Übersicht
(1) Vermischtes in der Dämmerung ...
(2) Dunkelnebel B86 (DN, Sgr)
(3) Barnard's Pfeilstern (Stern, Oph)
(4) Katzenaugennebel NGC 6543 (PN, Dra)
(5) Quasar Q1821+643 (QSO, Dra)
(6) Blinking Planetary NGC 6826 (PN, Cyg)
(7) 'The weird globular' NGC 6712 (GC, Sct)
(8) Komet 6P/d'Arrest (Komet, Aql)
(9) Jupiter + Mond als Rausschmeisser
Diskussions-Threads zum Bericht
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Einführung
Es ist ungefähr einen Monat her, dass ich für ein verlängertes Wochenende hier im Südschwarzwald war.
Auch damals hatten wir leider Mond und so wurde die erste
Schwarzwälder Mittsommer-Mondnacht beobachtet.
Heute nun die zweite Mondnacht hier in HIHO,
auch nicht schlecht -
aber diesmal bleibe ich länger und kann noch auf Neumond und gutes Wetter in der nächsten Woche hoffen !
Mondnächte wirken auf den ersten Blick ja wirklich etwas langweilig: der Himmel ist hell (ich messe
mit dem SQM
ca 2h nach Mondaufgang 20.2 mag/sas, 1/4h vor Mondaufgang waren es noch 21.3 mag/sas), man sieht
nur die hellsten Sterne, die Milchstrasse ist
nur eher schwächlich zu sehen. Man muss sich auf Objekte hoher Flächenhelligkeit beschränken. Dann ist im
Teleskop der Eindruck gar nicht so schlecht, nur die Grenzgrösse ist eben enger beschränkt als sonst. Als
Objekte kommen erstmal 'stellare' Objekte in Frage: Einzelsterne,
Sternhaufen, aber auch AGN (Active Galactic Nuclei), also Seyferts, BL Lacs und Quasare.
Besonders bei mittleren bis höheren Vergrösserungen, treten diese Objekte doch deutlicher hervor als es zunächst
den Anschein hat. Der Grund dafür ist:
bei doppelter Vergrösserung werden die Photonen des Himmels
auf eine 4x so grosse Fläche verteilt, während die Sterne - solange sie 'punktförmig' bleiben -
ihre Photonenzahl in diesem 'Punkt' in etwa behalten (der Kontrast Stern/Himmel wird also pro Faktor 2x in der Vergrösserung
effektiv um 1.5mag besser).
Irgendwann werden die Sterne jedoch auch flächig (Seeing, Beugungslimit, optische Fehler) und der Kontrast
kann dann nur noch durch dunkleren Himmel verbessert werden (bei gutem Himmel habe ich im Dob schon 17mag Sterne
gesehen, heute ist bei ca 15.5mag Schluss). Weitere Objekt-Kandidaten sind natürlich Planetarische Nebel
mit hoher Flächenhelligkeit (Kontrast durch Nebelfilter, oder intrinsisch hoher Kontrast zum Himmel).
Also schau ich meine CrossRef Liste auf 'to be observed' Objekte durch,
was da so vorrätig liegt....
Und ja, zugegeben: ich beobachte auch lieber bei Neumond, aber man nimmt was man kriegt...! :-)
Es gibt heute Gottseidank nicht so viele Mücken wie das letzte Mal. Bei Einbruch der Nacht windet es
noch ziemlich heftig und ich stelle mich besser schonmal in den Windschatten des Autos. Gegen später
wird es aber dann sogar völlig windstill. Während
der astronomischen Dämmerung kommt auch die Milchstrasse schon ganz gut raus, die Luft ist schön
transparent. Gerade als die AD vorbei ist, geht allerdings der Halbmond orange leuchtend im Osten auf -
er ist direkt über dem Horizont schon sichtbar (auch ein Zeichen für sehr gute Transparenz).
Und nicht-astronomisch betrachtet hat der Mond ja auch sein gutes, er beleuchtet die Landschaft rundum und macht
ne tolle Atmosphäre :-).
Auf also in die 'Schwarzwälder Mittsommer-Mondnacht II'...
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Beobachtungen
(1) Vermischtes in der Dämmerung ...
→ CrossRef
Die Dämmerung ist kurz nach 23 Uhr noch nicht richtig zuende, also schau ich mich noch etwas in der
Gegend um.
Ich schaue kurz
beim noch recht tief (18°) stehenden Jupiter vorbei. Die Luftunruhe ist brutal stark. Man erkennt
zwar die orangenen Wolkenbänder, aber kaum mehr. Eigentlich wollte ich auch sehen, ob ich Amalthea (14.1m -
bekannt aus dem 'Anhalter durch die Galaxis' :-),
einen der schwachen Jupitermonde noch erwische bevor er hinter der Jupiterscheibe verschwindet, aber
keine Chance - es ist zu hell, die Luft ist zu unruhig und Jupiter überstrahlt natürlich alles.
Ein Blick auf M 11 südlich des Adlerschwanzes im Sct: ein tolles Schmuckstück, besonders wie sich Sterne und
dunkle Gebiete darin abwechslen und dabei die Form eines 5eckigen Sterns andeuten.
Ein kurzer Versuch ob ich heute vielleicht noch einen high-redshift Quasar im südlichen UMa finden kann,
aber er steht schon zu weit aus dem
Meridian raus und damit viel zu tief. Es hat keinen Sinn, das muss also noch bis zum Frühjahr warten ...
Es wird langsam ordentlich dunkel (23:20) - das SQM zeigt jetzt (kurz vor Mondaufgang) 21.3mag/sas,
ziemlich klasse für ne Mondnacht :-) ! Deshalb also ein Blick auf die schon schön strukturierte
Milchstrasse. Man sieht mit blossem Auge schon einige Dunkelnebel im nördlichen Schwan.
Darauf werfe ich auch mit dem 3 1/2 Grad-Feld des Bigfinders noch einen Blick - klasse, besonders wenn man das Teleskop
quer drüberbewegt sind diese Nebel besonders eindrücklich ! Zum Vergleich auch noch ein Schwenk auf
B142/143
im Aql - recht deutlich sind heute die Finger zu sehen ...
Ein Blick auf Lagune und Trifid, zuerst ohne dann mit Nebelfiltern. Lagune ist (ohne Filter schon !) riesig gross,
er füllt das ganze Feld des 200mm Okulars, also 0.8°. Trifid zeigt ohne Filter den (auf Fotos blauen)
Reflexionsnebel und den helleren Emissionsteil... Man hat selten genug gute Horizontsicht für die beiden ...
(2) Dunkelnebel B86 (DN, Sgr)
→ CrossRef
Der Mond wird bald kommen und bevor es zu hell wird noch ein Blick auf ein neues Objekt von meiner
Liste, recht tief im Süden.
Etwa 2.5° nördlich des Teekannen-Ausgiessers (Sgr) steht der offene Sternhaufen NGC 6520, seine
hellsten Sterne liegen bei ca 9mag. Interessant daran ist vor allem aber ein dichte Dunkelglobule,
die von Altmeister Barnard katalogisiert wurde: B86. Das dunkelste Gebiet liegt genau zwischen
dem OC und einem 7mag Stern in Richtung NW - es ist sehr deutlich gegen den Sternhintergrund
auszumachen. Ausserdem läuft von dort aus noch ein dunkler Balken an dem OC vorbei nach SO, den
man besonders beim Schwenken gut sehen kann.
Der abnehmende Halbmond geht nun gerade auf - man sieht ihn orange im Westen, nur ca 1° über dem Horizont. Der Himmel wird
nun merklich heller (schön dass jetzt auch die astronomische Dämmerung endlich vorbei ist ... tja... :-).
Sicher muss man diesen schönen Dunkelnebel nochmal bei richtig gutem Himmel inspizieren, sieht
wirklich vielversprechend aus. Ich hoffe auf noch ne Gelegenheit nächste Woche hier auf meiner
Lieblingswiese...
Feldgrösse 30 x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
(3) Barnard's Pfeilstern (Stern, Oph)
→ CrossRef
Wir sagten 'Einzelsterne'... hm, was kann an Einzelsternen schon interessant sein? Mir fällt ein, dass ich
schon immer mal Barnard's Pfeilstern ('Barnard's Runaway') sehen wollte, den Stern mit der grössten (scheinbaren) Eigenbewegung in
der Sonnenumgebung (ca 10"/Jahr). Er ist mit
mv = 9.8mag noch relativ hell und schon in kleinen Teleskopen oder sogar Feldstechern
zu sehen. Man findet ihn mit etwas Identifikations-Mühe (es gibt viele Sterne mit 10mag auf
einem Quadratgrad, noch dazu so nah an der Miclstrassenebene...!)
und einer passablen Karte ...
Aufsuchkarten Barnard's Pfeilstern (hergestellt mit Guide 8.0)
links: Übersicht 3°x4°, rechts: Detail 40'x60'
... im (nordöstlichen) 'Knie' des Schlangenträgers, etwa 3.5° östlich von β Oph. In unmittelbarer Nähe
(75" südöstlich) von Barnard's Pfeilstern
steht noch ein 11mag Stern. Im Dob erkenne ich am Pfeilstern eine recht deutliche rötliche
Farbe. Ich sehe in Guide nach, und tatsächlich erweist sich seine Spektralklasse zu M4V, also ein sehr 'später',
roter Hauptreihen-Stern (3000K Oberflächen-Temperatur). Das zeigt mir auch nochmal, dass meine Positions-Identifikation
tatsächlich stimmt ! :-)
Die weiteren Bezeichnungen von Barnard's Pfeilstern sind Gliese 699 (im 'Katalog sonnennaher Sterne'), V2500
Ophiuchii (aufgrund seiner Flare-Variabilität) und HIP 87937 (Hipparcos Katalog). Natürlich hat der Astrometrie-Satellit
Hipparcos die Entfernung dieses Sterns durch Parallaxen-Bestimmung sehr genau gemessen: 1.8215 +- 0.0052 pc, also
5.941 +- 0.017 Lj. Der Pfeilstern ist also nach dem α Centauri System das 2.nächste Sternsystem in der Umgebung der Sonne
(um 12000 a.d. wird er mit 3.8 Lj sogar der nächste Nachbarstern der Sonne sein, weiss Wikipedia).
Mit seiner scheinbaren Helligkeit von 9.8m kann man aus dieser Entfernung seine Leuchtkraft zu nichteinmal
einem Tausendstel der Sonne (0.0004 Lsonne, entspricht ca 15% der Sonnenmasse) ausrechnen,
und damit seine Absoluthelligkeit zu M = +13.2mag bestimmen (vgl Sonne M = +4.8mag). Es ist also ein schwacher
Stern, der sich auf der Hauptreihe im HRD deutlich rechts unterhalb der Sonne befindet. Weit kann man solch
schwache Zwergsterne
nicht sehen, obwohl es sicherlich sehr grosse Mengen davon in der Galaxis gibt!
Ich versuche mir schonmal
die Position relativ zur Umgebung genau einzuprägen - und dann in
'einiger Zeit' wieder vorbei zu sehen... Der Pfeilstern bewegt sich ja 'relativ schnell': pro Jahr legt er
in α -0.8arcsec und in δ +10arcsec zurück - er bewegt sich also fast genau nach Norden.
In 1-2 Jahren sollte man die Bewegung relativ zu dem 11mag Stern (75" entfernt) eigentlich schon ganz
gut mit dem Auge am Dob sehen können (d.h. als augenfällige Bewegung, ohne Messung) ...
Nach einem Jahr hat er (nur tangential) 0.00029 Lichtjahre zurückgelegt, was einer (Tangential-) Geschwindigkeit von
v = 86 km/sec entspricht. Seine
Geschwindigkeit in Radialrichtung ist -106 km/sec (er nähert sich also der Sonne), macht zusammen mit der
Tangentialgeschwindigkeit
also ca 140 km/sec im Raum, was für einen Stern der Milchstrasse eine durchaus gewöhnliche Geschwindigkeit ist.
Barnard's Pfeilstern hat also nur durch seine Nähe zur Sonne eine so spezielle Bedeutung für uns, ansonsten
ist es ein recht gewöhnlicher Stern.
Die derzeitige Position des Pfeilsterns (Eigenbewegung ist reingerechnet) ist übrigens
α= 17h57m48.0s δ= +04°43'05.0s (Koordinaten sind auf Equinox 2000.0 bezogen).
Diese gegenwärtige Position ist in der Detailkarte oben ersichtlich.
Das DSS Bild zeigt den Stern dagegen ca 180" südlich der derzeitigen Position (es dürfte also
ca 1990 aufgenommen worden sein), die Bewegungsrichtung und die heutige Position habe ich
deshalb nachträglich eingezeichnet.
DSS Ausschnitt zentriert auf die 2008er Position von Barnard's Pfeilstern,
(etwa 1990 aufgenommen, d.h. Stern steht ca 180" = 3' südlich)
Bewegungsrichtung und heutige Position sind eingezeichnet.
Man vergleiche mit der Detailkarte oben !
Feldgrösse 40 x 60',
© STScI Digitized Sky Survey
(4) Katzenaugennebel NGC 6543 (PN, Dra)
→ CrossRef
Ich muss mir heute erstmal wieder das Sternbild Drache zurechtsuchen, wie es sich so zwischen
UMi und UMa hindurch windet. Eigentlich will ich ja einen Quasar im Drachen beobachten, aber
auf dem Weg liegt auch ein PN, den ich noch nicht gesehen habe. Also eins nach dem anderen !
Zunächst der PN: nach einigem Suchen finde ich im Sucher 2 sternartige Gebilde eng beieinander, das
eine ein 10mag Stern, das andere ein etwas diffus aussehender 'Stern', das ist NGC 6543.
Im Dob wird der Unterschied zwischen den beiden aber sofort klar, weil NGC 6543 ein deutlicher
kleiner PN mit sehr hoher FH ist. Zum ersten Mal sehe ich
tatsächlich einen Zentralstern bei einem PN, NGC 6543 zeigt ihn sehr deutlich. Ausserdem
fällt mir - wieder zum ersten Mal - wirklich eine deutliche Farbe bei einem PN auf.
Der Katzenaugennebel hat eine ausgesprochen grüne Färbung (anscheinend ist hier die FH hoch
genug um die Farbwahrnehmung im Auge zu aktivieren) ! Beides ist sofort im 20mm Okular zu sehen.
Der Zentralstern kommt etwas besser im 13mm raus. Ausserdem zeigt sich dann noch die
in N-S Richtung elongierte Form, aber (zumindest heute) keine weiteren offensichtlichen Strukturen
(nach denen ich heute aber auch nicht wirklich suche, nächstes Mal; siehe die Detailbilder des HST).
In allernächster Umgebung des PN zeigt Guide noch zwei weitere interessante Objekte. (i) Etwa 3'
westlich von NGC 6543 steht ein 10mag Stern, und auf halbem Weg zu diesem der schwache, elongierte
PN IC 4677, ein Gebilde, das auf dem DSS 3 Knoten zeigt. Im Dob ist dieses Objekt mit indirektem
Sehen grenzwertig aber eindeutig auszumachen, kein Wunder bei 15.7mag Gesamthelligkeit.
Da auf dem DSS Bild in dieser Entfernung noch Filamente
der äusseren Hülle von NGC 6543 zu sehen sind, könnte ich mir vorstellen dass dies auch noch Teile der
Hülle sind (und kein eigenständiger PN, trotz der eigenen IC Nummer). Wenn man sich das Paper
von Balick et al (1992)
ansieht, scheint das wohl richtig zu sein.
(ii) Östlich gibt es ein ebenfalls längliches Gebilde, das schon deutlich klarer zu sehen ist:
die Galaxie NGC 6552 mit 14.6mag - laut Guide eine SB Galaxie mit Ring. Von den Details ist bei
diesem Himmel allerdings nichts zu sehen.
Feldgrösse 30 x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
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(5) Quasar Q1821+643 (QSO, Dra)
→ CrossRef
Nach dem PN im Drachen, nun zum eigentlichen, dem Quasar Q1821+643 aka
KUV 18217+6419 bei α= 18h21m57.3s δ=
+64°20'36" (2000.0), das liegt etwa 3.4° SW des Katzenaugennebels. In der VdS 'Beobachtungsliste für helle Quasare' (BHQ,
Wolfgang Steinicke 1999)
ist dies durchaus eines der Extremobjekte: mV = 14.2mag (also für uns sehr hell, selbst in 8-10" gut machbar),
Redshift z=0.297 (die Linien des optischen Spektrums sind um 30% ihrer Wellenlänge rotverschoben !),
was einer Entfernung von ca 1 Gpc (3.2 Mrd. Lj) entspricht, ausserdem eine Absoluthelligkeit
von -27.1mag. Das ist genauso hell wie das Ausnahmeobjekt 3C273 und damit mehr als 100x mehr Output als von den
grössten bekannten Galaxien (-22mag) wie z.B.
typischen BCGs (Brightest Cluster Galaxies), etwa M87 in Virgo oder NGC 4889 in Coma. Diese Daten entstammen
dem Veron-Cetty-Katalog 'Quasars and Active Galactic Nuclei'
(10th Ed., Veron-Cetty M.P., Veron P.).
Feldgrösse 30 x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
Die Auffindung geht mir zunächst etwas zäh von der Hand, obwohl das Objekt ja recht hell ist. Dann aber finde ich doch die charakteristische
5er Gruppe von Sternen in deren Umgebung der Quasar und auch einige Vergleichssterne liegen. Deren photographischen
(tendenziell eher B) Helligkeiten sind: A 12.9m, B 13.8m, C 14.7m, D 15.0m. Aber ich brauche die Helligkeitssequenz
eigentlich gar nicht, denn Q1821+643 ist sogar ein wenig heller (schätze 0.2mag) als Vergleichstern A (mphot =
mB = 12.9mag). Unschön leider, dass man den (B-V) Farbindex des Vergleichssterns A nicht weiss -
ist er ein O-Stern (B-V=-0.5m), so hätte er
dann mV = 13.4mag, als A-Stern (B-V=0.0m) mV = 12.9mag und als K-Stern (B-V=1.5m) sogar
mV = 11.4mag. Jeweils 0.2mag heller ergibt also als V-Helligkeit für den Quasar 13.2m, 12.7m oder
11.2m (je nachdem welchen Spektraltyp der Vergleichsstern hat). Mit der Literaturangabe für den Quasar von
mV = 14.2mag heisst das: der Quasar ist heute mindestens visuell 1mag zu hell (oder sogar noch mehr,
bis zu 3mag) - er ist aber gar nicht als variabel angegeben - das ist also sehr interessant ! Aber:
Helligkeitsschwankungen sind bei Quasaren allerdings an der Tagesordnung und durchaus normal.
Ich werde also nicht zum Telefon rennen und Stefan W. von der Landessternwarte in Heidelberg anrufen :-).
Wenn ich nächste Woche nochmal zum beobachten komme, muss ich nochmal hinschauen, ob sich etwas tut ...
Ganz abgesehen davon ist es aber so oder so schon beeindruckend, wenn man sich - am Dob den Quasar bewundernd -
mal die 3 Mrd Jahre klar macht, die das Licht
bis zu uns gebraucht hat (die Erde ist gerade mal 4.5 Mrd Jahre alt). Und dazu die gigantische Leuchtkraft dieses
Monsters: in den Virgo-Haufen versetzt hätte das Ding eine scheinbare Helligkeit von 4.5mag, also mit blossem Auge
zu sehen ! Gut dass die grosse Zeit der Quasare schon lange vorbei ist ... :-)
Anbei habe ich einen DSS Ausschnitt noch mit den entsprechenden IDs aus BHQ versehen, für diejenigen die meine
Beobachtung selbst nachvollziehen wollen (Helligkeiten sind photographisch !) Und ja, der Nebel im direkten NW des
Quasars ist ein PN (PK94+27.1),
ich habe ihn aber bisher nicht gesehen (die dunklen Grauwerte des Bildes sind hier ziemlich verstärkt dargestellt).
Q 1821+643 mit Vergleichssternen (nach BHQ)
© STScI Digitized Sky Survey
(6) Blinking Planetary NGC 6826 (PN, Cyg)
→ CrossRef
Beim Durchsehen der PN-Liste finde ich auch einen anderen Kandidaten, der mir noch 'fehlt':
der Blinking Planetary NGC 6826 in der (abgeknickten) nordwestlichen Flügelspitze des Schwans.
Das Ding steht gerade fast im Zenit und der Dob ist hier etwas schwerer als sonst zu handhaben
(einiges an anstrengender Azimutdrehung auf engstem Raum und bei senkrecht stehendem Tubus),
aber dennoch ist der PN relativ leicht zu finden, ein weiter Doppelstern 16 Cyg steht gerade mal 1.3° entfernt.
Übrigens: die östliche Komponente des DS hat einen nachgewiesenen Planeten mit 1-2 Jupitermassen und
2 Jahren Umlaufszeit!
Auch beim recht hellen Blinking Planetary (9.8mag) sehe ich den Zentralstern sofort, dieser hat
ja sogar 11mag !
(erst sieht man nie 'nen Zentralstern, dann gleich zwei in einer Nacht :-)
Den 'Blinking-Effekt' kenne ich nun aber schon vom Katzenaugennebel, so dass er mich hier nicht
sooo frappiert. Klar, bei direktem Sehen erscheint der Stern prominent, beim indirekten Sehen eher
der Nebel, das macht einen Blink-Effekt... Die Farbe erscheint mir hier ebenfalls nicht
so intensiv und offensichtlich wie beim Vorgänger NGC 6543, ich kann sie hier nicht sicher festnageln.
Auch die äussere Hülle, die auf dem DSS erkennbar ist, sehe ich nicht, ich denke der Himmel
ist eben mittlerweile doch zu schlecht (ca 20.2mag/sas). Bei besserem Himmel also nochmal ...
Feldgrösse 15 x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(7) 'The weird globular' NGC 6712 (GC, Sct)
→ CrossRef
Auf CloudyNights hatte ein Kollege kürzlich NGC 6712 einen 'weird globular' genannt, also wollte ich
mal nachsehen, was es damit auf sich hat. Der 8mag Haufen steht ca 3° südlich des Adlerschwanzes im
Schild (Sct). Und als ich ihn mir im Dob ansehe kann ich eigentlich nichts wirklich besonderes oder
gar 'something weird' an dem
Kugelsternhaufen ausmachen.
Er hat einige sehr helle Sterne und er erscheint schon bei 225x gut aufgelöst, insgesamt
nicht kompakt, sondern eher aufgelockert. Er scheint - wenn man sich nur die helleren Sterne ansieht
- 2 Zentren zu haben, aber das ist eben nur pure Anzahlstatistik bei den hellen Sternen. Zusammen
mit den schwächeren Sternen ist er zugegeben relativ flächig und wenig konzentriert (er dürfte
einen relativ grossen Halblichtradius haben), aber doch rund. In Guide findet man Auszüge
aus Beobachtungsberichten von Steve Coe, wo es heisst der GC ändere die Form je nachdem ob man
direkt (Dreicksform) oder indirekt (rund) schaue. Aber wie gesagt, das ist reine Statistik in der
Sternverteilung und nichts von herausragender physikalischer Relevanz...
Feldgrösse 30 x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
(8) Komet 6P/d'Arrest (Komet, Aql)
→ CrossRef
Beim schnellen Durchsurfen auf den Astroseiten am Nachmittag hatte ich bei den Kometenfreaks noch
was von 6P/d'Arrest gelesen, er sei noch schwach/diffus zu sehen. Er ist eigentlich recht nah an der Erde,
nur ca 0.38 AE, von der Sonne 1.37 AE (nicht weit ausserhalb seiner Periheldistanz von 1.35AE).
Auch ist er super am Himmel positioniert, im östlichen Flügel des Adlers.
Aber fassen wir die Sache kurz: ich sehe ihn nicht, oder besser: ich kann ihn nicht identifizieren.
Einmal denke ich der eine 'Stern' ist etwas diffus aussen, aber nein stimmt nicht. Vielleicht
stimmen auch meine Bahnelemente nicht mehr genau, mit denen mir Guide die Position (dann aber supergenau :-)
ausrechnet... Da capo - ich probier's nochmal, wenn es nächste Woche gut wird...
(9) Jupiter + Mond als Rausschmeisser
→ CrossRef
Jupiter steht jetzt um 2 Uhr nachts etwas höher, also probier ich's nochmal. Guide sagt mir auch,
dass Amalthea inzwischen auf der anderen Seite des Jupiter wieder aufgetaucht ist. Aber wieder nichts,
und die Luftunruhe ist immer noch ziemlich schlimm, man sieht die Luft flimmern wie tagsüber über
der Strasse, obwohl der Spiegel nun sicher perfekt temperaturangepasst ist (kein Tubusseeing).
In UMi bestimme ich die ungefähre visuelle Grenzgrösse zu 5.5mag, der Himmel hat jetzt 20.2 mag/sas.
Zum Rausschmiss wird jetzt noch der Mond angeschaut, er steht schon 26° hoch im Westen. Die Luftunruhe macht
das Scharfstellen schwierig (an Sternen geht es leichter). Aber dennoch: abgefahrene Details sind auf der
Mondoberfläche zu sehen: Rillen + Risse, die inneren Ränder mancher Krater mit stufiger Terrassierung,
glatte Meere + rauhere Mittelgebirge, einzelne Berge werfen auf der aalglatten Ebene lange Schatten ...
Fanatastisch, das kann schonmal Spass machen sich hier ein paar Stunden umzusehen... Toll ! Aber die
Luft sollte dann am besten ein bisschen ruhiger sein und das Teleskop dazu perfekt kollimiert. Ich gebe zu,
dann könnte mich der Mond fast reizen... :-)
Hinterher frage ich mich allerdings ob das ganze schädlich für die Augen war - brutal ! Auf dem rechten Auge
sehe ich in der erhellten Umgebung fast nichts mehr, links natürlich schon ... Naja es geht langsam vorbei...
Dennoch, meine Dunkeladaption ist spätestens jetzt flöten. Aber es reicht jetzt auch. Uranus, Neptun und Pluto
wären noch zu sehen... Hm, hm, aber keine Lust jetzt mehr !
Müde bin ich, geh zur Ruh...
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