Beobachtungen
(1) Komet 144P/Kushida (Tau)
→ CrossRef
Zunächst schaue ich mir vor der Schnauze des Taurus den 'aktuellen' Kometen 144P/Kushida an, nachdem die
Kollegen in a.de
darüber berichtet hatten. Mit Guide 8 und aktualisierten Bahndaten ist er schnell gefunden:
zwischen ο und ξ Tau und den Plejaden. Nett wieder mal einen Kometen zu sehen -
es gibt zur Zeit ja wieder einiges (an Kometen) im Angebot ... (die bleiben aber für nächstes Mal).
Kushida ähnelt heute sehr dem kürzlichen Überraschungskomet Holmes kurz nach dessen
Ausbruch: eine grosse Hülle mit gepeaktem Kern, ich bilde mir auch eine leichte Andeutung von
Elongation im inneren Kern in O-W Richtung ein (aber wenn, dann nur angedeutet). Guide gibt folgende
aktuellen Daten (gerundet) an: Entfernung zur Erde d = 0.6 AE (90 Mio km), Abstand von der Sonne r = 1.5 AE,
scheinbare Bewegung: 28"/Stunde.
(2) M42 und Umgebung (Neb/DN, Ori)
→ CrossRef
DER Hingucker des Winterhimmels ist natürlich der Orion-Nebel. Es ist immer wieder fantastisch, das Ding
bei gutem Himmel im grossen Dob zu sehen. Im 20mm Okular kann man echt nur sagen: atemberaubend ! - das
Trapezgebiet (im Bild unten überbelichtet), der dunkle grosse Staub-Finger (vor dem hellen Zentrum sichtbar unten),
und der spiral- oder schnecken-artig aufgewickelte Nebel links unterhalb (nördlich). Besonders fällt mir heute allerdings auf,
wie klar ausgeprägt und wie weit sich der dunkle Finger nach rechts unten (siehe Bild) in einer grossen
Dunkelwolke
(Richtung Osten) fortsetzt. Die Wolke liegt richtig plastisch vor dem helleren Nebelhintergrund und ist mindestens 15' weit zu verfolgen.
Der Himmel ist ganz gut (21.4mag/sas) jetzt und der Kontrast (ohne Filter!) entsprechend hoch.
Dies vor Augen, wird mir auch
nochmal mehr als klar: die gesamte Oriongegend mit ihrem Staub ist ein riesiges Sternentstehungsgebiet
und deshalb eines der wichtigsten Labore für die Untersuchung von Sternentstehungsprozessen und entsprechenden Objekten. Und
das ganze spielt sich in unserer direkten Nachbarschaft ab, denn der Orion - oder auf die Galaxis bezogen der
Orion-Arm -
ist unser lokaler Spiralarm, in dem auch die Sonne steht.
Jedenfalls ein prima Einstieg für die Objekte, die ich heute noch vorhabe ... :-)
M42 Gesamtansicht
Süden recht oben, Osten rechts unten, Farbbild © PS 2006
(3) R Mon + Hubble's Variable Nebula NGC 2261 (Star/Neb, Mon)
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Nicht nur die Paradeobjekte im Orion-Arm (M42, Rosette,...) sind interessant. Es gibt daneben sehr
kleine, aber feine Alternativen, die, zu Unrecht, gar
nicht so bekannt sind. Hubble's Variable Nebula oder NGC 2261 ist so ein Objekt: recht flächen-hell und dadurch schon
ohne weiteres im 6" machbar, allerdings mit ca 1.5' Durchmesser relativ klein ...
Der Nebel ist nicht sehr schwer zu finden: etwa auf der Linie γ → α Ori, ich komme noch am Rosetten-Nebel vorbei
(ohne Filter ist er in 6" bestenfalls angedeutet sichtbar), dann noch etwa 5° nördlich... Schon im 6" BigFinder
mit 31mm Okular ohne Filter
(hilft ohnehin wenig bis nichts, Reflektionsnebel !) sehe ich den NGC 2261 Nebel. Mit dem 13mm Okular ist am gleichen Teleskop sogar
schon problemlos die dreieckige 'Kometen'-Form zu erkennen ! Dann aber hoch zum Okular am 20" Dobson: im 20mm ist NGC 2261
sofort und perfekt als dreieckige,
kometenartige Wolke zu sehen, Details sind auch schon angedeutet. Ich schraube die Vergrösserung noch bis auf 400x hoch (immer
ohne Filter). Der irregulär Veränderliche R Mon (oder zumindest sein Widerschein, siehe unten), ist als stellare Verdichtung
(Kopf des 'Kometen') deutlich im Süden zu
sehen. Im Osten ragt ein längliches helles Filament nach Norden, jedoch ist es weniger klar zu erkennen, als das DSS-Bild suggeriert.
Ich bilde mir ausserdem ein, in der Osthälfte des Nebelfächers etwas weiter innen ein längliches dunkles
Wolkenfilament (indirekt) zu sehen. Der Westteil des
Fächers ist allgemein breiter, diffuser, weniger strukturiert. Dennoch ist die Flächenhelligkeit des Nebels
erstaunlich hoch, was sich ja auch schon in der Sichtbarkeit in 6" f/5 äussert (man kann ihn also auch mit kleineren
Öffnungen sehr gut beobachten !).
Zu Hubble's Variable Nebula findet sich im neuen SuW 01/2009 (S. 70f) ein recht guter Praxis-Artikel von KPS, ist lesenswert
(SuW ist mittlerweile besser als sein Ruf, was Beob.Praxis angeht, finde ich).
Die Physik von NGC 2261 ist allemal sehr interessant - zumal wenn es um Star Formation geht - wir sind schliesslich im Orion-Gebiet ! Hubble
höchstpersönlich (Hubble 1916) wurde Anfang des 20. Jahrhunderts
auf dieses Objekt aufmerksam, weil das Aussehen des Nebels offensichtlich auf Zeitskalen von einigen Jahren
variiert. Hubble fand Veränderungen in den Filamentenstruktur innerhalb von nur 8 Jahren, zwischen 1908 und 1916.
Später hat man gefunden, dass die Gas- und Staubverteilung selbst weitgehend stabil zu bleiben scheint, nur die Beleuchtung
durch die Lichtquelle ändert sich. Ein schönes detailreiches Bild von Hubble (dem jüngeren :-) kann man sich hier
ansehen.
In neuerer Zeit haben
hochaufgelöste (sub-arcsec) Untersuchungen im optischen (Close et al. 1997) und im nahen IR
(Murakawa et al. 2008) zu gut fundierten Modellen geführt
(siehe Grafik S.220 in Close et al. 1997): NGC 2261 bzw dessen zentrale Quelle (R Mon) ist ein YSO (Young Stellar Object).
Was wir hier im optischen sehen können ist die Umgebung eines recht massereichen
(10 Msun) und leuchtkräftigen (ca. 40.000 Lsun, 35.000 K) Sterns kurz nach seiner Entstehung:
R Mon ist ein sogenannter Herbig Ae/Be-Stern,
d.h. ein junger und massiver Stern, der zur Zeit vorerst nur die Energie aus seinem Gravitationskollaps abstrahlt
und noch keinen Wasserstoff verbrennt, wie normale Hauptreihensterne es tun !
Er ist noch eingebettet in seine Geburtsstätte aus Gas und Staub, die ihn als ca 100 AE grosse Akkretions-Scheibe
umhüllt (die
Distanz des R Mon Systems liegt bei grob 800 pc, was aus einem AE einen Winkel von 1/800" macht, die eigentliche Akkretionsscheibe
ist mit 100 AE für uns als Beobachter also nur 100/800" = 1/8" = 0.125" gross).
R Mon erzeugt einen schnellen (300 km sec-1) polaren Jet (kollimierter Überschall-Materieausfluss), der sich durch die
Oberseite seiner Staubscheibe bohrt. Dadurch kann
auch das umhüllende Gas angeleuchtet werden, und die Variabilität in der Fütterung des Jets scheint die
Variabilität des Nebels hervorzurufen. Die Scheibe ist um ca 20° auf uns zu geneigt,
so dass wir oben zwar die Ausfluss-Stelle (den hellen 'Kometenkopf') und den Reflexionsnebel sehen können, der untere (symmetrische) Teil aber durch starke Staubabsorption
im Visuellen verhüllt bleibt (im infraroten K und H-Band kann man diesen Teil tatsächlich sehen). Die direkte Sicht auf R Mon
ist uns im visuellen also in Wirklichkeit
nicht möglich - was wir als sternartiges im Süden Gebilde sehen, ist nur der hellste Teil
der Ausfluss-Stelle (im IR sieht man, dass die eigentliche Zentralquelle seitlich zur optisch hellsten Stelle verschoben
liegt). Ausserdem findet man im IR auch, dass R Mon in 0.69" Distanz einen kleineren Begleitstern (R Mon B) besitzt. Dieser ist
vom T Tauri Typ, einem deutlich masseärmeren, aber ebenso jungen Sterntyp.
Weiterführende Informationen zur Sternentstehung findet man u.a. in den Wikipedia-Artikeln über
Proto-Stern Entstehung und
Proto-Planetare Scheiben.
Feldgrösse 20' x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
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(4) T Tauri + Hind's Nebula NGC 1555 (Star/Neb, Tau)
→ CrossRef
Wenn wir schon von T Tauri reden... :-) T Tauri ist ein relativ heller, irregulär veränderlicher Stern
(9.3 - 13.5 mag) Stern, und steht gerade mal 2° nördlich der Hyaden. Er ist der
Prototyp einer Klasse von Sternen, die vornehmlich in Sternentstehungsgebieten
(wie Orion, oder Taurus, oder auch im Perseus) häufig vorkommen.
Im Gegensatz zu den eben erwähnten Herbig Ae/Be-Sternen sind T Tauri Sterne eher
massearme Sterne
(< 3 Msun), und daher entsprechend der Masse eher den 'späten' Spektralklassen F,G,K,M zugehörig.
Auf jeden Fall aber sind sie ebenfalls sehr jung (< 107yr) und auch wieder Vor-Hauptreihensterne
(noch keine H-Fusion).
Wie R Mon ist auch T Tauri noch von interstellarer Materie umgeben, aus der er entstanden ist. Es gibt mehrere
Teile (Molekülwolken etc), die professionell beobachtet werden. Für mich ist im 20" Dob aber nur der
Reflexionsnebel
NGC 1555 - auch Hind's Nebula oder vdB 28 (aus dem van den Bergh Katalog) genannt - etwa 30" westlich von T Tau erreichbar,
wie sich herausstellt. Schwer
zu finden ist der Stern T Tauri als solcher erstmal nicht, schon wegen
der direkten Nachbarschaft zu den Hyaden. Etwa 5' südwestlich steht auch der markante 8.4mag Stern HD 27560, der einen kleinen Begleiter
hat, der in Richtung auf T Tau hinüber weist. Im DSS sieht der Nebel direkt westlich von T Tau ja nicht so schwierig aus,
aber es ist - selbst bei 21.4mag Himmel - kein leichtes ihn im 20" Dob zu sehen. Ich kann ihn im 13mm Okular indirekt
einigermassen wahrnehmen, aber prominent ist er keineswegs. Auch mit der Formerkennung tue ich mich eher schwer. (Auf
jeden Fall kein Vergleich mit NGC 2261 !) Dennoch ist es toll, eine solche Bekanntheit einmal mit blossen Augen zu
sehen, und auch mit Andeutungen seiner Staub-/Gas-Umgebung.
Auch Hind's Nebula war bei Hubble (1916)
schon als veränderlich bekannt. Offensichtlich, war der Nebel früher deutlich heller als heute. T Tauri
selbst ist
als G-Stern klassifiziert und konnte - wegen seiner Nähe zu Sonne - auch von Hipparcos vermessen werden: seine Parallaxe
ist 5.66 +-1.58 mas (mas = milli-arcsec = 1/1000 Bogensekunden), entsprechend einer Entfernung von 177 +- 49 pc,
oder 580 +- 160 Lj. Seine Absoluthelligkeit liegt also bei 3.57mag, was etwa 3x soviel Leuchtkraft wie die Sonne bedeutet.
Weitere Infos zu T Tauri Sternen findet man bei Wikipedia.
Es wäre klasse, wenn man im Web auch den 10 Jahre alten Review von
Appenzeller + Mundt (1989) über T Tau Sterne (TTS) öffentlich
zugänglich zu lesen
bekäme, aber leider möchte Springer damit noch Geld verdienen, und so muss ich mir das Paper wohl doch noch in einem Institut als
Papierkopie besorgen. Für mich ist das auf jeden Fall recht nett + nostalgisch, weil Herr Appenzeller in einem früheren Leben mal
mein Instituts-Chef
war (schöne Grüsse ! :-). Auf diesem verschlungenen Wege komm ich also endlich mal dazu nachzuvollziehen, was er die ganzen
Jahre forschungsmässig eigentlich gemacht hat ... :-)
Wie TTS ihre Umgebung (u.a. Herbig-Haro-Objekte) anregen findet man schliesslich bei
Schuster et al. (1997) untersucht (allerdings ist das
ein Paper der etwas heftigeren Sorte). Da wird auch klar, dass jetzt bald mal ein HH Objekt beobachtet
werden muss... Im Orion (wo sonst ! :-) gibt es auf jeden Fall welche !
Feldgrösse 20' x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
(5) NGC 2403 - Revisited (Gx, Cam)
→ CrossRef
Wenn man längere Zeit auf direkt vor die kosmische Haustür fokussieren muss (600 Lj sind ja echt direkte Nachbarschaft),
dann will man irgendwann doch was entspannendes für die Augen: endlich wieder auf (fast) unendlich stellen. Ich werfe
also noch einen Blick auf die kürzlich erstmals gescannte NGC 2403. Mal sehen wie sie sich heute unter deutlich besserem
Himmel macht...
Und ja, sie macht sich besser ! Sofort sichtbar sind wieder die beiden Sterne südlich des Kerns, und zwei hellere diagonal
stehende ca 10' westlich. Beim letzten mal konnte ich die Scheibe und Spiralarme bestenfalls
angedeutet und nahe am Kern sehen,
heute zeigt sich NGC 2403 beim direkten Hinsehen deutlich grösser. Die Arme sind deutlich zu sehen und reichen bis nahe an die
westlichen Sterne heran. Der Durchmesser der Galaxie ist schon bei direktem Sehen 12'.
Auch die HII Region direkt östlich des Kerns (ID: 44 NGC 2404) ist klar zu sehen. Daneben aber
noch zwei weitere: eine 4' NO des Kerns (ID: 48,49) und eine andere 3' westlich (ID: 3, 2403 III), in Verlängerung einer Reihe dreier
schwacher Sterne stehend. Uwe Glahn - der die Suche nach weiteren HIIs
ja bei der Diskussion des letzten Berichts angeregt hat :-) - hat noch
mehr gefunden, wie man schön in einer seiner genialen
Zeichnungen sehen kann. Man sieht also:
die kleine Schwester von M33 ist in jedem Fall ein Schmuckstück und einen Besuch wert.
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
(6) Die Spiralarme von M81 (Gx, UMa)
→ CrossRef
Das M81/82 Paar in Ursa Major ist ja ein Standardobjekt, das man immer wieder mal schnell anfährt.
Die Scheibe von M81 zu sehen ist dabei kein wirkliches Problem, selbst bei mässigem Himmel: M81 sieht
dann häufig aus wie Andomeda im Feldstecher. Heute, wo der Himmel jetzt - gerade
Richtung Norden - sehr schön dunkel geworden ist (21.5mag/sas) sehe ich aber zum ersten Mal auch
wirklich deutlich die äusseren Spiralarme von M81. Ich kann sehen, dass
die äusseren Umkehrpunkte der
Scheibe in NNW und SSO deutlich dichter (aufgehellt) sind. An diesen Stellen setzen dann die beiden äusseren Arme an
und spreizen sich Richtung O und W deutlich von der inneren hellen Scheibe ab. Sie sind etwa bis auf Höhe
des Kerns (in N-S-Richtung) zu verfolgen. Damit ähnelt der visuelle Eindruck endlich einmal wirklich
dem charakteristischen Bild, das man von langbelichteten Fotos her kennt. Guter Himmel ist eben alles ! :-)
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
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