Beobachtungsbericht 25./26.07.2009
(05/2009)
Kuhfladen und Cheeseburger
Beobachter: | P. Surma |
Datum/Zeit: | 25.07.2009, 22:00 - 4.00 MESZ |
Ort: | HEHO |
Kollegen: |
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Sonne: |
Untergang 21:18 / Aufgang 5:50 MESZ
Astronomische Dämmerung: Ende 23:39 / Beginn 3:28 MESZ
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Mond: |
3.8 Tage alt, 19% beleuchet
Untergang 22.43 MESZ
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Wetter: |
Bis abends noch vereinzelte Wolken, dann aber wolkenlos + keine Anzeichen von Cirren
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Temperatur: | 6°C |
Atmosphäre: |
Absorption ca 0.5mag, Seeing OK |
Himmel: | leider heute vergleichsweise hell: 21.0 - 21.35 mag/sas (SQM-L)
(Spitzenwerte an diesem Platz ≥ 21.6)
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Teleskope: | 20" f/4 Dob
+ 6" f/5 Newton Bigfinder
10x50 Feldstecher auf Stativ
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Montierung: | Dobson (manuell) |
Filter: | Astronomik OIII + UHC |
Okulare: (Dob / Finder ) |
f | 31mm | 20mm | 13mm | 9mm | 5mm |
AP | 7.8mm | 5mm | 3.3mm | 2.3mm | 1.3mm |
V | 65x | 100x | 155x | 225x | 400x |
Feld | 1.25° | 0.8° 50' | 0.5° 30' | 0.36° 22' | 0.2° 12'
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Maglimit | 15.8m | 16.5m | 16.9m | 17.1m | 17.0m |
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AP | 6.2mm | 4.0mm | 2.6mm | 1.8mm | 1.0mm |
V | 24x | 38x | 58x | 83x | 150x |
Feld | 3.4° | 2.2° | 1.4° | 1.0° | 0.55° 33' |
Maglimit | 13.6m | 14.1m | 14.5m | 14.7m | 14.9m |
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Objekte: |
Diffuse Emmisionsnebel (Neb):
Cirrus, Nordamerika, Pelikan, M17, M16/IC4703, NGC 604
Dunkelnebel (DN):
Snake B72 (Versuch), Blackbone B150
Galaxien (Gx):
Tadpole UGC10214, M31, M33
AGN (Quasare, Seyfert, BL Lac):
-
Cluster (GxCl) + Gruppen (GcGrp)
-
Planetarische Nebel (PN):
NGC 6369, NGC 6781, NGC 7008, NGC 7026, M57, M27
Planeten + Monde:
Neptun + Triton, Jupiter, Mars, Venus
Sternhaufen:
M13, NGC6624, M15
Sterne:
-
Anderes:
-
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Bilder der Objekte: © STScI Digitized Sky Survey.
Alle Daten + Zeiten (in MESZ) aus Guide 8.0.
Klick auf die Nummer in der Übersicht springt zu dem Objekt. Klick auf das
→ CrossRef -Symbol vor jedem Objekt
springt auf eine Seite mit zusätzlichen Links + Infos. Maglimits der Okulartabelle sind gerechnet
 für optimale Bedingungen im Zenit und fst 6.5m. Meine subjektiven Highlights der Nacht sind gelb markiert.
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Der Dobson mit dem Bigfinder und zwei dicken Okularen
wird auf dem Fahrweg aufgestellt (hier an gleicher Stelle fotografiert in einer
früheren Nacht, somit ohne die ominösen Kuhfladen)
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Übersicht
(1) Highlights of dusk: M57, M27, M13
(2) Swan M17 (Neb, Sgr)
(3) Adlernebel IC 4703 mit 'Pillars of creation' + M16 (Neb/OC, Ser)
(4) Snake - B72 (DN, Sgr/Oph)
(5) Der collapsed-core Kugelsternhaufen NGC 6624 (GC, Sgr)
(6) M15 (GC, Peg)
(7) Little Ghost - NGC 6369 (PN, Sgr)
(8) NGC 6781 (PN, Aql)
(9) Tadpole Galaxy - UGC 10214 (Gx, Dra)
(10) Blackbone - B150 (DN, Cep)
(11) Fetus-Nebula - NGC 7008 (PN, Cyg/Cep)
(12) Cheeseburger NGC 7026 (PN, Cyg)
(13) Showpieces: M31, M33 und NGC 604 (Gx, HII, And/Tri)
(14) Cirrus
(15) Neptun + Triton
(16) Jupiter
(17) Highlights of dawn: Venus + Mars
Diskussions-Threads zum Bericht
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Einführung
Ich fahre übers Wochenende in den Südschwarzwald zum Mountainbiken, Philosophieren + Relaxen - und die
Wettervorhersage für Sa abend sieht dazu noch tatsächlich gut aus. :-) Samstags gibt es tagsüber
noch viele Wolken (am Fr abend hatte es sogar geregnet und es war - trotz Hochsommers jetzt Ende Juli -
recht kalt: nachts 10°C auf 900m üNN). Samstag nachmittag und abends werden die ziehenden Wolken aber immer
seltener und der Wald steht glasklar jenseits des Tals - Neuseeland-artiges Licht !
Dementsprechend freue ich mich auf die Beobachtungsnacht und fahre 20min hoch auf den besten Platz, den ich in der
Gegend hier kenne (1300m üNN). Schon um 21:30 zu Sonnenuntergang bin ich an Ort und Stelle. Ich finde ich es immer angenehm,
noch etwas helle Zeit zum 'Eingewöhnen' am Platz zu haben. Und Eingewöhnen ist auch angesagt: der Fahrweg und alle Wiesen rundum
sind übersäht von Kuhfladen (Gottseidank nicht mehr ganz frisch!) - na super, das wird sicher noch 'interessant' werden, später im Dunkeln...
Wegen des Windes stelle ich das Auto diagonal auf den Weg und stelle den Dob in Windrichtung dahinter. Aber gegen 1h schläft der
Wind ohnehin ein.
Zuerst sieht es - wie erhofft - ganz nach einer Supernacht aus: schon gegen 22h kommen erste Andeutungen der
Milchstrasse raus, und es sind noch 1½ h bis zum Ende der astronomischen Dämmerung - ich bin
begeistert !
Es sind keine Wolken zu sehen, der Platz liegt auf 1300m Seehöhe
und es gibt wenig Orte in der Umgegend (und wenn, liegen sie 400m tiefer). Ich schätze ich bekomme
heute endlich einen 21.6...21.7mag/sas Himmel serviert hier oben... :-):-):-).
Der Mond im Westen geht gerade unter. Unglaublich dass ich jetzt schon mit dem Beobachten
beginnen kann: zuerst ein paar Schauobjekte, vor allem aber alles was per Nebelfilter schon gut greifbar ist.
Um 23:30 Uhr zum Ende der astronomischen Dämmerung wird der Schütze dann kulminieren und ich habe
super Horizontsicht nach Süden ...
...jedoch, das Wetter bleibt nicht wie erhofft !
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Beobachtungen
(1) Highlights of dusk: M57, M27, M13
→ CrossRef
Es wird noch eine ganze Zeit lang dämmern, aber der Himmel sieht super aus ! Also beobachten wir doch schonmal das
jetzt machbare: Gasnebel mit Linienfilter -
das geht auch jetzt schon ! Auch auf Profi-Observatorien stehen die Kuppeln der Schmalband-Beobachter noch
bis in die Puppen (kurz vor Sonnenaufgang) offen, während die Kontinuums-Beobachter sich nach dem Flatfielden schon
müde und abgekämpft ins Bett trollen :-).
Als erstes nehmen wir M57, der - wegen hoher FH - an sich schon wenig Linienfilter braucht.
M57
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
Dann natürlich M27 mit OIII...
M27
Feldgrösse 20' x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
Dann ein Blick auf M13. Vor einiger Zeit hatte ich den Tip gelesen, M13 in der Dämmerung anzuvisieren. Dann
trennt der Dämmerungshimmel die helleren Riesensterne von den schwächeren Sternen ab, d.h. vor allem die Sterne auf
dem Rote-Riesenast kommen raus. Und es stimmt: wirklich interessant - so kann man - auch wenn man die Farbe
nicht sehen kann - doch auch visuell eine bisschen Einblick in das Farben-Helligkeits-Diagramm von M13 nehmen :-)
(siehe meine frühere Diskussion des FHD von M13 ).
M13
Feldgrösse 45' x 45',
© STScI Digitized Sky Survey
(2) Swan M17 (Neb, Sgr)
→ CrossRef
Im Süden sieht man schon mit blossem Auge die hellen Nebelgebiete in Richtung galaktisches Zentrum ... (Lagune et al.).
Der Himmel hat gegen 22:30 schon über 21mag/sas, jippieh !
Fangen wir an beim Schwanennebel M17. Die Form ist sofort offensichtlich: Schwanenhals + -kopf (im Dobson, aufrecht)
schwimmend in
schwarzer Nacht. Erstaunlich gut sichtbar sind heute die Knoten und anderen Details in der Brust und im Körper des Schwans !
Nochmal denke ich, 'wow, das wird ne Supernacht ...!'
Swan
Feldgrösse 60' x 60',
© STScI Digitized Sky Survey
...und schau auch noch bei Trifid vorbei...
Trifid
Feldgrösse 60' x 60',
© STScI Digitized Sky Survey
(3) Adlernebel IC 4703 mit 'Pillars of creation' + M16 (Neb/OC, Ser)
→ CrossRef
Probieren wir noch den altbekannten Adlernebel, M16 - genauer: IC 4703. Da ist die Flächenhelligkeit des Gases ja deutlich geringer
und deshalb schwerer zu sehen als in M17 - es ist jetzt gegen 23:15h, also immer noch nicht wirklich astronomisch dunkel.
Wow - tatsächlich lassen sich die Pillars of Creation gut erkennen - das
hatte ich nicht erwartet.
Im 9mm bei 225x sehe ich die beiden südöstlichen Pillars sogar besser als beim letzten Mal (siehe der Beobachtungsbericht
oben). Und: heute sieht man im 20" auch den 3. Pillar als eine breitere dreieckige Struktur, allerdings mit deutlich
weniger Kontrast.
Wenn das so gut geht, versuche ich das auch mal im 6" Bigfinder :-) Tatsächlich lässt sich im 9mm
Okular eine indirekte Andeutung der Pillars registrieren (grenzwertig). Die Pillars einzeln (wie im 20"er) aber natürlich
nicht... Dennoch bei gutem Himmel kann man es offensichtlich doch probieren !
Adlernebel
Feldgrösse 60' x 60',
© STScI Digitized Sky Survey
(4) Snake - B72 (DN, Sgr/Oph)
→ CrossRef
Da es nun endlich richtig dunkel ist (zumindest sagt die Uhr, dass die AD vorbei ist), starte
ich endlich mein richtiges Beobachtungsprogramm. Heute wird wohl eine der besten Möglichkeiten sein,
schwache Objekte weit im Süden zu versuchen...
Also zuerst die Snake, ein auf Fotos toll anzusehender Dunkelnebel im Grenzgebiet Ophiuchus / Schütze.
Die Stelle habe ich bald gefunden, aber es sieht schwierig aus... nichts zu sehen... indirekt vielleicht ?...
Irgendwie ist auch der Kontrast schlecht. Na gut - ich bin hier bei -24° Deklination, das sind nur
15° über dem Horizont ! Hier die DeepSky-Grenzen auszuloten ist auch schon etwas gewagt, aber
ich habe tolle Südsicht von hier oben und - dachte ich bis dahin ! - Super-Himmel...
Hm, irgendwie kommt mir der Himmel nicht mehr so gut vor im Süden. Es wetterleuchtet
auch unten am
Südhorizont über der Schweiz ... und es donnert (ich kann mir nicht recht klar werden ob das nun Donner ist
oder Kanonen-Böller ???). Hm, zieht da was rein von Süden ?
Oh no !
Snake
Feldgrösse 60' x 60',
© STScI Digitized Sky Survey
(5) Der collapsed-core Kugelsternhaufen NGC 6624 (GC, Sgr)
→ CrossRef
OK, machen wir was leichteres:
knapp 3/4° SO von δ Sgr unter dem Deckel des Teapot (Schütze) gibt es einen etwas kleineren
7.9mag Kugelsternhaufen, den ich mir beim 'Researchen' (ich hab zuviel mit Englisch zu tun, sorry)
zum Collapsed Core in M15 gemerkt habe: NGC 6624.
Er stammt aus dem Paper von Djorgovski + King (1986) und ist ein Vertreter der Gattung von Kugelsternhaufen,
die sehr spitze Kerngebiete besitzen (collapsed core). Das wollte ich mir mal im Vergleich auch zu M15
(ebenso mit dynamisch entwickeltem Kern) angesehn haben...
Tatsächlich hat NGC 6624 einen sichtbar gepeakten Kern. Der Haufen selber ist zwar bei weitem nicht so beeindruckend wie
M15, aber der prominente Kern ist durchaus vergleichbar finde ich. Will man sich mal einen völlig andersartigen GC
ansehen, so vergleiche man mal mit M71 in Sagitta !
NGC 6624
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(6) M15 (GC, Peg)
→ CrossRef
Zum Vergleich schau ich mir den fantastischen M15 an. Ein tolles Ding, schöner als M13, besonders mit dem Core...
M15
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
Alles gut und schön. Nur hat sich mittlerweile das Wetter verschlechtert. Ich habe den Eindruck, dass der Himmel
- besonders von Süden her - leicht 'diesig' geworden ist. Selbst im Zenit erreicht der Himmel
nicht über 21.35 mag/sas an den dunkelsten Stellen (SQM-L). Das ist für diesen
Platz überaus bescheiden (21.6mag/sas wären hier normalerweise machbar). Ausserdem: Wega sieht nicht wie
Wega aus ! - nicht strahlend und gleissend hell. Ich schätze wir haben jetzt
an die 0.5mag Absorption - vielleicht sogar mehr ! Herrgott nochmal ...
Mist, all die Mühe... und all
die Rumsteherei seit halb zehn - beim Warten auf die Dämmerung .. und es sah so klasse aus am Anfang ...!!! Oh Mist,
Mist ! Ich bin echt frustriert.
Ich muss mir ein paar Frust-Kekse einschmeissen. Dann erstmal ne Tasse Tee und ich setz mich in die offene Heckklappe
des Autos, ruhe aus und überlege, ob ich nicht doch heimfahre. Die 'kleine' Mountainbike-Tour vom Spätnachmittag macht sich jetzt
auch bemerkbar... Ausserdem bin ich auch noch etwas angefressen von einer gelinden Überdosis an Caipirinhas
vor 2 Tagen ... jetzt wo das Adrenalin nachlässt ... hm, ich ich bin echt drauf und dran heimzufahren ! ...
Schliesslich tun das Ausruhen und das Teein ihren Dienst und ich denke mir: 21.4mag/sas sind so schlecht auch
wieder nicht (sorry, Ihr Bewohner der Grossstädte) - ich hatte eben nur eine andere Erwartungshaltung für diese 'tolle Schwarzwaldnacht'...
C'est la vie.
Also adjustiere ich mein Beobachtungsprogramm doch merh in Richtung höhere Flächenhelligkeiten und es geht doch noch weiter zu ...
(7) Little Ghost - NGC 6369 (PN, Sgr)
→ CrossRef
Der Little Ghost im Grenzgebiet Ophiuchus/Schützen sieht im wesentlichen aus wir M57, jedoch etwas schwächer
von der FH her. Von den schwachen Aussengebieten sehe ich nichts. Aber der Himmel ist auch nicht gut genug jetzt.
Eigentlich wollte ich mir ja noch die vielen kleinen GCs in der Gegend ums Milchstrassenzentrum
ansehen. Aber des Süden sieht einfach zu schlecht aus für so etwas ... Ich muss zu höherer Elevation gen Norden...
NGC 6369
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
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(8) NGC 6781 (PN, Aql)
→ CrossRef
Etwas höher am Himmel wartet NGC 6781, im westlichen Flügel des Adlers gelegen. Er ist leicht zu sehen,
relativ gross und rund, aber mit wenig innerer Struktur. Es fällt aber auf, dass die Nordseite etwas
'eingedrückt' erscheint. Das DSS Bild zeigt, dass das Gas dort dünner (niedrigere FH) ist.
NGC 6781
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(9) Tadpole Galaxy - UGC 10214 (Gx, Dra)
→ CrossRef
Die Tadpole-Galaxie war schon lange auf dem Beobachtungsprogramm, und muss jetzt endlich beobachtet werden, solange
sie noch nicht im Nordwesten zu tief gesunken ist. Sie liegt südlich des Bauchs des Drachen und ist von θ
Draconis nicht schwer aufzufinden. Von dem (auch im DSS) schwachen Tail ist allerdings nichts zu sehen
(immerhin haben wir 0.5mag Absorption am Himmel).
Aber selbst ohne wäre es sicher ein gewagtes Unterfangen... Man sieht recht deutlich den zentralen Längsbalken der
Galaxie, etwa so
wie eine Edge-On Spirale, die aussen umwindenden Arme (geschweige denn den Tail) sehe ich leider nicht (jedenfalls nicht
so leicht - mir ist durch den Wetterumschwung auch die Motivation in dem Moment ein bisschen abhanden gekommen,
das gebe ich zu :-).
Tadpole Galaxy
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(10) Blackbone - B150 (DN, Cep)
→ CrossRef
'Blackbone' ist (m)eine kleine Namenscreation :-) für Barnard's Dunkelnebel Nummer 150 (B150). Die
Isophoten in Guide, und auch das DSS Bild sehen stark nach einem 'dunklen Knochen' aus.
Zur Auffindung gehe ich von η Cep aus und schaue auf dem Weg bei
NGC 6946 (face-on Spirale, Prädikat: sehr empfehlenswert!)
und NGC 6939 (OC) vorbei.
Dann mache ich zunächst den 8mag Stern am westlichen Ende von B150 aus (HD198386), und dann
den Doppelstern (HD199097 et al.) nördlich des Dunkelnebels. Dazwischen kann ich tatsächlich
ganz gut den Dunkelnebel erkennen, wenn auch deutlicher erst beim Sweepen (Drüberbewegen).
Das Dunkelgebiet wirkt allerdings deutlich breiter, als es das DSS Bild suggeriert.
Die feinen Verästelungen kann ich visuell nicht erkennen, ich sehe eher nur eine breitere Struktur.
Bei bestem Himmel und bester Durchsicht sollte Blackbone aber wirklich nett anzusehen sein !
Blackbone
Feldgrösse 90' x 90',
© STScI Digitized Sky Survey
(11) Fetus-Nebula - NGC 7008 (PN, Cyg/Cep)
→ CrossRef
Der Himmel ist nicht ideal für Dunkelnebel und Galaxien ! Also wären Nebel mit
Emissions-Linien oder hoher FH vielleicht eine gute Alternative...
NGC 7008 steht halbwegs zwischen α Cyg und α Cep - mitten in der Milchstrasse.
Schon etwas Gemurkse bis man sich im Sterngewimmel hingekämpft hat ... :-) Direkt daneben steht ein 9.5mag Stern, das erleichtert
die letzten Meter. Der PN zeigt sich ziemlich detailreich, und verdient seinen Namen wirklich: sieht aus
wie ein Embryo, eine eingerollte kleine Figur. Schöne sichtbar sind auch einige Knotendetails. In jedem Fall
ist 7008 ein recht ungewöhnlich geformter PN, dennoch finden Sabbadin et al (1983)
dass sich die Form gut mit normalen PN-Modellen erklären lässt (Gas des PN-Vorläufersterns wird vom
späteren Superwind eingeholt, siehe Artikel
von KPS im Sonderheft 1/2009 'Planetarische Nebel').
Ein sehenswertes Objekt ist er in jedem Fall, wegen der grossen FH und der Details. Sonderbar, dass er nicht
bekannter ist !
Interessant auch: Der Fetus steht mitten im Cepheus/Polaris-Flare,
einem mit blossem Auge sichtbaren Dunkelarm zwischen Cyg/Cep und UMi.
In Guide wimmelt es hier auch nur so vor LDNs, also Dunkelwolken aus dem 'Lynds Dark Nebula' Katalog.
NGC 7008
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(12) Cheeseburger NGC 7026 (PN, Cyg)
→ CrossRef
Erstaunlich, welche interessanten + detailreichen Objekte es nur wenig abseits der ausgetretenen
Pfade gibt. Ca. 5 Grad NW von Deneb
(nur ca. 3° nördlich des Nordamerika-Nebels),
auf halbem Weg zu M39 (OC), steht NGC 7026. Auf dem DSS Bild sieht der Nebel nicht so extrem
toll aus, weil er durch seine hohe FH überbelichtet erscheint. Dadurch ist er allerdings
auch einigermassen einfach in der Auffindung, selbst ohne Filter und selbst bei
hellem Himmel. Ein 4.5m und 7.5mag
Stern weisen den Weg auf den letzten 15' zu NNGC 7026, direkt neben dem Nebel (30") steht ein 9.5mag Stern.
Wieder muss ich einige Zeit rumfummeln, bis ich ihn im Sterngewimmel finde. Das liegt allerdings
daran, dass Deneb jetzt praktisch im Zenit steht. Damit muss ich dauernd den Dob ziemlich weit (10-15°) im Azimut
drehen, was anstrengt und extrem nervt weil sich dauernd meinen Bildanblick relativ zur Karte in Guide dreht. Wo
war ich jetzt wieder, äh... Vielleicht besser wenn man das Ding etwas abseits des Zenits sucht, zumindest wenn man einen
Dobson (und damit die Positionierungs-Polstelle im Zenit) hat ... :-)
Bei hoher Vergrösserung - denn NGC 7026 ist recht klein (ca 45") -
bin ich überrascht was aus der rechteck-artigen Struktur im DSS rauszuholen
ist - der Spitzname Cheeseburger stimmt absolut ! Jeweils unter- und oberhalb einer dunklen
Teilung sind helle, und parallel zur Teilung langgestreckte Nebelteile zu sehen. Die Nebel
sind dabei weitgehend achsensymmetrisch zur Teilungslinie und zeigen beide eine
Konzentration zum Zentrum hin.
Dieses Amateur-Bild gibt den
visuellen Eindruck am Dobson (visuell natürlich keine Farbe) ganz gut wider: rein morphologisch
sieht das aus wie zwei kleine edge-on Spiralen parallel in direkter Tuchfühlung. Die auf dem Bild sichtbaren
Lobes in N und S habe ich allerdings nicht sehen können ! (Sie sind visuell sicher schwierig, aber vielleicht
einen Versuch wert). Auf Filterung reagiert das Nebellicht nicht besonders deutlich, Kontrast + Ausdehnung
des Nebels steigen kaum an. Das spricht eigentlich für einen hohen Kontinuumsanteil im Nebellicht (Reflexion, Streuung).
Vom visuellen Anblick her, könnte das Ding auch ein YSO (Young Stellar Objekt) sein (Staubscheibe und Gas ober-
und unterhalb), aber die Literatur sagt eindeutig: PN - wenn auch mit recht interessanter Struktur !
Wenn man sich mal das detaillierte HST-Bild in
Falschfarben (RGB = [NII] [OIII] V) ansieht, wird erst klar, was für ein komplexes Objekt
wirklich ist.
Alte Untersuchungen von NGC 7026 stammen bereits aus den 1970er Jahren
Czyzak & Aller (1979),
wo man u.a. festgestellt hat, dass der Zentralstern (wieder mal) ein WolfRayet-Stern ist.
Noch in der Vor-CCD-Zeit (mit Bildverstärkern) haben
Solf + Weinberger (1983)
den PN dann spektroskopisch und photometrisch untersucht und modelliert. In jüngerer Zeit gab es Untersuchungen von
Cuesta, Phillips + Mampaso (1996). Fazit:
NGC 7026 scheint ein normaler PN mit einem kinematischen Alter von ca 800 yr und einem Durchmesser von ca
1/10 Ly Durchmesser zu sein (Entfernung ca 6000 Ly). Das Gas fliesst senkrecht (!) zur Verbindungslinie der
beiden sichtbaren Zentren aus (nach N und S). Die in Emissionslinien gemessenen Geschwindigkeiten
(an verschiedenen Orten) des Nebels suggerieren einen Torus mit axial bipolarem
(prolaten) Ausfluss - d.h. ganz einfach: die beiden visuell
sichtbaren hellen Knoten sind die dichtesten Stellen, also der linke und rechte Randbereich eines Torus (Rings).
Diesen sehen wir von der Seite (edge-on). Der Torus (expandiert zwar auch als solcher aber er) begrenzt
den Ausfluss auf seiner Äquatorebene, so dass dieser vor allem axial - nach N und S - auf der Torusachse erfolgt
(vgl eine an beiden Enden angezündete Zigarre: Torus = rund umschliessendes Zigarren-Etikett, Rauch = vorne und hinten in Längsrichtung
austretend).
Man ist immer wieder erstaunt, welche absonderlichen Formen von PNs erzeugt werden können. NGC 7026
ist insofern unbedingt empfehlenswert - auch mit kleineren Teleskopen - ich denke ein 10"
sollte ausreichen, um im Prinzip die gleichen Details zu sehen. Extrem dunkler Himmel ist dabei
(für die beiden Torus-Wände) nicht erforderlich. Andererseits könnte man versuchen, bei grosser
Öffnung und bei dunkelstem Himmel einmal den Rauch aus dieser PN-Zigarre (siehe das oben schon
verlinkte Bild)
austreten zu sehen ... :-)
Cheeseburger NGC 7026
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
Dann macht auch irgendwann auch mein Notebook schlapp, na klasse. Der Akku ist alle (ich hab immer noch keinen Adapter für's
Auto - ich warte noch auf die EU-Richtlinie mit den standardisierten Akku-Anschlüssen ! :-) Ich muss mich also
jetzt zu Fuss durchschlagen...
(13) Showpieces: M31, M33 und NGC 604 (Gx, HII, And/Tri)
→ CrossRef
Es ist nun ja leider kein restlos optimales Galaxienwetter (die Kollegen im Ruhrpott mögen meine
Luxushaltung verzeihen ! :-), aber dennoch: M33 und M31 stehen hoch am Himmel -
also wirft man mal einen Blick drauf, klar !
Mit dem 10x50 Feldstecher ist der Blick auf M31 wirklich klasse.
So etwas sieht man nur
in Lagen mit dunklem Himmel (≥ 21.4mag/sas). Andromeda steht ja schön eingerahmt in einem
etwa gleichschenkligen Sterndreieck (ca 2.3° Schenkellänge) bestehend aus ν And (4.5m),
HD 3817 (5.3m) und HD 3431 (6.8m). Die Scheibe von M31 ist im FS extrem eindrucksvoll und schon
bei direktem Sehen riesig (auch 1 Staubband ist im FS zu sehen). Ein Vergleich mit dem Sterndreieck
ergibt mindestens (schon visuell/direktes Sehen !)
2° Durchmesser - das sind ca 70.000 Lj (in einer Entfernung von 2 Mio Lj). Noch die Absorption weg
und 0.2mag dunklerer Himmel + indirektes Sehen, dann kommt man locker jenseits der 100.000 Lj, die
man immer als kanonischen Wert für grosse Spiralen angibt !!! Wenn das keine echte Extragalaktik ist :-) !
Für M33 nehme ich lieber gleich den Dob. Er zeigt mühelos
die 4 grossen inneren Spiralarme. Im Norden ausserdem das grösste zu M33 gehörige HII-Gebiet mit eigener
NGC-Nr namens 604. Bei hoher Vergrösserung - ich nehme noch den UHC dazu - sieht man darin sogar
Struktur. Das HII Gebiet ist offensichtlich ein Riesenvieh ! In der Mitte enthält es sogar eine
relativ klare Dunkelteilung und auch die Aussengebiete deuten sich an...
NGC 604 (in M33)
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(14) Cirrus
→ CrossRef
Den Cirrus kennt jeder und man kuckt ihn sich oft an. Dennoch bin ich immer wieder platt,
wenn ich ihn bei gutem Wetter erwische. Fantastisches Ding. Und: immer wieder sehe ich irgend etwas neues,
was ich noch nicht so gesehen habe. Heute: die letzten Südausläufer der TriWisp
verschmelzen unten deutlich erkennbar mit dem S-Ende des Sturmvogels. Das verwirbelte
Gas durch 52 Cyg sieht fantastisch aus, wie ein Rohr, und darin die bekannten scharf kontourierten Sicheln
(Stossfronten mit dem ISM).
Auch der NO-Teil, die Knochenhand (bei mir heisst das: 'Dali's Eselskopf') - Wahnsinn !
Scharfkantige Dreiecke, Sicheln und Kanten - ein unvergleichlicher Blick auf diesen Supernovarest !!!
Ich verabschiede mich einer 3.4° Grad Gesamtübersicht im Finder/OIII - Klasse !
Cirrus, Feldgrösse 4° x 2.5°,
© PS
(15) Neptun + Triton
→ CrossRef
Die astronomische Dämmerung wird jetzt bald anfangen ! Ich habe tatsächlich doch lange
durchgehalten. Zeit die Augen wieder - the hard way - an die Helligkeit anzupassen :-).
Bevor aber Jupiter jede Dunkeladaption vernichtet, erst einen Blick - nur 1.3° nach NO - nebenan
auf Neptun ! Hatte ich den schon jemals so gesehen ? Ich glaube nicht...
Die kleine Scheibe des Neptun (2.3" Durchmesser) ist deutlich gefärbt. Ein helles azurblau ist mein
Eindruck - am schönsten sichtbar bei relativ geringer Vergrösserung. Klasse !
Ausserdem hat er einige Monde - oh naja, alle jenseits von 20mag ! :-) - nicht ganz in Reichweite
für mich. Ausser natürlich der grösste Mond: Triton - mit 13.5mag auch in deutlich weniger Öffnung
erreichbar - zumindest theoretisch. Nachdem ich das Teleskop nochmals (für die Planeten) genau kollimiert habe,
kann ich ihn einigermassen direkt sehen, er springt jedoch NICHT spontan ins Auge (wie z.B. die Jupitermonde das tun).
Wir sind selbst jetzt (fast noch Kulmination) nur 26° über dem Horizont ! Und: der Kontrast zum
ca 200x so hellen Neptun (7.8mag) ist sehr stark, bei einem Abstand von nur 12" (ca 5 Neptundurchmesser).
Das alles ist fast 30AE (Erdbahnradien) entfernt, 4 Milliarden km, 4h Flugzeit mit c...
Think about it !
(16) Jupiter
→ CrossRef
Im 3.4° Feld des Bigfinder sehe ich Jupiter und Neptun in einem Feld - was ein Anblick !!! Super.
Jupiter (48" Durchmesser) in 'nur' 4 AE Entfernung und schräg dahinter, draussen im Sonnensystem, noch
25 AE weiter raus der Neptun (Uranus gibt es auch zu sehen, aber er steht woanders und ich schaffe es
heute energiemässig einfach nicht mehr ihn mir rauszusuchen - leider).
Natürlich sind auch die Galilei'schen Monde zu sehen. Dazwischen steht - in Guide zumindest - Amalthea
(den Namen kenn ich irgendwoher :-) mit 14mag - also machbar. Ich probiere nicht allzu lange herum - der
Kontrast zum Jupiter und der geringe Abstand von ca 1 Jupiterradius lassen das Ding im Licht des
Riesenplaneten untergehen. Amalthea bleibt ein Mythos - und auch das kommt mir bekannt vor...
(siehe hier).
Phänomen tbd: Strukt in Wolken - aber erst bei Bewegung wirkliche (scharfe) Details !!?
Woher kommt dieser Effekt ? Ist er bekannt ?
(17) Highlights of dawn: Venus + Mars
Jupiter hat mir mein Augenlicht jetzt endgültig versaut. Aber im Osten ist doch glatt noch die Venus (bei M1 um die Ecke)
aufgegangen und blendet mich in 3/4-Phase mit -4mag Licht.
Und - was ist das denn ? ah ja - der Mars (oberhalb der Hyaden) steht auch noch daneben - er (1.1mag, 1.8 AE entfernt)
muss noch sein - unser Nachbar mit dem Wasser ... angeblich ! Oder alles nur ne
Riesen-PR-Show ??? Naja, wenig bis kein Detail zu sehen bei dieser Elevation.
Wow, man sieht ja echt das halbe
Sonnensystem heute !!! ... grummel ...
Oder soll ich doch noch Uranus ? ...ach ne keine Lust, das Gefummel bis ich mich jetzt (ohne Notebook) mit der Ura in den Fischen
zurechtfinde schaff' ich heut nimmer... Ich muss jetzt ins Bett es ist schon fast 4... Ach nee ! Jetzt
zusammengepackt, die Kuhfladenreste schnell notdürftig abgekratzt - noch mit letzter Rest-Konzentration die enge
und kurvige Bergstrasse hinunter - und dann schnell ab ins Bett.
Schön war's ... (trotz der enttäuschten 21.6mag/sas-Hoffnungen) ! :-)
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