Beobachtungen
Ich bin früh dran, baue in Ruhe das Teleskop auf und mache noch ein paar 'Stimmungsfotos' :-).
Thomas (Dietz) aus dem VHS Kurs ruft noch an, er käme gleich noch dazu mit seinem 4" f/8...
Der Dobson-Schlund aus Sicht eines aus dem interstellaren Raum
einfliegenden Photons...
(Darstellung ohne relativistische Effekte :-)
(1) Iridium-Flare
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22:50 meine Armbanduhr klingelt - um 22:56 gibt es im NO halbhoch einen -5mag Iridium-Flare !
Also richt ich doch schonmal die Kamera aus und mach ein Testbild... Herrgott, die Batterie ist alle.
Da hol ich mal schnell den Ersatzakku. Kamera vom Stativ abmontieren, Akku raus, neuer rein, wieder
ran ans Stativ. Stimmt alles ? OK, noch ne Testaufnahme... Waaaas ? der Akku ist auch leer ? Oh Mann,
es wird jetzt aber knapp... Wo ist denn der 3. Akku ? Und nochmal das ganze... aaarggh da ist schon
der Flare... gerade noch erwischt, allerdings erst etwa in der Mitte des Flares ... sieht aus wie'n Komet
- naja sei's drum - mistige Technikprobleme !
Ich glaub ich bleib doch beim visuellen Dobson ! :-)
(Halber) Iridium-Flare im NO
(2) Thomas' Testobjekte
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Respekt Thomas ! Heute morgen noch beim Kunden in der Schweiz, heute abend auf dem Feld im heimischen Odenwald.
Das nenn ich Energie ! :-) Aber es braucht noch etwas Unterstützung, beim Auffinden von M57. Also mal ein Blick durch Deinen Sucher !
Ahja, nicht perfekt justiert - das regeln wir mal schnell... Jetzt sieht's schon besser aus - da ist ja auch M57 !
- nicht fantastisch, aber was erwarten wir bei diesem Vollmond-Himmel und 4" Öffnung (und UHC-Filter) - da ist eben leider nicht mehr drin.
HST Bilder sehen anders aus, aber visuelles Beobachten ist eben auch was anderes...! Im 20" ist es etwas besser aber auch nicht umwerfend
- es ist halt Vollmond...
M57
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
Jetzt zu M27 ! Aufsuchung über Albireo (den schaun wir on-the-fly auch mal an !) und
via die Spitze des Pfeils (Sagitta). Die letzten Meter dann mit den beiden Dreiecken mit Doppelsternspitzen.
M27
Feldgrösse 20' x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
In Sagitta zeig ich Thomas noch den kleinen und diffusen M71, bevor ich zum Cirrus schwenke...
M71
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
Der Cirrus enttäuscht leider - auch im grossen Dob und mit OIII - massiv. Im 4"/UHC ist der Sturmvogel
fast überhaupt nicht zu erkennen (nur beim Sweepen grenzwertig angedeutet). In 20" ist es besser, aber weit entfernt
von den tollen Ansichten bei gutem Himmel ! Ich muss Thomas schwören, dass Cirrus eigentlich ja ein tolles
Objekt ist ... :-)
Cirrus, Feldgrösse 4° x 2.5°,
© PS
(3) Barnard 29 in M13 (Star/GC, Her)
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Mit M13 beginnt mein eigenes Beobachtungsprogramm. Christian Busch hat kürzlich über einen
13mag Stern berichtet, der durch seine blaue Farbe (photographisch, visuell nicht beobachtbar) in
M13 auffällt (BB). Googelt man
nach Barnard 29, kommt man auch auf einen netten Kurzartikel,
wo man die Koordinaten des Objekts (α = 16h41m34s, δ= +36°26'08"), die wesentlichsten
physikalischen Zusammenhänge + ein paar gute Referenzen (s.u.) findet. Mit Google Images
finde ich dann auch ein (leider noch nicht eingenordetes)
Referenzfoto von Florian Meyer,
das ich mir als Overlay
zur Aufsuchung auf das DSS Bild lege. Damit bekomme ich die Einnordnung und kann
am Teleskop an die Identifikation gehen. Barnard 29 sticht
auf dem Farbfoto mit seiner blauen Farbe deutlich heraus, im DSS ist das Gebiet dagegen schon sehr
'crowded', d.h. die einzelnen Sterne lassen sich schon fast nicht mehr auseinanderhalten.
Barnard 29 steht nur ca 2-3' SW des Kerns von M13. Selbst jetzt bei hellem Himmel wimmelt es hier von Sternen!
Es dauert deshalb ein bisschen,
bis ich mir im Dobson die Skalen und Richtungen genau klar gemacht habe.
Ich nehme das 5mm Okular mit 12' Feldgrösse und 400x Vergrösserung (DSS-Auschnitt: 15') und hoppe
von aussen Richtung Kern... Schliesslich finde ich die
charakteristisch kleine Vierergruppe von Sternen und damit auch den (blauen) aussergewöhnlichen
Stern, der irgendwann in M13 einen PN wie Pease1 in M15
erzeugen wird... Klasse Vorstellung !
Auch wenn das Blau von Barnard 29 visuell nicht erkennbar ist, ungewöhnlich (und selten als Phänomen)
ist dieser Kugelhaufen-Stern in jedem Fall. Kugelsternhaufen wie M13 bildeten sich ja in der Frühphase
der Galaxienbildung, sie besitzen also ein Alter von 10 Gyr und mehr.
Alle blauen und massereichen (und damit kurzlebigen) Hauptreihensterne sollten also schon längst 'abgebrannt'
sein. Woher also jetzt - nach mehr als 10 Mrd Jahren - ein blauer Stern ? Ist das ein neugebildeter, junger Stern ? Man vergisst,
dass man NUR auf der Hauptreihe blau = massereich = jung setzen kann. Kugelsternhaufen sind aber alt und
enthalten deshalb aber vor allem weit entwicklete Sterne, also rote Riesensterne
(RGB, AGB Sterne) von wenigen Sonnenmassen, die die
Hauptreihe im letzten Teil ihres Lebenszyklus schon verlassen haben (natürlich enthalten sie auch noch
Hauptreihensterne geringerer Masse, die noch auf der HR verblieben sind). Nach dem RGB/AGB, werden diese
Sterne zu weissen Zwergen (WD) - dieser post-AGB/WD Übergang geht jedoch sehr schnell vor sich, nur wenige 10.000 Jahre
(auf der Hauptreihe haben diese Sterne bis zu 10 Gyr also 1.000.000x mehr Zeit zugebracht !) -
dies ist auch der eigentliche Grund, dass sich nur sehr wenige Sterne in solch einem Stadium beobachten
lassen. In dieser Phase entwickeln die Sterne auch ein Wolf-Rayet-Phänomen
(siehe unten, als PN-Vorstufe) und blasen
ihre äusseren (noch) wasserstoffreichen Schichten (und angereichertes Material) ab. Ein zunehmend
heisser (blauer) Sternkern - wie Barnard 29 ! - bleibt übrig.
In den 1970er Jahren wurden solche Sterne - per Blinkkomparator Blauplatte/Rotplatte - systematisch
in Kugelhaufen gesucht
(Zinn, Newell & Gibson 1971),
um genügend Einzelfälle für detaillierte Studien und Statistik zu haben. In jüngerer Zeit untersucht man
spezifische Einzelsterne (optisch, UV) und modelliert ihre Eigenschaften
(Conlon, Dufton & Keenan 1994), um etwas
über die Entwicklungs-Mechanismen
nach dem AGB und die Effekte zu lernen, die zur PN-Bildung führen
(staubgetriebene Superwinde,...). Das ist keineswegs Orchideenwissenschaft ! - weil: letztlich sind diese
Mechanismen entscheidend für die Anreicherung
des ISM mit schweren Elementen (C/N/O), aus denen sich später (Staub und wieder Sterne und) Planeten
bilden ... die dann auch evtl. Leben tragen können...
Soweit meine universale Gesamtschau :-) angesichts eines harmlosen, kleinen Sternleins in M13.
OK - heisst für uns: mit OIII Filter bewaffnet vor M13 ausharren und warten bis der PN um Barnard 29 sichtbar
wird... 10.000 Jahre geht ja noch,
kosmisch gesehen ! :-)
PS: Eine gut verständlichen aber doch physikalischen
Überblick über diese Entwicklungsstadien und PN-Bildung liefert der Artikel
von KPS im Sonderheft 1/2009 'Planetarische Nebel'
von Interstellarum.
M13 im Überblick
Feldgrösse 45' x 45',
© STScI Digitized Sky Survey
M13 mit Barnard 29 (zentriert, markiert)
(zum Vergrössern anclicken)
überlagertes Farbbild mit freundlicher Genehmigung von (c) Florian Meyer,
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
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(4) Campbell's Hydrogen Star = HD184738 (Star + PN, Cyg)
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Einen hab ich noch: Campbell's Hydrogen Star (CHS) (Campbell 1893) steht aufsuchgünstig 2.8° nördlich
von Albireo. Aber 10.4mag Sterne gibt es wahrlich viele in dieser Gegend. Dennoch es geht, vor allem weil er
zum Schluss bei höherer Vergrösserung etwas besonderes hat: eine schwache + sehr kleine
aber rötliche PN-Hülle (mir scheint es zumindest ohne Filter so ! - ich weiss
die Lichtempfindlichkeit des Auges bei Hα = rot ist sehr gering, hier auch Bilder
in mehreren Wellenlängen). Jedenfalls ist da erkennbar mehr
als ein Sternprofil, und es gibt, wie oft bei PNs, einen Blinking-Effekt (direktes Sehen zeigt fast
nur den Stern,
indirekt nur oder zusätzlich die Hülle). Mit Hβ Filter ändert sich das Kontrastverhältnis zwischen
Nachbarstern und dem Wasserstoffstern + Hülle sehr deutlich - der umgebende Nebel tritt deutlicher
hervor. Mit OIII Filter ist das dagegen nicht in diesem Ausmass erkennbar. Wasserstoff-Emission scheint
also einen essentiellen Lichtbeitrag zu liefern bei diesem Nebel. Das sieht man nicht alle Tage ! - und
auch mein Hβ Filter freut sich, mal wieder aus der engen Transportbox zu kommen.
Weitere Bezeichnungen für Campbell's Hydrogen Star lauten HD184738 und BD 30°+3639, für den umgebenden PN
sind u.a. PK 64+5.1 (Katalog Planetarischer Nebel von Perek + Kohoutek) und He(n) 2-438 in Gebrauch. Es ist aufgrund dieser Benamungs-Vielfalt eine wahre Freude nach
Veröffentlichungen zu suchen :-). CHS ist wohl der hellste (10.4mag, leicht variabel)) C-Typ Wolf-Rayet Stern (Klassifikation: WC9)
auf der Nordhalbkugel. Nach Modellierungen von (Underhill 1983)
könnte es sich um einen Stern von ca 1.6 Sonnendurchmesser und 2.4 Sonnenleuchtkräften handeln (es gibt neuere + andere Modelle mit anderen Parametern...! s.u.).
Durch seinen hohen Massenverlust von 10-5 Msun hat er
innerhalb von 500-1000 Jahren (nach dem Abschluss des AGB-Stadiums) eine PN-Hülle von d = 6" Durchmesser (Entfernung des Sterns d = 0.69kpc = 2250 Lj → PN: d = 0.065 Lj =
23 Ld = 4100 AE) ausgebildet (dynamische Alters-Bestimmung liefert 500 Jahre,
Post-AGB Sternentwicklungs-Modelle liefern 900 Jahre). Der Massenverlust stammt aus einem Sternwind,
der eine Endgeschwindigkeit von 700 km/sec erreicht und anscheinend sehr turbulent, klumpig + variabel
erfolgt (es gibt auf der Zeitskala von Stunden 'klumpige' Variationen in den Emmissionslinien).
Eine relativ spezifische Diskussion zum Objekt findet man bei
Grosdidier, Acker + Moffat (2000)
.
Wolf-Rayet Sterne sind keineswegs eine physikalisch
einheitliche Klasse von Objekten. Einerseits sind dies
eher sehr massive (20 Msun), heisse Sterne auf dem Weg zu SN-Explosionen. Andererseits sind aber auch
manche Zentralsterne von PNs vom Wolf-Rayet-Typ (10% aller WRs), diese sind aber etwa im Massenbereich der Sonne
(1-3 Msun) und somit Sterne, die nach dem Riesenast (post-AGB) nun auf dem Weg zum Weissen Zwerg sind. Man sollte
also eher vom 'Wolf-Rayet-Phänomen' (schwache Wasserstoflinien, starke Emmissionslinien von He/C/N/O, hoher Massenverlust,
turbulenter + massiver Wind) sprechen, als von
'dem WR-Sterntyp'. Anscheinend ist das Phänomen selbst und die Entwicklungswege von Sternen durch diese Phase
noch ein Gebiet aktueller Forschung und noch nicht in allen Details verstanden. Das ist auch kein Wunder, weil
es natürlich um vielfaches leichter ist, statische Pänomene zu verstehen (Stern brennt Wasserstoff auf der
Hauptreihe), als dynamische Entwicklung (Abblasen von Sternwinden, Veränderung der Masse,...). Das eine kann man mit
relativ einfachen Formeln verstehen, das andere bewältigt man nur noch mit hochentwickletem theoretischen
Rüstzeug und letztlich im Computer.
Campbell's Hydrogen Star
Feldgrösse 20' x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
PS: Ich habe oben von einer scheinbar rötlichen Hülle gesprochen. Hβ und mein Filter dafür zeigt aber natürlich die Emission bei
4861 Aengstroem also im blau-grünen Bereich (Balmerserie,
Hβ-Transmissionskurve). Das ist kein Widerspruch.
Mein Argument ist lediglich: Hβ zeigt den Nebel besser, also ist Wasserstoff-Emission vorhanden. Andererseits sagt
Campbell (1893) die Hα- Emission sei sehr schwach.
Also war die rote Hülle wohl nur eingebildet ? Muss ich nochmal verifizieren ...:-)
Ausserdem habe ich noch diesen Artikel zu CHS gefunden.
Lesenswert !
(5) Da capo Cheeseburger NGC 7026 (PN, Cyg)
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Ich hatte mir den Cheeseburger erst in der letzten Beobachtungsnacht
angesehen. Heute nochmal - mal zum Vergleich. Hier auch nochmal
das Farbbild im Netz,
das dem visuellen Eindruck am Dobson ganz gut entspricht (nur eben in S/W).
Trotz hellem Mondlicht kommt NGC 7026 gut raus - auch komplett ohne Filter, was recht erstaunlich ist - die hohe
FH macht's. Das Bild ist kaum schlechter als kürzlich am HEHO. Einwandfrei sind die beiden elongierten
Nebelteile symmetrisch zur Dunkelteilung zu sehen (im DSS unten ist dieses Detail nicht erkennbar,
weil überbelichtet). Ein toller 'bipolarer PN' ! - aber mit recht komplexer Struktur, wenn man im Detail hinsieht:
HST-Bild.
Cheeseburger NGC 7026
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(6) Blue Snowball NGC 7662 (PN, And)
→ CrossRef
Der blaue Schneeball ist ein bekanntes Objekt, dennoch hab ich ihn mir noch nie angesehen.
Durch seine hohe FH, sollte er eigentlich einwandfrei zu machen sein heute.
NGC 7662 liegt mitten im 'grauen' Niemandsland, 10° aussen herum keine markanten Sternbildlinien -
etwa in der Mitte zwischen Pegasus, Andromeda, Cassiopeia, Cepheus und Lacerta.
Eine charakteristische 3+4 Gruppe von 4mag Sternen weisst mir einigermassen den Weg (bei dem
Mondschein sehe ich sie nicht besonders gut im Telrad). Der Nebel selbst hat 9.2mag
Integralhelligkeit.
Die PN-Scheibe ist nur 40" gross, aber sehr hell. Die azurblaue Farbe ist sehr deutlich zu sehen bei 100x - klasse !
Für Details braucht es aber hohe Vergrösserung. Im 5mm deutet sich Struktur im Inneren an -
sowohl ohne als auch mit OIII Filter.
Es gibt anscheinend eine scharfkantig/schmalen Ring der konzentrisch innerhalb der Scheibe liegt, ausserdem
im Norden eine Aufhellung der Scheibe am Rand. Schwach deuten sich auch in N und S zwei 'Ohren' jenseits
des Scheibe an. Wieder ist das DSS-Bild äusserst schlecht geeignet zum
Vergleich, besser man vergleicht mit diesen interessanten (Amateur-) Bildern von Bernd Gährken + vom HST.
Gutes Seeing + maximaler Kontrast wären ideal für diese Details. Hier muss ich in einer guten Nacht nocheinmal nach Details
Ausschau halten...
Cheeseburger NGC 7662
Feldgrösse 20' x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
(7) HD226868 und Cygnus X-1 (BH, Cyg)
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Nicht einmal ein halbes Grad östlich des (zur Schwan-Figur gehörigen) 3.9mag Sterns η Cygni,
aber 6000 Lichtjahre entfernt in Vorwärtsrichtung auf unserem lokalen Spiralarm liegt ein
(scheinbar) 8.9mag heller B0 Ib Überriese namens HD226868
(30.000 K, 20-40 Msun). Er ist durch den Staub der Milchstrasse
um 3.3mag abgeschwächt - wäre er es nicht, könnte man ihn sogar mit blossem Auge sehen ! - schliesslich
liegt seine Absoluthelligkeit bei Mv = -6.5mag, was so ziemlich zum (visuell) hellsten gehört
was normale Sterne aufzubieten haben. Der Stern ist durch seine prominente Nachbarschaft wirklich sehr einfach
zu finden - selbst mit einem
kleinen Teleskop kein Problem. Und selbst bei dem Vollmond heute ebensowenig. Charakteristisch steht
noch ein 10mag Stern ca 1' nördlich (siehe DSS). Ich hab das Ding gleich gefunden...
Nur: was ist so toll daran ?
Interessant an HD226868 ist sein - nur spektroskopisch (und natürlich auch nicht visuell :-) feststellbarer -
Begleiter: ein schwarzes Loch, in dem
etwa 9 Sonnenmassen auf einen 'Durchmesser' (Schwarzschildradius) von 26 km 'zusammengequetscht' sind.
Schon durch die Massenbestimmung ist
klar, dass es sich nicht um einen einen
Neutronenstern handeln kann, weil diese irgendwo jenseits 3 Sonnenmassen nicht mehr stabil
existieren können (ausserdem passen auch alle anderen Beobachtungsbefunde zur Schwarzloch-Interpretation).
Der sichtbare Stern HD226868 verliert durch einen starken Sternwind grob 1 Sonnenmasse in 400.000 Jahren.
Dieses Gas wird vom schwarzen Loch über eine Scheibe akkretiert, wobei u.a. harte Röntgenstrahlung entsteht.
Dieser Röntgenstrahlung verdankt das Cygnus X-1 System (die hellste Röntgenquelle im Schwan, aber auch
die hellste dauerhafte Röntgenquelle überhaupt) seine Entdeckung (raketen-gestützer X-Ray-Detektor, 1964).
Die Strahlung fluktuiert sehr stark und sehr schnell- auf Millisekunden-Zeitskala ! (klumpige Akkretion).
Es ist klar dass so ein komplexes und dennoch nahes Objekt von hochinteressanter Physik nur so trieft.
Deshalb: für jeden den's interessiert: sehr empfehlenswert + fast wie ein Buch gut zu lesen ist der
Cygnus X-1 Artikel in der
englischen Wikipedia - highly recommended ! :-)
Ich weiss, unsereins kann das ja alles gar nicht wirklich beobachten, im Teleskop sieht man natürlich nur
den Überriesen. Aber reicht das nicht ? Schliesslich muss
man sich mal klarmachen, dass man hier das wahrscheinlich der Erde nächstgelegene Schwarze Loch vor sich
hat (der Herrgott möge verhindern, dass das CERN uns welche macht und unvorsichtigerweise in den Genfer See plumsen lässt...
:-). Und: die Profiastronomie
studiert an Cyg X-1 'vor unserer Haustür' die Grundlagen für das, was viel weiter entfernt (Mrd Lichtjahre)
in Quasaren geschieht: Schwarze Löcher, Akkretionsscheiben, Jets, ... So bedacht könnte das sogar die
eingefleischten Extragalaktiker unter uns begeistern !
So gesehen also etwas Ehrfurcht bitte ! :-) ...zumindest aber mal wert, hinzugucken z.B. in einer hellen Nacht.
HD 226868 mit Cygnus X-1 (unaufgelöster Binary)
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
(8) Neptun, Jupiter mit Io-Schatten + Monde als Scheiben
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Gegen Ende werfe ich auch wieder einen Blick auf das Neptun/Jupiter Gespann. Es steht schon recht nah an der
Kulmination jetzt. Eindrucksvoll wieder die leuchtend azurblaue Farbe von Neptun !
Dann der Jupiter: die Wolkenbänder sind sehr
gut zu sehen.
Und: der Schatten des Jupitermondes Io projeziert sich recht kontrastreich auf das weisse Äquatorband.
Wieder bemerke ich den im letzten BB beschriebenen Effekt der Schärfung beim Sweepen:
die Details in den Bändern erscheinen plötzlich schärfer zu werden, sobald ich das Teleskop hin und herbewege. Die dunklen Seitenbänder im Norden und Süden
des Äquatorband bekommen scharfe Ausbuchtungen und Wellen, auch wenn ich sie nicht perfekt (in Ruhe) studieren kann,
aber man sieht dass es da etwas gibt ...
Ausserdem habe ich heute Gelegenheit, zum ersten mal die Flächenhaftigkeit der Jupitermonde
wirklich gesichert zu beobachten. In der Reihe der Monde (Io vor Jupiter, Europa/Ganymed als enges Paar,
HD 206677, aussen Kallisto) steht heute nämlich der 6mag Stern HD 206677. Dadurch
kann ich im gleichen Gesichtsfeld und simultan das Helligkeitsprofil von Stern und Mond direkt vergleichen.
Und definiv ja: die Monde sind kleine Flächen, deutlich verschieden von einem gleich hellen Stern !
Wirklich interessant, das mal in direktem Stern-Vergleich so sehen zu können...
Gegen 2 Uhr werde ich müde und auch etwas gernervt vom Vollmond (die alte Abneigung kehrt zurück :-).
Dennoch: nett war's und manch interessante 'FlatSky' Beobachtung gelingt eben auch bei Vollmond !
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