich vielversprechend aus - im Nordschwarzwald plant die Vorhersage Wolken, im Odenwald befürchte ich bei 80% relativer Feuchte (wie so oft) Tau + Nebel. Also probieren wir mal wieder in die Südwestpfalz. Thorsten ruft an und lässt sich auch entsprechend überreden. Gegen 22h (der Mond geht erst um 22:30 unter) komme ich - von den letzten 5km Fahrweg etwas durchgeschüttelt - am TASU an, Thorsten ist schon eifrig am Hochfahren seiner (für mich beängstigend :-) komplexen Foto-Elektrik. Und für was diese letztlich heute noch gut sein wird, stellt sich später noch heraus...

    Ich mache erstmal noch einen 'axr make' (heute FirstLight :-), also generiere auf dem Notebook dynamisch meine HTML-Beobachtungsliste (CrossRef) für heute Nacht. Urps ! ... - über dem Horizont stehen im Moment schon 35 Objekte die ich noch beobachten will, das sollte mehr als genug sein, und der Himmel dreht sich ja auch noch ...

    Wolf trudelt auch noch etwas später mit seinem 12" ein. Ich habe meinen Dob auf den sandsteinigen Weg gestellt, denn die Wiese ist leider patschnass, oh oh ... Mein 20er muss noch ein bisschen kühlen: er hatte zuhause ca 19°, hier sind es sind aber nur 10°C - nach dem Sommer kommt zum ersten Mal wieder die volle Winterbekleidung zum Einsatz und die Luft kocht im Kollimationsbild. Auch der Mond ist gerade erst untergegangen, der Himmel 'kühlt' auch noch ne ganze zeitlang... :-)

    Ne ideale Gelegenheit für ein paar beschauliche Übersichten über die Milchstrassen- und Dunkelwolken in den benachbarten Armen unserer eigenen Galaxis im Cygnus - erstmal. Später in der Nacht werde ich das gleiche dann mal nebenan in Andromeda probieren... !

Beobachtungen

    (1) Dunkelwolken in Cyg + Cep (DN, Cyg/Cep)

    CrossRef
                           
    Während der Spiegel noch kühlt (und der Himmel nach Monduntergang weiter nachdunkelt), leg ich mich nur mit Feldstecher bewaffnet auf meine Astro-Gebetsmatte und scanne die Milchstrasse: in Richtung Cyg - zu galaktischer Länge 90° - dreht sich die Milchstrasse - und dort sind die Strukturen in unserer Galaxis fantastisch gut zu beobachten. Mit blossem Auge mache ich mir anhand der freisichtig erkennbaren Sterne nochmal die Region um NGC 7000 klar und den Weg zu M39 die Milchstrasse entlang; in der anderen Richtung - zum Cirrus - selbiges.

    Den Cirrus (Ost) kann ich grenzwertig (ohne Filter) im 10x50 erkennen, den Westteil fast nicht. Aber ich kann sehr deutlich den Einfluss der grossen Dunkelwolke westlich von 52 Cyg sehen: östlich ist die Sterndichte (hier eher erkennbar an der Himmelshelligkeit = verschmierte schwache Sterne) deutlich höher als westlich. Es gibt hier eine richtige dunkle Mauer, die auch auf Fotos dieser Gegend deutlich erkennbar ist.

    Auch um den Nordamerikanebel gibt es einige sehr dunkle Regionen, wo die Scheibensterne der Galaxis durch Staub abgeschwächt oder ganz absorbiert werden. Bestes Beispiel ist hier ξ Cyg, der 3.7mag Stern westlich von NGC 7000. Auch NO davon tiefdunkle Schlaglöcher in der Milchstrasse. Nächste Haltestelle ist M39, der den Kreuzungspunkt vieler streifenförmiger Dunkelwolken zu markieren scheint. Die bekannteste Wolke ist natürlich der schlauchförmige Wolke die auf den Cocoon-Nebel und den OC IC5146 hinzeigt: B168. Am Ende von B168 sehe ich sogar den Komplex aus Cocoon + OC als neblige Wolke. Aber sowohl gerade über M39 hinweg, als auch bei M39 recht und links abbiegend gibt es tiefdunkle Bremsstreifen auf der Strasse. Es sieht fantastisch aus im Feldstecher !

    Im NO von M39 beginnt dann auch mit einer deutlichen Einschnürung in der Milchstrasse im Osten der Cepheus/Polaris-Flare, ein Gebiet mit grossen Staub und Molekülwolken (Foto, BB vom GG). Die breite Dunkelwolke südlich des Cepheus sehe ich heute leicht mit blossem Auge. Die Fortsetzung hin bis Polaris geht heute nicht so gut - der Himmel ist zu schlecht dafür, hier beginnt der Spass erst ab 21.4mag/sas...


    Milchstrasse im Cygnus um M39, NGC700 und Cirrus
    © PS, Bilddaten


    (2) Staubstreifen und -filamente in M31 (Gx, And)

    CrossRef
                           
    Schon seit längerer Zeit hatte ich vor, mir auch die Staubwolken von M31 einmal genauer anzusehen. Die heutige Nacht ist mit 21.15 - 21.25 mag/sas (max) Himmel nicht wirklich exceptionell für solche Galaxiendetails geeignet, aber ich versuche dennoch mein Glück. Tatsächlich sieht Andromeda im BigFinder/31mm und Dob/20mm schon recht interessant aus. Beide Staubstreifen NW des Kerns sind deutlich auszumachen. Natürlich sind auch Sternwolken wie NGC206 problemlos erkennbar. Der Gesamtüberblick - zusammen mit den Begleitern NGC 205 und NGC 221 ist fantastisch ...!

    Bei höherer Vergrösserung (9mm, 225x, 22' Feld , ca 17mag theoret. Grenzgrösse) geht die grandiose Übersicht leider verloren, aber die (stellare) Grenzgrösse und die Detailwahrnehmung steigt beträchtlich. Ersteres, weil der Himmelshintergrund relativ zu den Sternen unterdrückt wird - die subjektive Flächenhelligkeit des Himmels (Photonen pro Rezeptorfläche) geht um 1.5mag runter, wenn die Vergrösserung verdoppelt wird (das ergibt bei 225x rein rechnerisch etwa 9mag weniger als mit 1x = blosses Auge !). Letzteres, weil flächige Details (Wolken, Dunkelwolken, einzelne Features) grösser dargestellt werden, und dem visuellen System hinter dem Auge damit die Erkennung erleichtern (Mittelbildung, Verschaltung der Sehzellen). Was kann man aber tun um das kleine Feld irgendwie auszugleichen ? - man schwenkt ganz einfach über das Gebiet hinweg und 'merkt' sich die Eindrücke (das geschieht zumindest teilweise unterbewusst und ersetzt damit behelfsmässig das grosse Feld). Dieses Field Sweeping hat aber noch andere Vorteile: die Bewegung als solche hilft bei der Erkennung kleiner und kontrastarmer Details, auch bei der Erkennung von schwachen Kanten in der Flächenhelligkeit (z.B. wenn man schwache Zwerggalaxien, die oft schwächer als Himmelshelligkeit sind sucht). Das scheint einfach an der Verschaltung innerhalb unseres menschlichen Erkennungssystems zu liegen (bzw. die Evolution hat unser Hirn im Urwald entsprechend auf die Erkennung schwacher Gradienten = Veränderungen 'trainiert').

    Ich fahre also die beiden grossen Staubstreifen von M31 entlang im 9mm Okular - 1' entsprechen in der Entfernung von M31 etwa 870 Lj, mein 22' Gesichtfeld umfasst etwa 20.000 Lj in M31. Am südwestlichen 'Ende' stösst man (ca 40' = 35.000 Lj entfernt vom Kern) auf die helle Milchstrasssenwolke NGC 206, allerdings ist das eine 'Milchstrassen'-Wolke in M31 :-) ! In der Gegenrichtung nach NO schwenkt man tangential am Kern von Andromeda vorbei, bis etwas jenseits des Sterns HIP3447 = SAO36609, ein Vordergrund-Stern mit 9.0mag und alter K0-Riese unserer Galaxis in ca 1490 ly (+-910 ly) Entfernung von der Sonne. Er steht projezierte 24' = 19.000 Lj entfernt vom Zentrum von M31. Es ist fantastisch beim Schwenk zu beobachten wie sich diese beiden Staubstreifen über diese riesige Distanz (mehr als 50.000 Lj) über die Scheibe von M31 ziehen.

    Interessant ist auf diesem Level auch, dass der Bulge von M31 nicht wirklich regulär rund/elliptisch aussieht, sondern irgendwie sechseckig verformt. Mit Bulge bezeichne ich hier einmal ganz grob den 'visuell hellsten Bereich um den Kern' (was physikalisch nicht genau stimmt, aber egal), gemeint ist der Bereich etwas innerhalb des oben genannten 9mag Sterns (HIP3447 22' im NO des Kerns). Der Grund für diese Form ist die grosse Breite des kernnäheren Staubbandes, es 'frisst' den Bulge im NW etwas an und deformiert ihn dadurch (im visuellen Eindruck). Ich schwenke jetzt nicht mehr längs des Bandes, sondern senkrecht dazu, um zu sehen, ob ich im Staubband Details erkennen kann. Tatsächlich kann ich so bei einer kleinen bogenförmigen Sterngruppe ca 7' nördlich des Kerns (siehe Detailbilder unten, links unterhalb der Bildmitte) eine recht deutliche Verdickung 'sehen'. Durch das Schwenken senkrecht zum Band werden die Details in dieser Richtung sozusagen 'visuell verstärkt'.

    Die grossen Staubstreifen von Andromeda sind natürlich noch recht einfache und prominente Features. Auch in 8" sind sie bei gutem Himmel (und etwas Erfahrung) prima zu sehen. Wenn man Thrills mag, kann man aber noch weiter gehen ... :-)


    M31 mit Staubstreifen und -Filamenten
    sowie Begleitern NGC205 und 221

    Foto von Kollege Thorsten Domsalla © www.deepskyart.com
    Aufnahmendaten: DSQ 106N, DSLR Canon EOS 5DMkII
    Bel.zeit: 6x5 + 9x10min, kamera-interner Darkabzug


    Auf guten Fotos von M31 sind ja weit mehr Staubdetails sichtbar, unter anderem auch kernnahe Staubfilamente, die - spitz zulaufend - fast bis an den stellaren Core von M31 heranreichen. Ich hatte mir schon letztes Jahr speziell für diese Gelegenheit einige gute Ausschnitte bereitgelegt und geplant, irgendwann mal nach den Filamenten zu suchen. Ich schaue mir aber die Fotos heute (erstmal) nicht an, zu schnell wird man beeinflusst von seinem eigenen Vorwissen. Oft kann man dann gar nicht mehr genau unterscheiden, was man nun wirklich gesehn = detektiert hat und was nur einfach schon vorher gewusst.. Ich gehe also komplett ohne Karte auf die Suche - mit stehendem Gesichtsfeld versuche ich erstmal auf der NO-Seite des Bulges (rechts in den Bildern unten) mein Glück und irgendwelche Kontraste zu sehen in der milchigen Suppe des Bulges... Aber ich sehe so: eigentlich Nichts ! - die Kontraste sind wirklich mies. Also wird geschwenkt, ca +- 1 Gesichtfeld, senkrecht zur Scheibe von M31, zunächst immer auf der NO-Seite am Kern vorbei durch den Bulge. Dort stehen, auf halbem Weg vom Kern zu HIP3447, auch einige markant bogenförmig angeordnete 10-11mag Sterne (um TYC 280521311 bei α = 00 43 22, δ = +41 21 55). Es ist ziemlich anstrengend sich beim Schwenk dauernd so zu konzentrieren, aber nach einiger Zeit bin ich mir sicher, an 2 Stellen an diesem Sternbogen Dunkelfilamente zu sehen: ein grob senkrecht (N-S) stehendes durch das nördliche Bogenende und ein waagrecht auf den Kern zuweisendes (SW-NO orientiert) Filament jenseits des südlichen Bogenendes. Die Details sind sehr schwach und kontrastarm, aber kommen reproduzierbar beim Darüber-Schwenk raus, wobei ich immer jene Filamente am besten sehe, über die ich senkrecht hinwegschwenke. Je länger man beobachtet desto klarer + sicherer erkannt erscheinen die Strukturen. Extrem dunkler Himmel wäre sicher nicht schlecht, ja, aber der Bulge von M31 macht den Untergrund hier ja ohnehin schon hell. Dunkler Himmel also in diesem speziellen Fall gar nicht das primär Entscheidende ! Es geht heute auch bei 21.25mag/sas, was eher mittelmässig ist für meine Verhältnisse (normalerweise bin ich erst ab 21.4mag/sas begeistert :-).

    Ich hole mir das Notebook und drehe mir die Fotos auf die richtige Orientierung und suche den Sternbogen ... an den gesehenen Stellen gibt es definitiv die deutlichsten Dunkelfilamente - yap, bingo ! Auf den Fotos sehen sie toll und fein strukturiert aus, das sehe ich natürlich nicht. Visuell erscheinen sie diffuser, dennoch aber als eindeutig begrenzte, langgezogene Schattenstrukturen auf dem Bulge von Andromeda. Manchmal habe ich den Eindruck, als sähe man noch scharfe Strukturen, das aber wirklich an der äussersten Grenze der Wahrnehmung (was nur heisst, dass man sich unsicher ist, nicht dass es unmöglich ist die Details zu erkennen). Das Foto zeigt auch noch weitere Strukturen, die ich anschliessend - jetzt mit Vorwissen - identifiziere. Östlich des Bogens stehen zwei etwas hellere Sterne. Unterhalb von diesen beginnt mit einem dickeren Blob schon das Filament, das ich etwas kernnäher südlich durch den Bogen ziehend gesehn habe. Auch diese Struktur ist nach einiger Zeit klar reproduzierbar zu sehen - immer beim Schwenk - stehend tut man sich extrem schwer finde ich.







    M31 Kern mit Staub-Filamenten (hellblau, ganz oben) und
    Aufsuchsternen (Stern ganz rechts mit Pfeil: HIP3447 = SAO36609)
    Fotoausschnitte freundlicherweise zur Verfügung gestellt von
    Thorsten Domsalla © www.deepskyart.com


    Das alles erinnert mich etwas an die schwächsten Pillars of Creation im Adlernebel IC4703/M16. Die Filamente in M31 sind - zum Vergleich - ne Kante schwerer zu erkennen als z.B. der westlichste/kleinste der Pillars (dieser ist am schwersten zu erkennen).

    Auch im Westen des Kerns suche ich später noch nach Dunkelfilamenten, aber dort scheinen sie schwächer zu sein. Ohne Foto bekomme ich keine eindeutige Sichtung hin. Mit Foto kann ich einige nachvollziehen (eine kleine schwan-förmige Sterngruppe hilft ....). Ausserdem versuche ich auch M110 = NGC 205, die E5 elliptische Begleitgalaxie von M31. Auch diese zeigt auf guten Fotos ja kleine Dunkelflecken auf ihrem Bulge (Ellipsen bestehen nur aus Bulge :-). Ich versuche ohne Foto etwas zu sehen, wieder mit field sweeping. Aber ich kann nichts defnitives erkennen. Den Vergleich mit dem Foto erspar ich mir letztlich, weil...

    ...das Beobachten dieser schwachen Details strengt ganz schön an. Ich bin erstmal echt geschafft, brauch etwas Entspannung, also klöne ich ein bisschen mit Wolf + Thorsten nebenan. Dabei stellt sich raus, dass Thorsten gerade auf M31 draufhält mit seinem TAK. Am Ende der Nacht zeigt er mir schon auf dem Display seiner DSLR die Aufnahme: 'Schau mal was ich hier habe ! Wo waren denn Deine Staubfilamente jetzt genau ?' Wir zoomen rein und finden die Sterngruppe und die Filamente, die ich gesehen habe - 'Wow, ist ja echt klasse !!! :-) Überleg doch mal ob ich vielleicht Deine Aufnahmen in meinen Bericht reinhängen könnte... ?' And here they are ! Die M31-Farbaufnahmen in diesem Bericht wurden allen von Thorsten in der gleichen Nacht geschossen - vielen Dank für diese erstklassigen Shots und die freundliche Genehmigung :-) - seine sonstigen Fotoarbeiten findet man bei Interesse übrigens hier: www.deepskyart.com.

    (3) M31-GCs und AF And (Gx-Gc/Gx-St, And)

    CrossRef
                           
    In M31 fehlt mir auch noch der Einzelstern AF And in meiner Sammlung. AF And ist ein physikalisch zu Andromeda gehöriger, heller LBV (Mv < -7mag) wie auch sein Kollege AE And, den ich schon einmal früher erfolgreich beobachten konnte (siehe auch unten). AF And steht deutlich näher (10') am Kern von M31 und ist deshalb i.a. schwieriger (Kontrast zum Bulge-Licht von M31) als AE And (33'). Aber vielleicht habe ich Glück und das Ding hat einen Ausbruch ? Sein Licht schwankt im Bereich mv = 15.3-17.2m.

    AF And liegt vom Kern von M31 aus gesehen im Süden, grob etwa in Richtung M32=NGC221. Dort gibt es 3 Sterne zwischen 10-12mag, und interessanterweise auch noch einige M31-Kugelhaufen. Tatsächlich kann ich die beiden GCs 158-213 (Nr in Denis Boucher-Liste, 14.7m) und 182-233 (15.4m) noch relativ gut erkennen. Aber an den sichtbaren Kugelhaufen und dem Vergleich mit dem DSS Bild sehe ich schon: AF And wird wohl extrem schwierig bis unmöglich sein. Ich schätze meine Grenzgrösse heute bei dem etwas hellen Himmel (21.2mag/sas) auf ca 16-16.5mag. Mit dem DSS Bild identifiziere ich noch den ca 30" westlich stehenden 15mag Stern, aber AF And bleibt trotz Mühe unsichtbar, auch indirekt und schwenkend ist nichts zu machen. Wahrscheinlich ist er derzeit einfach im Minimum...


    Der LBV AF And (15.3-17.2m) in M31
    Die 3 hellen Sterne südlich haben 10-12m, man beachte das
    Hintergrundlicht durch M31 (Kern liegt 11' entfernt im NW = re oben)
    Feldgrösse 15'x15' © STScI Digitized Sky Survey


.

    (4) AE And (Gx-St, And)

    CrossRef
                           
    Leider hatte ich bei AF And kein Glück, also probiere ich noch den anderen bekannten LBV von M31: AE And. Die Frage ist: hat sich dessen Helligkeit verändert seit der letzten Sichtung im August 2008 ? Ist der Helligkeits-Ausbruch von Spätsommer 2008 zu Ende ?

    AE And liegt auf der anderen Seite von Andromeda, eher M110 = NGC205 zugewandt, und etwa 3x weiter entfernt (33') vom Kern. Der charakteristische Mercedes-Stern ist schnell gefunden. Und bei indirektem Sehen ist AE And schwach sichtbar, indirekt aber reproduzierbar immer wieder. Die Helligkeit hat sich anscheinend wenig verändert und liegt bei ca 16mag, der Ausbruch von letztem Jahr dürfte zur Zeit also noch anhalten.


    AE And - ein LBV in M31
    Man beachte das im Vergleich zu AF And oben deutlich geringere
    Hintergrundlicht durch M31 (Kern liegt 33' entfernt nach S = unten)
    Feldgrösse 15'x15', © STScI Digitized Sky Survey


    (5) NGC 828 (Gx, And)

    CrossRef
                           
    NGC 828 ist ein ganz interessantes pekuliares Objekt. Die gestörte Mophologie deutet auf einen Galaxienmerger hin, und in diesem Fall scheint dies auch tatsächlich zuzutreffen. Diese 13mag Galaxie gehört zur Klasse der LIRGs (Luminous IRAS Galaxies), also Galaxien, die im fernen IR eine hohe Leuchtkraft (> 1011 Lsun) aufweisen. In diesem Fall werden ca 3x die Leuchtkraft der Milchstrasse durch Emission von warmem (um 40K) Staub erzeugt. Der Staub und der Gasgehalt stammen sehr wahrscheinlich aus einem Merger von stark gashaltigen Galaxien. Das Gas wird von Mergern oft sehr effektiv im Zentrum konzentriert. Das kann man in numerischen Simulationen von mergers con gas prima beobachten, z.B. bei Josh Barnes (ein sehr netter langhaariger Typ, der vor allem Grateful Dead hört und einer der Freaks in der numerischen Galaxiendynamik-Szene ist :-). Bei NGC 828 wird die Gaskonzentration im Zentrum wohl sehr bald zu einem Starburst führen. Eine Untersuchung des CO Gases von NGC 828 findet man bei Wang, Scoville & Sanders (1991). Die Entfernung zu NGC 828 liegt bei ca 5500 km/sec Redshift, das ist etwa 5x so weit wie Virgo (1000 km/sec) oder etwas näher als Coma (6500 km/sec) - daher auch der geringe scheinbare Durchmesser des Objekts.

    Im Teleskop ist NGC 828 nicht wirklich spektakulär, weil relativ klein, aber einige Details sind doch erkennbar. Die Hülle ist sichtbar ausgedehnt und asymmetrisch (ich hätte mir hier besseren Himmel gewünscht für die schwachen Aussenregionen). Ausserdem kann ich bei indirektem Sehen und mit field sweeping Andeutungen des im DSS sichtbaren Staubbandes erkennen. Natürlich erscheint es nicht so scharf begrenzt, aber doch als deutliche Delle/Einschnürung in der Helligkeitsverteilung. Ein bisschen erinnert mich NGC 828 an Centaurus A = NGC 5128 am Südhimmel (die liegt uns allerdings 10x näher). Schwer zu finden ist sie nicht, nur ca 3.5° SW von γ1 And.



    Feldgrösse 20' x 20', © STScI Digitized Sky Survey


    (6) NGC 1156 (Gx, Ari)

    CrossRef
                           
    Letztes Jahr hat Uwe Glahn hier von seinen Beobachtungen auf der Edelweisspitze berichtet - ich war ja in der gleichen Nacht oben (man sieht in seinem Bericht ganz unten noch meinen roten Sharan auf den Fotos hinten links auf dem Parkplatz :-). Jedenfalls... von seinem Bericht hatte ich mir damals vor allem die irreguläre Zwerggalaxie NGC 1156 gemerkt, zu der es hier eine ganz interessante Story gibt: NGC 1156 steht nämlich relativ isoliert + allein im Raum, hat aber starburst-artige Strukturen. Wenn Starbursts von Interaktionen getriggert werden, ist NGC1156 also ein Wunderkind und man fragt sich woher der Burst kommt. Könnte sein, dass eine dunkle Galaxie nur mit HI-Gas (aber völlig ohne Sterne, jedoch mit DM = dark matter) der Stossparter ist... Man hat sie durch ihre HI-Strahlung (21cm-Hyperfeinstrukturlinie) in Arecibo entdeckt. Dennoch (bevor jemand wieder gleich ne neue 'Theorie' aufstellt :-) : solche Galaxien ersetzen nicht die Dark Matter der modernen Kosmologie - die Masse die uns im Universum fehlt ist definitiv nicht-baryonisch, d.h. sie stammt nicht von normaler Materie (etwa HI = Wasserstoff) wie wir sie kennen (das erkennt der geneigte Forscher am Fluktuationsspektrum der 3K-Strahlung - Google-Stichworte: CMB, COBE, Planck-Satellit...).

    Leider ist der Himmel heute mit 21.2mag/sas schlecht (und das ruft schliesslich nach einer späteren Nachbeobachtung). Ausserdem steht die 1156 im Widder, der - halbhoch im NO - leider auch noch etwas vom Lichthof von Ludwigshafen + Mannheim abbekommt. Aber dennoch: ein paar erste Features erkenne ich an NGC 1156. Sie ist klein und relativ diffus, zeigt mir aber bei indirektem Sehen Anzeichen von Struktur (Starburst-Regionen). Ganz so klar erkennen wie Uwe am Grossglockner (Zeichnung) kann ich die Regionen nicht. Sie erinnert an NGC 4449, zeigt aber (nur heute ?) nicht ganz so schön wie jene die Starburst-Signaturen.



    Feldgrösse 20' x 20', © STScI Digitized Sky Survey


    (7) NGC 7640 (Gx, Peg)

    CrossRef
                           
    12 Grad nördlich des Pegasus-Quadrats, mitten im Niemandsland liegt die 11.8mag Galaxie NGC 7640. Im Teleskop sieht man schön die edge-on Spirale, bei der asymmetrisch (besser punkt-symmetrisch) der rechte Spiralarm eher unten und der linke eher oben am Bulge ansetzt. Die Scheibe ist ziemlich lang und die dichteren Teile schon um die 5' gross. Ein nettes Objekt, besonders bei gutem Himmel, denn - wegen ihrer Grösse - ist die Flächenhelligkeiteher niedrig. Bei Himmel >21.4mag/sas und 20" könnten vielleicht auch die Umkehrpunkte der Spiralarme sichtbar werden...

    PS: Der bekannte planetarische Nebel NGC 7662= Blue Snowball steht übrigens nur 1.8° nördlich dieser Galaxie ...


    NGC 80 Group
    Feldgrösse 30' x 30', © STScI Digitized Sky Survey


    (8) NGC 7479 (Gx, Peg)

    CrossRef
                           
    Drei Grad südlich von α Pegasi (der rechte untere Stern des Pegasus-Quadrats) steht NGC 7479 bei Redshift 2500 km/sec, also ca 150 Mio Lj entfernt (ca 2.5x Virgo). Sie hat 11.6mag Helligkeit und ist - zumindest auf dem DSS - ein echtes Schmuckstück, mit ihren um den zentralen Balken gewundenen offenen Spiralarmen.

    Im Teleskop erscheinen Kern + Balken durch ihre hohe FH erstaunlich deutlich + hell. Die Arme erkenn ich bei 21.2mag/sas nicht sofort. Südwestlich des Kerns steht in 45" Entfernung ein 13.7mag Stern (der Stern nördlich des Balkens hat 13.0mag). Bei indirektem Sehen kann ich zumindest den Anfangsteil des westlichen Spiralarms (etwa bis in Positionswinkel N = 0°) erkennen, wie er sich um diesen Stern herumwindet. Vom südlichen Arm sehe ich bestenfalls den Ansatz, im Süden ist die FH geringer. Insgesamt ist NGC 7479 sicherlich ein Schmuckstück, jedenfalls eine der deutlicheren SB Galaxien, jedoch für viel Öffnung und möglichst dunklen Himmel (wie immer :-).


    NGC 7479 - eine schöne SB im südlichen Pegasus
    Feldgrösse 30' x 30', © STScI Digitized Sky Survey


    (9) NGC 80 Gruppe (Gx-Grp,Peg)

    CrossRef
                           
    Zum Schluss - ich bin eigentlich schon ziemlich müde, es geht auf 3Uhr zu - noch eine kleine Galaxien-Gruppe um NGC80, diesmal an der östlichen Querseite des Pegasus-Quadrats, 2.7° NO von χ Peg. Dominiert wird die Gruppe von den beiden E-Galaxien NGC80 (13.2m) und NGC83 (13.6m). Im Osten gibt es 2 Spiralen in der 14.5mag Klasse, die ich sehen kann. Auch die 15mag Fuzzies im Norden der Ellipsen sind angedeutet. Diese Galaxien sind insgesamt T-förmig angeordnet. Um die weiteren Galaxien noch alle abzuklappern fehlt mir um dei Uhrzeit leider etwas die Kraft... ächz. Time to go home.


    NGC 80 Group
    Feldgrösse 60' x 60', © STScI Digitized Sky Survey


    (10) Ausblick

    Tolle Beobachtungen konnte ich heute machen. Die Staubfilamente auf dem Bulge von M31 waren wirklich wiedermal ein Highlight für mich. Beim Schwenk über M31 wird aber auch klar: hier gibt es im Detail so viel zu sehen, man kann x Stunden nur auf Andromeda verbringen...

    Auch die Erfahrung mit dem axr Tool ist sehr positiv. Die neue 'Elektrik' funktioniert jetzt wie die alte CrossRef, nur alles viel einfacher + weniger fehleranfällig. Beim Ändern + Korrigieren bin ich einfach viel schneller jetzt (kein Einordnen der Koordinaten und Suchen beim Editieren mehr). Die TBO Liste kommt automatisch - keine langwierige Vorbereitung mehr. Berichtschreiben + Verlinken ist auch nochmal einfacher. Die Selektion nach Elevation: klasse !!! Einzig: man hat nicht immer die gleiche Sicht - aber das ist der Preis der Flexibilität.

    Und letztlich: auch unter 21.2mag Himmel kann man tolle Dinge beobachten (ich war selbst überrascht). Die Faszination liegt - wie so oft - im Detail... :-)

Version: 20.11.2009
Initial: 26.09.2009
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