Beobachtungsbericht 27./28.11.2008
(11/2008)
Hohe Nebel im Odenwald
Beobachter: | P. Surma |
Datum/Zeit: | 27./28.11.2008, 20:00 - 0.30 MEZ |
Ort: | HEBA |
Kollegen: | Thomas Schmitt |
| |
Sonne: |
Sonnenuntergang 16:30 MEZ
Astronomische Dämmerung (Ende): 18:30 MEZ
|
Mond: | Neumond |
| |
Wetter: |
Gemischt, leichter Hochnebel, durchziehende Cirren aus Osten, aufziehende Cirren aus Süden |
Temperatur: | -3° bis -5°C |
Atmosphäre: |
Seeing recht gut |
Himmel: | wechselhaft, meist 20.8-21.0 mag/sas, ab 0h 21.2mag/sas und besser (SQM-L)
|
| |
Teleskop: | 20" f/4 Dob
+ 6" f/5 Newton Bigfinder,
10x50 Feldstecher
|
Montierung: | Dobson (manuell) |
Filter: | Astronomik UHC, OIII, Hβ |
Okulare: (Dob / Finder ) |
f | 31mm | 20mm | 13mm | 9mm | 5mm |
AP | 7.8mm | 5mm | 3.3mm | 2.3mm | 1.3mm |
V | 65x | 100x | 155x | 225x | 400x |
Feld | 1.25° | 0.8° 50' | 0.5° 30' | 0.36° 22' | 0.2° 12'
|
Maglimit | 15.8m | 16.5m | 16.9m | 17.1m | 17.0m |
|
|
|
|
|
|
AP | 6.2mm | 4.0mm | 2.6mm | 1.8mm | 1.0mm |
V | 24x | 38x | 58x | 83x | 150x |
Feld | 3.4° | 2.2° | 1.4° | 1.0° | 0.55° 33' |
Maglimit | 13.6m | 14.1m | 14.5m | 14.7m | 14.9m |
|
|
|
| |
Objekte: |
Diffuse Emmisionsnebel (Neb):
M42 + Running Man, Barnard's Loop, Rosette, NGC 1893 + Kaulquappen,
NGC 2024 Flame Nebula, γ Cas Nebel
Dunkelnebel (DN):
-
Galaxien (Gx):
PGC 1646, M31, NGC 2403, UGC 2627
AGN (Quasare, Seyfert, BL Lac):
-
Cluster (GxCl) + Gruppen (GcGrp)
-
Planetarische Nebel (PN):
NGC 40
Planeten + Monde:
-
Sternhaufen:
M45, NGC 1893
Sterne:
SN 2008hi (Versuch), V-hellster Stern 41-3654 in M31
Anderes:
-
|
Bilder der Objekte: © STScI Digitized Sky Survey.
Alle Daten + Zeiten (in MEZ) aus Guide 8.0.
Klick auf die Nummer in der Übersicht springt zu dem Objekt. Klick auf das
→ CrossRef -Symbol vor jedem Objekt
springt auf eine Seite mit zusätzlichen Links + Infos. Maglimits der Okulartabelle sind gerechnet
 für optimale Bedingungen im Zenit und fst 6.5m. Meine subjektiven Highlights der Nacht sind gelb markiert.
| |
|
|
M31 Andromeda - Nordosthälfte, mit Aussuchfeld für 41-3654
gesamte Feldgrösse 45' x 60', (Click für 15'x15' Detailbild)
© STScI Digitized Sky Survey
|
Übersicht
(1) SN 2008hi in PGC 1646 (Gx-SN, Cet)
(2) Scarabäus Nebel NGC 40 (PN, Cep)
(3) Andromeda's 'hellster' Stern: 41-3654 (Gx-star, And)
(4) NGC 2403 - die kleine Schwester von Triangulum (Gx, Cam)
(5) UGC 2627 im Taurus Void (Gx, Tau)
(6) Die Kaulquappen in NGC 1893 (Neb/OC, Aur)
(7) Flammennebel NGC 2024 (Neb, Ori)
(8) γ Cas Nebula IC 63 (Neb, Cas)
Diskussions-Threads zum Bericht
|
|
Einführung
Heute abend bietet sich bei Neumond endlich wieder besseres Wetter zum Beobachten. Richtig stabil sieht es zwar nicht aus
(im Norden zieht eine Wolkenfront nach Norden ab, im Süden nähern sich Cirren aus der Schweiz), aber besser als nichts:
carpe noctem !
Da im Schwarzwald am KABR schon nächtlicher Flutlicht-Skibetrieb herrscht, bleibt uns nur der Odenwald. OK, er hat sich manchmal
ja sogar als besser als der Schwarzwald erwiesen (bis zu 21.5mag/sas), aber die Nebelneigung
dort ist leider ein klares Manko. Und tatsächlich als ich in SCHL ankomme, ist es wieder das übliche Bild: Seeing sieht gut aus, aber leichter
(Hoch-) Nebel. Und heute ist der Himmel auch richtig grottig: 20.7mag/sas. Thomas + ich sind heute sehr früh dran, 19Uhr, und
da sind in den Dörfern der näheren Umgebung und den Städten im Neckartal eben noch viele Beleuchtungen voll
aufgedreht - 1.5km weiter wird bei Flutlicht Fussball gespielt...
Wir diskutieren also erstmal 10min rum und beschliessen schliesslich einen Ausweichplatz
anzusteuern, den ich kürzlich rausgesucht hatte und mal ausprobieren will. Also ab dafür und 10km gen NO nach HEBA.
Die Verhältnisse in HEBA scheinen tatsächlich einen Hauch besser zu sein: der Hochnebel etwas weniger, der Himmel besser: 21.0mag/sas
im Moment. Ansonsten ist der Platz ganz gut (definitiv ein Wiederkommer !).
Also versuchen wir's - trotz (und wegen) hoher Nebel im Odenwald !
|
|
Beobachtungen
(1) SN 2008hi in PGC 1646 (Gx-SN, Cet)
→ CrossRef
Die Latest Supernova Page meldete vor 6 Tagen (21.11.2008)
eine neue Supernova Ia in PGC 1646, 15.4mag sollte sie haben - das klang gut machbar für meinen Dob. Also mache ich mich
heute als erstes daran, SN2008hi zu
sehen. Der Himmel ist aber leider schlecht: leichter Hochnebel und um die
20.9mag/sas Himmelshelligkeit am Anfang des Beobachtungsabends -ziemlich grottig für meinen und auch Thomas'
Geschmack. Für mich ist der Kontrast auch noch besonders krass - meine letzte Beobachtung war unter
21.6mag/sas Himmel am Grossglockner. Aber endlich seh ich mal, wie's den armen Kollegen im Ruhrpott andauernd
so geht...
Die Gegend zwischen Pisces und Cetus ist nicht gerade gespickt mit Leitsternen und also brauche ich einige Zeit bis
ich zwischen ein paar 6mag Sternen die richtige Stelle finde. Auch PGC 1646 ist nicht gerade der Brüller: mit 15.1mag
kann ich sie zwar im Dob ganz passabel sehen, aber extrem prominent ist sie nicht. Das externe Seeing ist gut, mein Spiegel
ist aber noch etwas warm (das defokussierte Bild 'kocht'). Dennoch geht das 9mm Okular schon ganz gut,
ohne dass das Bild zu stark wabert. Indirekt kann ich
an PGC 1646 die elongierte Form deutlich erkennen, allerdings der Kern macht mir Schwierigkeiten: ich sehe kaum einen
Peak. Ebenso geht es der Supernova: ich versuche einige Zeit durch indirektes Sehen, eventuell ein Aufblitzen an der
richtigen Stelle (etwa 9" SW des Kerns) wahrzunehmen. Manchmal blitzt auch irgendwie etwas auf, aber die Stelle kann
ich doch nicht sicher lokalisieren bei dieser geringen Helligkeit. Nein sorry, ich kann sie beim besten Willen nicht detektieren.
C'est la vie !
Feldgrösse 20' x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
Image with SN
(2) Scarabäus Nebel NGC 40 (PN, Cep)
→ CrossRef
Der Himmel braucht noch ein bisschen Reifung scheint mir, also schau ich mir erstmal etwas an, was weniger
unter hellem Himmel leidet.
Der Scarabäus steht schon lange auf meiner Liste, also... Er steht ca 5.5° südlich des Dachsterns γ
im Cepheus. Selbst im BigFinder ist er schnell und leicht zu identifizieren. Er zeigt den üblichen Blink-Effekt:
man schaut indirekt auf den Nebel und sieht ihn einwandfrei. Dann schaut man auf den Zentralstern, und
der Nebel verschwindet. Im 20mm am Dob ist er natürlich sehr einfach + direkt zu sehen. Schon jetzt ist Struktur im
Nebel angedeutet. Bei höherer Vergörsserung wird die Struktur deutlicher und erinnert irgendwie an eine Spiralgalaxie wie M51
(in einem kleineren Teleskop). Insbesondere die Aussenkanten des Nebels ('Spiralarme') scheinen verstärkt zu leuchten, aber
auch auf der Nebelfläche gibt es Andeutungen von Struktur. Mit OIII ist das ganze etwas deutlicher, aber letztlich
überzeugt es ohne Filter mehr... Definitiv ein schöner PN zum Mal-Vorbei-Schauen und auch die Strukturen könnte man sich
bei bestem Seeing und minimaler AP mal ansehen !
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(3) Andromeda's 'hellster' Stern: 41-3654 (Gx-star, And)
→ CrossRef
Visuell erreichbare, helle Einzelsterne in Andromeda sind sehr selten. Selbst das Detektionslimit eines 20" Dob liegt
bei erst 17mag. Und genau in diesem Bereich von V-Helligkeiten beginnen gerade mal die allerhellsten Sterne von M31.
Sterne wie der LBV AE And, den ich vor einiger Zeit
beobachten konnte (BB vom 27.8.2008)
sind wirkliche Ausnahmeerscheinungen, die nur durch ihre eruptive Variabilität mal deutlich über die magische
17mag-Schwelle hinauskommen.
Wie kann man aber helle Sterne die tatsächlich (physikalisch) zu M31 gehören identifizieren ?
Berkhuijsen et al 1988 haben einen
Katalog der hellsten Sterne im Feld von M31 bis hinab zu mv = 18.8mag erstellt und
finden bis zu diesem Limit
11483 Sterne. Das klingt erstmal sehr viel. Ein (gleich grosses) Vergleichsfeld abseits von M31 (siehe
Figure 3a, p.96) enthält aber (bis zum gleichen Limit) auch schon 8778
Sterne - diese gehören nicht zu M31 sondern zu unserer Galaxis! Daraus kann man abschätzen, dass die
Vordergrund-Kontamination auf der Scheibe von M31 enorm hoch ist: 76%, d.h. 3/4 aller bis 18.8mag katalogisierten Sterne sind Vordergrundsterne -
und der relative Kontaminations-Anteil vergrössert sich stark, wenn man das Limit höher setzt (z.B. auf mein visuelles 17mag-Limit) !
Die Anzahl der Sterne die letztlich heller als 17mag übrigbleiben UND mögliche M31-Sterne ist aber sehr gering !
In einem Folgepaper versuchen
Berkhuijsen und Humphreys (1989) aufgrund
von U-B und B-V Photometrie genauere Aussagen über die wirkliche stellare Population von M31 zu machen, aber gesicherte
Informationen sind letztlich nur durch Spektroskopie einzelner Kandidaten-Sterne zu gewinnen.
Der hellste Einzelstern von M31 (der nachweislich zu M31 gehört)
hört auf den klangvollen Namen 41-3654 (Nummer aus dem Katalog von Berkhuijsen)
und wurde von Herrero et al. 1994 spektroskopiert
(total ca 4h Integrationszeit am 4.2m WHT am Roque de los Muchachos !). Die Spektren zeigen, dass dieser Stern tatächlich
ein A2 Ia Supergiant in M31 ist. Seine Helligkeit liegt bei mv = 16.47mag im Visuellen
(seine Farben bei U-B = -0.7, B-V = 0.29, V-R = 0.93).
Allerdings taucht nun die Frage auf
was 'hell' eigentlich genau bedeutet ? Für uns visuelle Beobachter ist 'hell' gleichbedeutend mit
'hell in V-Magnituden' also im visuellen Filterband. Der hellste Stern in V ist aber NICHT der Stern mit maximaler
Leuchtkraft ! (wie man naiv erwarten würde). Dies liegt daran, dass O-Sterne höchster Leuchtkraft den
Hauptteil ihrer Strahlung im UV aussenden, im visuellen V-Band kommen aber von diesen Sternen gar nicht so viele
Photonen, d.h. trotz höchster Leuchtkraft erscheinen sie gar nicht so 'hell' für unser Auge (in V). Dies kann man schön bei
Massey et al. (1995) nachvollziehen: unser 'hellster' M31-Stern
41-3654 hat nach seinen Berechnungen eine bolometrische Absoluthelligkeit von Mbol = -8.5mag
(bolometrische Absoluthelligkeit = gesamte Leuchtkraft). Der Spitzenreiter in punkto Leuchtkraft ist bei Massey aber ein viel
leuchtkräftigerer O9III-Stern mit Mbol = -11.1mag (also 10x mehr Energieoutput als 41-3654) -
dieser extrem leuchtkräftige O-Stern hat für uns (trotz gleicher Entfernung) aber nur eine scheinbare V-Helligkeit von
mv = 17.87mag !
Das ist fast 1.5mag schwächer als 41-3654 und somit deutlich unterhalb meines Detektionslimits im 20" Dob. Wir
sehen also nicht die maximal blauen und leuchtkräftigsten Sterne am besten, sondern jene die am meisten V-Photonenfluss erzeugen,
und das sind typischerweise weniger leuchtkräftige A-Supergiants (nicht O-Sterne).
Die 'hellsten' Sterne sind nicht die leuchtkräftigsten + massivsten !
Zur Auffindung und Beobachtung von 41-3654 hier zunächst seine (auf Equinox 2000.0 umgerechneten)
Koordinaten:
α = 00 45 08.00, δ = +41 37 36.3
Mit mv = 16.47mag ist er
auf dem DSS leicht und sollte in meinem 20" Dob noch ganz passabel auszumachen
sein. Der Himmel ist schon etwas besser als eingangs, aber noch nicht wirklich gut
(nur ca. 21.0mag/sas), aber ich will es zumindest mal versuchen... Vom Kern von M31 geht es zunächst 24' entlang der Scheibenmitte
vom M31 nach NO, dort steht der markante 9mag Stern SAO 36609 (siehe das Übersichtsbild ganz oben rechts im Bericht).
Von dort dann noch ca 10' Starhop gen Osten -
wo es auf halbem Weg zu einem helleren Stern einen kleinen 13mag Stern gibt: GSC 2805 2162.
Dieser ist noch einigermassen einfach zu sehen und markiert den südlichen Schenkel einer
Mercedes-Stern-artigen Figur (mit ca 1.5' Durchmesser).
Der NW-Schenkel des Mercedes-Sterns deutet in Anti-Richtung (SO) auf den gesuchten Stern 41-3654.
Der Himmel macht es mir nicht leicht heute...! Aber nach einigem Vergleichen und Verifizieren im 5mm Okular (das Seeing ist im Gegensatz zur
Durchsicht recht gut!), kann
ich 41-3654 eindeutig sehen und identifizieren, allerdings immer nur indirekt (dennoch sicher).
'A long way to go', denke ich, 'für so einen Winzling' ! Naja, nicht direkt: er hat ja (M31: m-M = 24.5) immerhin Mv = -8.3mag, und das ist
satte 13mag (160.000x) heller als unsere Sonne !
Auch die Erkenntnis, dass (sehr wahrscheinlich) *ALLE* anderen visuell für mich heute sichtbaren Sterne in diesem Feld (Kugelsternhaufen von M31
mal aussen vor gelassen) zu
unserer eigenen Galaxis gehören, ist irgendwie ernüchternd. Intuitiv meint man beim Beobachten: sind alles Andromeda-Sterne, aber wie man sieht,
weit gefehlt ! :-)
Jenseits aller Korinthenkackerei (welcher Stern gehört zu Andromeda welcher nicht), finde ich es einfach erstaunlich, wie schwach selbst die
allerhellsten einzelnen Sterne von M31 sind. Und das alles vor unserer galaktischen Haustür - in Andromeda ! Das macht einem erst klar, was es
wirklich bedeutet, Galaxien und Quasare und SNe bei hoher Rotverschiebung zu sehen...
Stern 41-3654 in Andromeda
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(4) NGC 2403 - die kleine Schwester von Triangulum (Gx, Cam)
→ CrossRef
Einige Kollegen hatten kürzlich über NGC 2403 berichtet, und also wollte ich auch mal nach der Galaxie sehen, zumal sie
mit 8.9mag eine der helleren am Himmel ist ! Auch ihre Lage, zirkumpolar zwischen UMa und Cam ist günstig. Sie
ist ein Mitglied der M81/82 Galaxiengruppe und steht nur 13° von diesem prominenten
Paar entfernt.
NGC 2403 ist ohne weiteres schon im BigFinder zu sehen (trotz des Grottenhimmels). Im Dob sieht man dann auch sofort
Struktur angedeutet. Und ja - NGC 2403 erinnert stark an M33 !!! - je länger man beobachtet, desto
mehr Einzelheiten sind zu erkennen und desto mehr Ähnlichkeiten zu Triangulum fallen auf. Der Kern ist nicht gepeakt und enthält
etwas Struktur (beides wie bei M33).
Zwei 10mag Sterne (Abstand ca 5') fassen das Kerngebiet auf der Südseite ein. Etwas nördlich des östlichen Sterns bemerkt man
- kaum schwächer als die Sterne - etwas diffuses: sicher eine helle HII Region von 2403 !
Auch das erinnert (etwas kleiner aber
vom Erscheinungsbild absolut ähnlich) an NGC 604 in M33.
Thomas schaut auch mal vorbei und wir sind beide
zunächst etwas irritiert über die doch geringe Ausdehnung von NGC 2403 (jedenfalls im Vergleich zum DSS). Aber die Analogie geht eben doch noch weiter
als gedacht ! :-) Genauso wie M33, ist auch diese
Galaxie viel grösser als es zunächst scheint: ich bewege den Dob über das Feld und
hopp springt das Ding viel grösser ins Auge - der Effekt ist unglaublich stark. Im Westen stehen, (zunächst schien es so !)
etwas abseits der Galaxie (10'), zwei hellere Sterne mit 8.3/9.5mag. Jetzt beim Bewegen stellt man fest, dass sich die
schwächeren Aussengebiete von NGC 2403 bis nahe an diese Sterne heran erstrecken. Das stimmt jetzt absolut mit
dem Anblick auf dem DSS Bild überein. Wenn ich auch die Spiralarme
bis dorthinaus heute nicht direkt erkennen kann, beim Bewegen ist NGC 2403 annähernd halb so gross wie das Gesichtsfeld des
13mm Okulars, also an die 15'. Beim genaueren Vergleich mit dem DSS-Bild sehe ich dann später auch den einen
inneren Spiralarm,
der sich vom Kern nach NW ausgehend, dann nach Osten bis zu dem oben erwähnten HII-Gebiet um den Kern wickelt.
Sehr schön ! Wie bei M33 muss man länger und intensiv beobachten um die tatsächlich machbaren Details wirklich rauszukitzeln.
Und sicher: guter Himmel wäre hier hochgradig angebracht - bei 21.5mag/sas ist NGC 2403 bestimmt fantastisch schön !
NGC 2403
Visueller Eindruck im 20" bei 13mm/155x, GF=0.5°
Hergestellt aus dem DSS Bild
© STScI Digitized Sky Survey
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
|
|
.
(5) UGC 2627 im Taurus Void (Gx, Tau)
→ CrossRef
Die Gegend zwischen M45 und Perseus ist irgendwie menschenleer. Wenige helle Sterne, wenige fantastische Objekte.
Die Karte der Staubverteilung über der galaktischen
Scheibe zeigt dort auch ein grosses Staub-Gebiet um den California-Nebel im südlichen Perseus. Aber auch jenseits
der Galaxis scheint dort massiv tote Hose zu sein. In dieser Richtung liegt der sogenannte Taurus-Void,
eine weitgehend leere Struktur der
Large Scale Structure (LSS) (grossräumige Galaxien- und Cluster-Verteilung). Wenn man sich die
Galaxiencluster auf den Blasenrändern
einer schaumartigen Struktur verteilt vorstellt, so befindet man sich dort innerhalb einer grossen und weitgehend leeren Blase im
intergalaktischen Raum. Eine einsame Gegend also. Dennoch - wie bei den Galliern: 'Wirklich der ganze Void leer ?' - Nein, die Gegend
ist nicht völlig leer: innen drin steht UGC 2627 zusammen mit ihrer Nachbarin UGC 2629 einsam und verlassen mitten im Taurus-Void.
Wie bei 'ner alten und einsamen Tante, wollte (und sollte! :-) ich heute einfach mal vorbeischauen.
Die Auffindung von UGC 2627 läuft über die Perseus-Südspite von ζ nach o Per und dann noch ca 6° nach Westen.
Die 14.8mag der Galaxie erscheinen eigentlich nicht so wenig, aber auch diese Galaxie macht beim heutigen Himmel etwas
Zicken. Sie ist definitiv auszumachen, auch ihre nordöstliche Nachbarin UGC 2629 (diese ist sogar konzentrierter und damit
besser zu erkennen). Dennoch ein Brüller ist es nicht und die face-on Spiralstruktur aus dem DSS brauche ich
heute schon gar nicht zu
probieren. Nächstes Mal nochmal.
Tante 2627 freut sich sicher über Besuch !
Feldgrösse 15' x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(6) Die Kaulquappen in NGC 1893 (Neb/OC, Aur)
→ CrossRef
Irgendwie habe ich heute vermehrt Abstruses auf dem Programm (muss wohl vom Inhalieren des Odenwälder Hochnebels
kommen): jetzt also die Kaulquappen, zwei schwache Nebelchen im Fuhrmann. Die Aufsuchung im
südlichen Fuhrmann ist erstmal leicht: NGC 1893 befindet sich ca 1° östlich eines markanten Doppelsternbogens aus
3 x 2 Sternen 5. Grösse (hellster Stern ist 16 Aur im Süden).
NGC 1893 ist zunächst ein offener Haufen in Form eines Mercedes-Sterns (mit 5-8' Schenkellänge), seine hellsten
Sterne liegen bei 9mag. Die Arme des Mercedes-Sterns weisen in Richtung S, NO und NNW, und ca 8' vom Haufenzentrum
befindet sich auf dem NO-Arm ein weiter Doppelstern. Tasächlich bemerke ich schon beim ersten Überblick
eine schwache neblige Hülle,
die (sehr diffus) über den ganzen OC verteilt zu sein scheint. Auf ca 3/4 Weg zu dem Doppelstern fällt mir (ohne Filter)
ein etwas deutlicherer + lokalisierter Nebel um einen schwachen Stern herum auf. Ich versuche UHC, aber der Filter verbessert die Sichtbarkeit
nur wenig (Himmel sehr schlecht 20.9mag/sas). Bei genauerem Hinsehen zeigt der kleine Nebel eine leichte Kometenstruktur, mit
einem Schwanz nach NO in Richtung Doppelstern. Tatsächlich lässt sich meine unvoreingenommene Beobachtung
nachträglich am DSS-Bild verifizieren: ich habe die südliche (und hellere) der beiden Kaulquappen gesehen. Die zweite
Kaulquappe steht ca 4' NW davon, war aber nicht einfach ohne Vorwissen auszumachen ! Ich hatte es auch nicht versucht,
der Himmel wurde doch zu schlecht um diese Zeit (Durchzug von Cirren aus Osten).
Feldgrösse 30' x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
(7) Flammennebel NGC 2024 (Neb, Ori)
→ CrossRef
Wie ? - Du hast noch nie den Flammennebel gesehen ? OK, sorry Thomas, ich mach mich gleich mal ran, wenn Du
meinst. :-) Und tatsächlich, ich bin echt baff, wie hell + gross das Ding ist: 15' ONO von Alnitak = ζ Orionis zeigt sich der Flammennebel
einwandfrei schon (und mir scheint sogar am besten! → Reflexionsnebel) ohne Filter. Am besten man stellt
ζ Orionis ausserhalb des Gesichtsfeldes, was mit dem 13mm Okular einwandfrei und fast ohne Streulicht gelingt.
Der Flammennebel zeigt sehr klare Strukturen, trotz schlechtem Himmel und dem nahen Stern 2. Grösse:
zwei ungleiche Hälften zeichnen sich ab, mit einem Dunkelgebiet in der Mitte. Der Westteil ist deutlich kleiner, zeigt
aber auch Dunkelstrukturen im Nebel. Der O-Teil ist deutlich grösser und reicher/klarer strukturiert. Insbesondere seine
Struktur in Form eines grossen spiegelverkehrten F ist auffallend (Schenkel nach links, nicht rechts).
NGC 2024 ist wirklich erstaunlich gut zu sehen bei diesem schlechten Himmel. Da muss ich wohl bei gutem Himmel doch
nochmal nachfassen. Rein von Ansicht im DSS scheint der Komplex auch in direktem Zusammenhang mit dem Gebiet um
IC 434 + Pferdekopf zu stehen !
Feldgrösse 45' x 45',
© STScI Digitized Sky Survey
(8) γ Cas Nebula IC 63 (Neb, Cas)
→ CrossRef
Der Himmel ist wieder einen Hauch besser geworden (21.0mag/sas). Also versuchen wir zum Abschluss noch etwas
schwächeres: die keilförmig abgeblasenen Nebel in der Nähe von γ Cas - auch noch nie gesehen !
γ Cas ist der mittlere Stern des Cassiopeia-W. Und ca 20' ONO davon soll es einen formschönen
Nebel V-förmigen geben - auf dem DSS sieht er jedenfalls überzeugend aus ! Das Ding stellt sich selbst im
20" Dob (OK der Himmel, Herrgottnochmal! :-) als schwach
heraus. Ohne Filter und auch mit UHC sehe ich eine schwache (aber definitive) Andeutung der Westspitze des
Nebels, genau neben einer schwachen Sterngruppe (die vor der Nebelspitze in Richtung γ Cas) liegt.
OK es ist jetzt fast 1 Uhr. Der Himmel ist - unglaublich ! - seit 10 Minuten richtig gut geworden. Ich messe jetzt
21.2 mag/sas. Aber wir sind müde und morgen muss gearbeitet werden. Auch Thomas will nach Hause.
Also ab dafür, und beim nächsten Mal bitte keinen 'hohen Nebel' mehr + besseren Himmel !
Feldgrösse 45' x 45',
© STScI Digitized Sky Survey
|
|