Beobachtungsbericht 21./22.06.2008
(04/2008)
Schwarzwälder Mittsommer-Mondnacht
Beobachter: | P. Surma |
Datum/Zeit: | 21./22.06.2008, 23:00 - 2.20 MESZ |
Ort: | HIHO |
Kollegen: | Sabine W. aus F. |
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Sonne: | Sonnenuntergang 21:36 MESZ
Astronomische Dämmerung (Ende): 0:41 MESZ
Astronomische Dämmerung (Beginn): 2:19 MESZ
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Mond: | Mondaufgang 23:29 MESZ
1 Tag nach Vollmond, 91% beleuchtet (-11.7mag) |
Wetter: | Wolkenlos |
Temperatur | trocken, 18-13°C, windstill |
Grenzgrösse: | Durchsicht gut |
Himmel: | 20.7 - 19.7 mag/sq.arcsec (SQM) |
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Teleskop: | 20" f/4 Dob
+ 6" f/5 Newton Bigfinder
Feldstecher (FS) Fujinon 10x50, Fotostativ |
Montierung: | Dobson (manuell) |
Filter: | Astronomik OIII + UHC |
Okulare: (Dob / Finder ) |
f | 31mm | 20mm | 13mm | 9mm | 5mm |
AP | 7.8mm | 5mm | 3.3mm | 2.3mm | 1.3mm |
V | 65x | 100x | 155x | 225x | 400x |
Feld | 1.25° | 0.8° 50' | 0.5° 30' | 0.36° 22' | 0.2° 12'
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Maglimit | 15.8m | 16.5m | 16.9m | 17.1m | 17.0m |
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AP | 6.2mm | 4.0mm | 2.6mm | 1.8mm | 1.0mm |
V | 24x | 38x | 58x | 83x | 150x |
Feld | 3.4° | 2.2° | 1.4° | 1.0° | 0.55° 33' |
Maglimit | 13.6m | 14.1m | 14.5m | 14.7m | 14.9m |
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Objekte: |
Diffuse Emmisionsnebel (Neb):
Nordamerika, Cirrus
Dunkelwolken (DW):
-
Galaxien (Gx):
M51, M81, M82, NGC 4319
AGN (Quasare, Seyfert, BL Lac):
Mrk 205
Cluster (GxCl) + Gruppen (GcGrp)
-
Planetarische Nebel (PN):
M57, M27
Planeten + Monde:
Mars, Jupiter, Saturn
Sternhaufen:
M13 (Her), M4 (Sco), Kugelsternhaufen in M81 (!???)
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Bilder der Objekte: © STScI Digitized Sky Survey.
Alle Daten + Zeiten (in MESZ) aus Guide 8.0.
Klick auf die Nummer in der Übersicht springt zu dem Objekt. Klick auf das
→ CrossRef -Symbol vor jedem Objekt
springt auf eine Seite mit zusätzlichen Links + Infos. Maglimits der Okulartabelle sind gerechnet
 für optimale Bedingungen im Zenit und fst 6.5m. Meine subjektiven Highlights der Nacht sind gelb markiert.
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Beim AGN-Beobachten mit Vollmond
(Foto: 10sec bei ISO3200, f=50mm f/5.6)
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Übersicht
(1) Schaufensterbummel bei Mondschein
(2) Kugelsternhaufen in M81 ? (Gx-GC, UMa)
(3) Markarian 205 (AGN, Dra)
Diskussions-Threads zum Bericht
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Einführung
Was kann man schon in Vollmondnächten beobachten ? Eigentlich nichts. Und dann noch Ende Juni,
ohne beendete astronomische Dämmerung...?! Das reicht bestenfalls für nen kleinen Spaziergang
über die hellsten Objekte, sollte man meinen. Stimmt auch, ein tolles DeepSky-Vergnügen ist es nicht.
Aber dennoch lassen sich ein paar neue Objekte finden, wenn man sie geeignet aussucht. Und
bei guten Wetteraussichten in den Schwarzwald fahren ohne den grossen Dobson, das bring ich
einfach nicht übers Herz ... Ausserdem stelle ich in Guide fest: hier im Südschwarzwald geht
die astronomische Dämmerung - im Gegensatz zu Heidelberg - doch zu Ende derzeit. Wir sind
2° südlicher, das bringt die Sonne also um den gleichen Betrag tiefer unter den Horizont !
Beim Aufbauen auf meiner Standard-Beobachtungswiese in HIHO
piesacken mich die Mücken wiedermal
ziemlich arg. Dafür ist es jetzt um 22:30 Uhr noch halb hell und es ist sehr angenehm warm und absolut windstill.
Ich habe komplette Rundumsicht und (bei gutem Wetter von hier aus) Alpenblick nach Süden.
Der Platz ist super, absolut angenehm und abgeschieden - ohne Fremdlicht (wenn man vom ca 25km
entfernten Rheintal im Süden mal absieht). Der Mond lässt Gottseidank noch etwas
auf sich warten, was mir Gelegenheit gibt, zusammen mit meiner Frau Sabine noch ein paar Standard-Objekte
abzuklappen, bevor es zu hell (und ihr) zu langweilig wird. Heute wird auch zum ersten Mal die
Himmelshelligkeit hier in HIHO mit dem SQM gemessen. Zur
dunkelsten Zeit (ca 23:15
Uhr kurz vor Mondaufgang) zeigt es im Zenit 20.7 mag/sas (Magnituden pro Quadrat-Bogensekunde, sas = square
arcsec). Ich schätze also bei guten Verhältnissen ohne Mond wird man hier im Südschwarzwald (920m üNN)
auf mindestens 21.3mag/sas kommen können. Als ich nach Hause fahre steht der fast -12mag helle Mond (1 Tag nach
Vollmond) schon 17° hoch im Süden
(im Steinbock bei δ = -20°), der Himmel hat da noch nur noch 19.7 mag/sas.
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Beobachtungen
(1) Schaufensterbummel bei Mondschein
Heute fällt Ostern, Weihnachten und Sommeranfang auf einen Tag und Sabine erklärt sich doch glatt
bereit, mal ausnahmsweise zum Beobachten mitzukommen. Von unserem Feriendomizil bis zur Beobachtungswiese
sind es gerade mal 500m und so kommt sie mit dem Fahrrad nach, als ich den Dob dort schon aufgebaut habe. Ich
bekomme ja oft den Vorwurf, ich würde zu lange rumsuchen und sie würde immer nur kurz einen Blick durchs
Teleskop werfen könne. Das machen wir heute mit dem Dobson mal anders, und ich erkläre ihr die
Verwendung von Telrad und Sucher. Am Anfang ist der 20" in der Hand und das Peilen durch Telrad noch
etwas ungewohnt, aber mit der Zeit geht es dann schon ganz gut... Jedenfalls findet sie - nur mit meiner
verbalen Beschreibung - am Himmel schonmal ihre Lieblings-Objekte (M13, M57, Cirrus, Saturn).
Zum ersten Einüben - es ist noch ziemlich hell - schauen wir uns mal den zweifarbigen Albireo im Kopf
des Schwans an. Vom Telrad geht es in den Sucher mit 31mm Okular, 24x und 3.4° Gesichtsfeld und von dort
ins 20mm Okular am Dob mit 100x und 0.8° Feld. Dann wird hochvergössert wenn's das Objekt braucht...
Als nächstes noch etwas mit hoher Flächenhelligkeit und durch UHC-Filter aus dem hellen Himmel
rauspräpariert: Ringnebel M57 in der Leier. Sabine findet
die Stelle zwischen den beiden südlichen Leier-Sternen gnaz gut mit dem Telrad. Schon im Sucher sieht
man den Nebel ganz schön, damit ist er dann auch im Dob schnell eingestellt.
Feldgrösse 30 x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
Wir schauen nach Westen. Dort sind drei helle 'Sterne' gerade am Untergehen. Von rechts (N) nach links (S)
zappen wir durch und stellen fest welche Objekte das sind: die rote noch deutlich erkennbare Mars-Scheibe,
Regulus in der Mitte und Saturn der natürlich wie immer am meisten gefällt - 'wie hingemalt !' Auch Jupiter
ist im Südosten gerade aufgegangen und knapp über dme Horizont. Nein, wir fahren ihn noch nicht an. Die
Luft ist zu unruhig und ich habe auch (wirklich !) Angst, dass mir der Dob aus der Box fällt bei dieser Horizonthöhe.
Dann kommen noch M13 und der
Hantelnebel M27 dran. Der deutliche Gasnebel ist heute noch am
eindrucksvollsten von allem.
Ich stelle noch M51, wo man die Spiralarme - bei diesem
hellen Himmel (der Mond kommt gerade hoch) und der schlechten Dunkeladaption - wirklich nur vergleichsweise schlecht
sehen kann. Auch die Suche nach Cirrusnebel ist etwas
enttäuschend. Trotz OIII Filter macht er sich heute nicht
so spektakulär wie sonst. Noch schlimmer kommt allerdings Nordamerika
weg: Sabine meint, 'naja ich seh eigentlich kaum was'.
Zum Schluss schauen wir noch im Scorpion bei Antares und M4 vorbei und abschliessend: Jupiter, der im Südosten
jetzt schon hoch genug steht. Ein paar leicht orange-farbige Bänder sind zumindest sichtbar und natürlich
die 4 Monde, die wir alle aus dem Fernsehen kennen...
Als der (fast noch volle) Mond schon satt am Himmel steht hat Sabine genug und macht sich auf den kurzen Heimweg.
Ich bleibe noch und schau, was eine Vollmondnacht noch bringen kann...
M13
Feldgrösse 30 x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
M27
Feldgrösse 20 x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
M51
Feldgrösse 30 x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
Cirrus-Nebel
© PS 2007
Nordamerika-Nebel
© PS 2007
M4
Feldgrösse 30 x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
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(2) Kugelsternhaufen in M81 ? (Gx-GC, UMa)
→ CrossRef
Auf der Projektseite von Guide (www.projectpluto.com)
hatte ich vor einiger Zeit noch einige interessante zusätzliche Datasets zum Installieren entdeckt.
Darunter die Kugelsternhaufen von M81. Bei M31 hört man ja des öfteren von Beobachtungen ihrer Kugelsternhaufen
(z.B. Mayall II/G1), von M81-GCs hatte ich dagegen bisher
nichts gehört oder gelesen. Also installiere ich das Dataset und bin echt baff, wie viele GCs M81 besitzt - Wow !
Und da ich heute - bei Mond - stellare Objekte brauche, rechne ich auch nicht lange (und genau) nach sondern
zappe mir einfach in der Nacht die GCs auf den Bildschirm des Notebooks. Brutal -
bis zu einem Limit von 14mag gibt in einem auf M81 zentrierten 1° Feld ca 35 Kugelhaufen ! Es kommt
mir allerdings jetzt schon komisch vor, dass die hellsten Objekte bei 13.5mag liegen sollen, das ist
ja tierisch hell. Mayall II in M31 hat zum Vergleich 13.75m, und der ist ein wahres Monster von GC !
ω Cen in der Galaxis hat als das Ausnahmeobjekt unserer Milchstrasse -10.7m.
Mit dem Abstandsmodul von M81 (m-M = 28.7mag) folgen Absolutelligkeiten bis -15mag für die M81-GC. Hm, hm...!?
Aber was soll's, ich schaue mir die Objekte gemäss den Identifikationen in Guide einfach einmal an.
Die Literatur checke ich dann zuhause in Ruhe (wie meistens) ...
Ich selektiere nur Objekte aus dem Set mit Helligkeiten < 14mag und richte meine Aufsuchkarte in Guide genau nach dem
Anblick in Sucher + Dobson aus, damit die Identifikation so leicht wie möglich fällt. Ich beginne bei den beiden
9mag Sternen, die sich südlich von M81 befinden.
Vom westlichen der beiden Sterne (HD 85458) ausgehend findet man im SW von M81 unschwer schon 5 Kugelsternhaufen
aus der Liste von Perelmuter et al (1995):
60062 (13.9m) und 60055 (sogar 13.2m !...?), sowie 50314, 50059 und
50038 (letzterer ist nicht wirklich von einem doppelsternartigen Gebilde unterschiedbar? - das (Tubus-?) Seeing ist
recht schlecht). Direkt westlich des M81-Kerns findet sich noch 50716, der auf der Karte interessanterweise in einer
Gruppe von fast punktförmigen Strukturen (HII Gebiete ?) liegt. Leider sind die Verhältnisse für wirkliche
DeepSky-Beobachtungen
aber heute zu schlecht, die GC-Objekte kann ich nach der Karte identifizieren, von den HII Gebieten sehe ich aber
absolut nichts.
Der Schwenk um das Nordende von M81 bringt mich über einen weiten Kandidaten zu einer kleinen wagenartrigen
Sterngruppe im NO. Von hier aus finde ich nochmal 5 Objekte aus dem Dataset...
Zuhause rechne ich in den nächsten Tagen dann nochmal nach. Der Abstandsmodul von M81 ist 3.5mag grösser als von M31.
Das kann alles nicht sein. Dann müssten die M81-GCs ja um genau so viel heller sein als Mayall II in M31,
der an sich schon monströs hell ist ... Also etweder sind es völlig unnatürliche GCs oder es ist
Blödsinn... ! Ich hole mir also das Perelmuter Paper aus dem Netz
und lese es genauer durch - tja und da haben wir's auch bald: der Kollege der das Guide-Dataset gebaut und auf
die ProjectPluto Site hochgeladen hat,
hat es leider vorher nicht gründlich genug gelesen + recherchiert ! - das Paper enthält nämlich nur eine
Vorauswahl von möglichen GC-Kandidaten (!)
in M81. Diese Kandidaten wurden in einem zweiten Paper dann nochmal genauer untersucht, um die Leuchtkraftverteilung
der GCs in M81 zu bestimmen. Und in diesem zweiten Paper fliegen nach eingehender Untersuchung alle Kandidaten
unter 18mag raus, es sind allesamt Vordergrundsterne die zu unserer Galaxis gehören - na klasse !
Die hellsten GCs in M81 starten tatsächlich bei 18mag aufwärts !
(was vom Abstandsmodul dann wieder zu den M31 GCs passt, ok). Das aber heisst: die
M81-GCs sind visuelle Objekte für eine Mindestausstattung von: >7mag Superhimmel + Teleskop der >30"-Klasse (+1mag in
Grenzgrösse braucht ca 1.6x mehr Öffnung). Kein Wunder also dass man bisher nichts davon gehört hat ...
Was lernen wir daraus ? Zunächst mal: heute wird - ganz getreu dem Motto des ambitionierten Jungwissenschaftlers
'Publish or Perish !' ('Veröffentliche auf Teufel komm raus oder Du gehst unter!') - aus jedem
Zwischenergebnis gleich ein
Paper gemacht - der Citation Index dankt es einem (oder ?). Dann aber auch für uns passive Leser: man soll nicht alles
immer blind glauben und ruhig mal ein Paper zu Ende lesen !
Am besten bevor man beobachtet, oder zumindest bevor man seinen Beobachtungsbericht schreibt ... :-)
Und vor allem: bevor man solche Dinge zur Publikation ins Netz hochlädt ! Ich denke ich werde demnächst mal die korrigierte
Liste an Project Pluto schicken mit dem korrigierten Dataset aus dem zweiten Paper, für die Besitzer
von 30" Tüten und Uhuaugen unter Euch :-). Viel Spass damit !
TODO: Email pp
© PS 2007
(3) Markarian 205 (AGN, Dra)
→ CrossRef
Vor kurzem hatte ich mir auf der Suche nach neuen Objekten nochmal die 'Beobachtungsliste für helle
Quasare' von Wolfgang Steinicke (1999, VdS-Fachgruppe DeepSky)
vorgenommen - eine schön aufbereitete, mit Aufsuchkarten und Vergleichssternen
bestückte Liste von Quasaren (aber auch Seyferts und BL Lac Objekten, also i.a. AGN = Active Galactic Nuclei).
Weil Quasare und AGN vom visuellen
Aussehen als solchem nicht gerade die fantastischsten Objekte sind, suchte ich mir zuerst ein
Objekt mit interessantem 'Umfeld' heraus: Markarian 205 steht im Sternbild Drache
ganz nahe bei der normalen Spirale NGC 4319 und ein paar weiteren Scheibengalaxien von 12-13. Grösse. Ausserdem ist
das Objekt mit δ = 75°auch derzeit hoch genug am Himmel um gut beobachtbar zu sein.
Markarian 205 ist als Seyfert Galaxie I klassifiziert (d.h. sie
zeigt sowohl breite als auch schmale Emissionslinien, BLR/NLR = broad/narrow line regions) und trägt die weiteren Bezeichnungen
Q 1219+755 = PGC 39975. Ihre Absoluthelligkeit liegt mit -22.2mag knapp unterhalb derer von Quasaren (-23m);
die V-Helligkeit ist (wie häufig bei AGN) variabel 14.4 - 15.5mag; Redshift liegt bei z = Δλ /λ =
0.070, was einer Entfernung von 270 Mpc = 880.000 Lj
und einer Lichtlaufzeit von ca 0.8 Mrd. Jahren entspricht.
Interessanterweise ist die aktive Mrk 205 praktisch
dem Bild von NGC 4319 'überlagert'. Sie liegt gerade einmal 40" südlich von deren Galaxienkern und damit
noch im Bereich der Scheibe von NGC 4319. Und genau diese Nähe hat historisch zu mancherlei Verwicklungen geführt,
und auch deshalb ist Mrk 205 ganz interessant. Die Interpretation (von Maarten Schmidt, dem Entdecker von 3C273 stammend),
dass derartige
Objekte als aktive Kerne von sehr weit entfernten Galaxien (AGN = Active Galactic Nuclei) zu verstehen sind, war in
den 1960er Jahren
(als das Quasarbusiness ab 1963 nach der Entdeckung von 3C273 so richtig boomte) ja nicht
unumstritten. Genau jener Halton Arp, von dem der berühmte Arp-Katalog
stammt (Atlas of Peculiar Galaxies (1966),
Galaxien mit gestörter Morphologie, oft wechselwirkende
Galaxien) hat in diesen Jahren der heute gängigen Interpretation heftig widersprochen - und dabei war
Mrk205 eines seiner Paradebeispiele: zwischen Mrk 205 und NGC 4319 zeigt sich eine schwache
'Brücke' von leuchtender Materie, deshalb sei anzunehmen, dass beide in Wechselwirkung
stünden und also physikalisch verbunden seien. Dann kann die gemessene hohe 'Rotverschiebung' der
Spektrallinien in Mrk 205 aber nicht
kosmologischer Natur sein (nicht aus dem Hubble-Gesetz herrühren), sondern müsse auf anderem
Wege erzeugt werden. Folglich ist auch die Leuchtkraft dieser Objekte dann bei weitem nicht so hoch wie
üblicherweise angenommen (M > -23mag). Durch diese Argumente wird dann in letzter Konsequenz die
(heute als gesichert geltende) Interpretation der Rotverschiebung und die gesamte Urknalltheorie
in Frage gestellt. Neben Mrk 205 führte Arp auch weitere Beispiele an (hier eine Webseite
zu dem Thema), wo lokale Galaxien mit Quasaren und AGN zu wechselwirken scheinen.
Arp's Versuch die AGN/Urknall Theorie zu stürzen hat - im Nachhinein gesehen - mitgeholfen, dass die Beobachtungen
und Erklärungs-Hypothesen vielen weiteren Tests unterzogen wurden, und wir heute damit ein relativ gesichertes
Bild dieser Objekte haben. So hat man später auch die Hostgalaxien vieler AGN (bei hoher Redshift!) direkt
abgebildet und es hat sich
spektroskopisch (dafür braucht man Grossteleskope + CCDs!) herausgestellt,
dass man auf dem AGN-Spektum von Mrk 205 (wieder bei hoher Redshift) Absorptionslinien identifiziert und überlagert
findet, die durch das Gas von NGC 4319 (bei niedriger Redshift) erzeugt werden. Ausserdem sind die
Linienspektren der AGN heute durch ein generalisiertes Standard-Modell (Robert Antonucci 1993) relativ gut verstanden.
Ausserdem ist klar, dass rein morphologische Untersuchungen (Lichtbrücken, Verformungen)
zwar Hinweise aber keine Beweise für physikalische Wechselwirkung sind - deshalb ist der Arp-Katalog auch
eine sehr hilfreiche Datenbasis als Startpunkt um wechselwirkende Galaxien zu finden, aber kein wirklicher
Katalog wechselwirkender Galaxien !
Über die recht hellen Galaxien NGC 4319, 4386 und 4291 gestaltet sich die Aufsuchung
von Markarian 205 eigentlich sehr leicht. Aber
meine heutige 'Schwarzwälder Mittsommer-Mondnacht' ist leider sehr hell (SQM-L Messung im Dra: 19.7mag/sas,
üblich sind hier bei guten Bedingungen >21mag/sas). Ich finde zwar die drei hellen Galaxien sofort,
aber Mrk 205 sehe ich im Umfeld von NGC 4319 nicht sofort und direkt, ich muss
mich doch noch etwas 'anprischen'... Im 5mm Okular finde ich sie aber dann (mit indirektem Sehen !) etwas abseits
des Kerns von 4319.
Im Katalog sind für Helligkeitsschätzungen noch vier Vergleichssterne angegeben: A 13.7m, B 14.2m, C 14.7m, D 15.4m.
Stern A scheint mir mit 13.7m etwas deutlicher sichtbar als Mrk 205 (Schätzung mindestens 0.5mag heller). Stern B ist ganz gut,
Stern C noch gerade so (indirekt) zu sehen. Von
Stern D (15.4m) ist aber rein gar nichts zu sehen, woraus man eine Grenzgrösse von ca 15 mag ableiten kann. Man kann also schliessen,
dass die Helligkeit von Mrk 205 heute Nacht etwa am Maximum ihrer Variablitätsspanne bei
mv = 14.4m lag (oder etwas schwächer, aber nicht jenseits von 15m). Sicherlich hätte man mit den
Vergleichssternen die Helligkeit noch besser eingrenzen können, aber das erspare ich mir heute
(und hebe es mir für's nächste Mal auf... ).
Feldgrösse 30 x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
TODO:
Weitere Quellen:
- Seyfert Galaxie ? Unterschiede QSO / Seyfert / BL Lac -- Max Camenzind Papers, PPTs
http://heritage.stsci.edu/2002/23/supplemental.html
http://heritage.stsci.edu/2002/23/NGC4319/i0223cw.jpg
http://adsabs.harvard.edu/cgi-bin/nph-bib_query?bibcode=1992ApJ...398..495B&db_key=AST&high=3d6e3bdf3c21424
http://www.kopernik.org/images/archive/n4319.htm
Seyfert I AGN (NLR + BLR !)
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