Beobachtungen
(1) NGC 4490 + Supernova SN2008ax (Gx, CVn)
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NGC4490 (superleicht zu finden neben β CVn) bildet zusammen mit NGC 4485 ein schönes Galaxienpaar. Die Galaxie hat eine Redshift von 700 km/sec
liegt also relativ nah an der Milchstrasse mit nur 6 Mpc Distanz. Mich interesssiert allerdings heute
nicht die Galaxie als solche, sondern eher die Typ Ib Supernova,
die am 03.03.2008 von Koichi Itagaki in NGC 4490
entdeckt wurde: SN2008ax. Die SN
hatte ein Peak-Helligkeit von 13mag (NGC4490 hat 10.2mag), und wurde kürzlich noch mit knapp 15mag beobachtet,
also wollte ich mein Glück auch versuchen. Natürlich ist die helle Galaxie unschwer zu finden, aber die SN macht
doch Mühe. Selbst bei Lichtabschirmung kann ich zwar den Vordergrundstern im SO, aber nicht die SN erkennen. Die
Grenzgrösse wäre ja bei weitem hinreichend, aber die SN sitzt auf der hellen Scheibe der Galaxie und so fehlt
mir einfach hier der Kontrast der Punktquelle zu ihrer Umgebung. Pech - etwas zu spät beobachtet. Christian Busch,
sagt er habe sie am gleichen Abend oben in seinem 18er gesehen (er hat sie schon einige Male beobachtet, und
die Position schon besser verinnerlicht, das hilft sicher...).
Feldgrösse 15 x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(2) Blackeye Galaxy - M64 = NGC 4826 (Gx, Com)
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Die Galaxie mit dem schwarzen Auge fasziniert mich nicht so tierisch heute. Ja man sieht es. Man verdirbt sich
die Dunkeladaption an solchen Objekten :-). Aber sie scheint interessant zu sein, wenn man sich HST Bilder
ansieht (Merging). Nächstes Mal genaueres und mehr Background :-)
Feldgrösse 15 x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(3) The Box - NGC 4169 (Gx, Com)
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Ein weitere schöne und kompakte (ca 7') 4er Galaxiengruppe, die ich mal zuhause beim Durchblättern in der Uranometria
entdeckte, ebenfalls in Coma.
Die Komponenten sind: NGC 4173, 4169, 4174 und 4175. Die Gruppe ist noch relativ bequem
zu finden: 3° westlich von γ Comae, Galaxien im Bereich 13.2 - 14.4mag, also für meinen 20er noch relativ hell (Grenzgrösse
ca 17mag). Alle 4 Galaxien
sind Scheibengalaxien, d.h. Spiralen und S0s von geringer - mittlerer Leuchtkraft (-18...-20.5mag). Die eher leuchtschwächere
NGC 4173 (grosse Spirale mit niedriger FH im Norden) scheint ein Vordergrundobjekt zu sein, ihre Redshift 1100 km/sec passt
genau zu Virgo. Die anderen Galaxien
zeigen alle Redshifts um 3800 km/sec, scheinen also auch physikalisch zusammen zu gehören. Die Box ist also
keine Box, sondern genauer gesagt ein Triplett mit Vordergrundgalaxie.
Alle 4 sind im Dob gut auszumachen, benötigen aber für einen guten Eindruck schon hohe Vergrösserung,
das 9mm Okular mit 22' Feld macht sich gut (Grppendiagonale 7'). Die Unterschiede in den Objekten sind auch im
Okular offensichtlich: niedrige FH bei NGC 4173 (hat nur M=-18mag, also fast schon eine LSB Galaxie, klassifiziert
als Scd), relativ hell + deutlich NGC 4169 (S0, also ähnlich E-Galaxien relativ stark gepeakt), 4175 elongiert und
4174 recht schwächlich.
Im Nachhinein noch: tatsächlich gehören zu dieser Gruppe (schon von der Redshift 3800-4000 km/sec her) noch weitere Galaxien, die in etwas
grösserer Entfernung zur Box stehen. Ich nehme mir vor, diese bei nächster Gelegenheit (ich befürchte das ist
dann die 2009er Saison) einmal zu beobachten, wenn ich mir die Large Scale Structure der Galaxienverteilung
in dieser Gegend um Virgo/Coma und dahinter mal im Gesamtzusammenhang ansehen will.
Feldgrösse 15 x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(4) Integral Galaxie - NGC 4236 (Gx, Dra)
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NGC 4236, die sog. 'Integral Galaxy' (nicht zu verwechseln mit der
Integral Sign Galaxy), ist aussergewöhnlich durch ihre geringe Flächenhelligkeit
und charakteristische Form. Guide8 gibt als Entfernung 8 Mio Lj an und Redshifts 100...200 km/sec
(je nach Bezugssystem,
ob auf Virgo-Infall, korrigiert oder nicht, oder bezogen auf den CMB = Cosmic Microwave Background). Sie ist auch Mitglied
der M81-Gruppe. Mit einer Absoluthelligkeit von MB = -18mag ist sie eine (wie die englische Wikipedia
behauptet Irreguläre oder) leuchtschwache
Spirale, aber eben auf jeden Fall eine LSB-Galaxie (LSB = low surface brightness). Die integrierte
Helligkeit ist in Guide mit 10.7mag angegeben, was zunächst etwas irreführend ist, da das Objekt sehr gross
ist (NED: 22'x7') - damit sinkt die mittlere Flächenhelligkeit auf 15.4 mag/sq.arcsec.
Man findet die Galaxie-Position recht leicht, ca 1.5° westlich von κ Draconis, aber die Galaxie ist
schwach - ein guter Himmel
dürfte zur Aufsuchung bitter nötig sein. Das optische Erscheidungsbild im Dobson ist:
schwach + knapp unter 10' lang, nahe edge-on (schmal), niedrige FH, die abgebogenen Enden sind sehr schwach
angedeutet (indirekt) sichtbar . Die auf DSS erkennbaren HII-Gebiete an den Enden
(für mich sieht das aus wie die Umkehrpunkte der Spiralarme, also sogar visuell ist das eine Spirale und nicht eine Irr)
sehe ich nicht aufgelöst als Einzelobjekte.
Aber indirekt bewirken sie wohl, dass man die Enden im Dobson (sehr schwach) als abgebogen wahrnimmt (die namensgebende
Integralform).
Wenn man sich Papers zur Dynamik des HI Gases ansieht (Radiomessungen), zeigt sich, dass es 100% um eine
Spirale handelt:
reguläres Geschwindigkeitsfeld, rotiert bei 10' Radius etwa mit 80 km/sec, siehe Shostak, G.S.: 1973,
Astron. & Astrophys. 24, S.411. Die Klassifikation ist denn auch SBdm (de Vaucouleurs-Klassifikation). Die Form der Galaxie deutet darauf hin, dass NGC 4236
relativ wenig inkliniert (gegen die Sichtlinie geneigt) ist (nahe edge-on). Normalerweise wird durch diese
Projektion ja die FH höher. Aber entweder hat NGC 4236 intrinisch extrem geringe Scheibendichte und/oder
sie hat grosse Mengen an absorbierendem Staub, der die FH herabsetzt, oder beides.
Feldgrösse 20 x 20',
© STScI Digitized Sky Survey
(5) Siamese Twins - NGC 4567/4568 (Gx, Vir)
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Die Siamese Twins NGC 4567/4568 sind ein Galaxienpaar mitten im Virgocluster (1.5° NW von ρ Virginis) -
zumindest von ihrer Position her.
Sie haben beide vergleichbare Redshifts von 2200 km/sec, gehören also wahrscheinlich physikalisch zusammen
(evtl. Wechselwirkung). Allerdings liegt Virgo bei 1100 km/sec. Die Twins liegen also im Hintergrund, bei
etwa doppelter Entfernung.
Im Dobson sind die beiden 11.7/12.1 mag hellen Objekte leicht zu
erkennen. Sie stehen in schrägem Winkel voneinander weg und zeigen beide leichte Andeutungen von Substruktur
(Mottling) - letzteres deutet auf Spiralen hin. Die nördliche Galaxie erscheint kleiner. 12' nördlich des Paars steht noch NGC 4564 - kein Mottling - im
Gegensatz zu den Twins eine stark elongierte Ellipse (E7 oder S0 Galaxie).
Feldgrösse 10 x 10',
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(6) Die Mäuse - NGC 4676 A+B (Gx, Com)
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In der Grossen Galaxiennacht I hatte ich mir ja schon
einen prototypischen Merger in medias res angeschaut: die Antennen.
Obwohl die Antennen relativ hell sind, waren dort ausser den beiden Galaxien-Hauptkörpern keine 'tidal tails'
zu sehen. Die Mäuse sind als Galaxien deutlich schwächer (14.4/14.7 mag), dennoch sind die tails prominenter: im Dobson sieht man
den nördlichen tail der A-Komponente recht deutlich, er zeigt relativ gerade von der Galaxie weg und hat etwa 2-3x
den Durchmesser der Galaxie (in DSS ca 100" lang). An der B-Komponente sehe ich keinen 'tail'. Die Galaxien als solche sind
erst im Dobson (nicht im BigFinder) und auch dort erst bei höherer Vergrösserung passabel + schön getrennt erkennbar,
sie sind auch nur ca 30" voneinander entfernt.
Beide Galaxien sind mit Redsifts von 6600 km/sec etwa 90 Mpc weit entfernt. Beide besitzen um M=-20.5, sind
also mässig leuchtkräftige Spiralen. Diese sind (in Projektion) ca 40000 Lj separiert, was also 'Tuchfühlung' der
Scheiben bedeutet. Alles in allem: ein wegen der Details wirklich sehenswertes Objekt, wenn man genug Öffnung +
dunklen Himmel hat für die 14/15mag Galaxien-Klasse.
Feldgrösse 10 x 10',
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(7) NGC 6166 et al. = Abell 2199 (Gx, Her)
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Der Cluster Abell 2199 um die 12.9mag Zentralgalaxie NGC 6166 steht nur knapp 4 Grad nordwestlich von M13 im
nördlichen Herkules. Dennoch nervte mich das Ding bei der Aufsuchung etwas, das umgebende Feld hat viele
8-9mag Sterne ohne markante Konstellationen. Aber es half letztlich am meisten die Helligkeit von 6166, die man
auch im BigFinder noch sieht.
Obwohl NGC 6166 so hell ist, sind die umgebenden Galaxien alle deutlich schwächer,
die meisten unterhalb von 15mag. Dieser Kontrast ist irgendwie ungewöhnlich. Der Grund ist NGC 6166 ist abnorm leuchtkräftig und selbst
normale Galaxien sehen daneben mickrig aus. NGC 6166 hat eine Absoluthelligkeit von -23mag (das ist an der Grenze zu
Quasaren) - und dürfte damit eine der hellsten bekannten E-Galaxien sein (zumindest in unserer 'lokalen Umgebung').
Man vergleiche mit Monstern in Virgo (hier): M87 -22m, M49 -21.4m.
NGC 6166 hat 2.5x mehr Leuchtkraft als selbst M87, nach Virgo verfrachtet hätte NGC 6166 eine scheinbare Helligkeit
von ca 8.5mag
(M87: 9.6m). Bei einer Redshift von 9300km/sek (8x Virgo) beträgt der Entfernungsmodul von Abell 2199 m-M=35.5mag, d.h.
15mag Galaxien sind
in Wirklichkeit Objekte der -20.5mag Klasse (also schon moderat hell, keineswegs LSB Galaxien). NGC 6166 ist also ein Monster,
das - ähnlich wie M87 - schon seine Umgebung (sieht auf DSS im Umfeld auch so aus wie bei M87) kannibalisiert hat und dabei recht
fett geworden ist. In unmittelbarer Umgebung von NGC 6166 (5' Umkreis) kann ich im Dobson ihre Begleiter in der 15mag Klasse
erkennen: 6166A/B/C/D, die
für mich alle relativ kompakt aussehen. In weiterer Entfernung (30' Umkreis) gibt es dann noch einige weitere
Galaxien in der 14.5-15.5mag Klasse, die ich aber dieses erste Mal nun nicht im Detail abgeklappert habe (next time).
Sie halten von ihrem zentralen Monster anscheinend gebührenden Abstand und betrachten sich das Gemetzel im Zentrum ... :-)
Feldgrösse 30 x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
(8) NGC 3842 et al. = Abell 1367 = Leo Cluster (Gx, Leo)
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Der Leo Cluster befindet sich etwa 5° NNW von Denebola = β Leonis, ein weiterer Cluster also über dem
Hinterteil des Löwen. Er ist leicht aufzufinden und besitzt mit NGC 3842 eine helle (12.8mag) und leuchtkräftige
(MB = -22) Zentralgalaxie. In Guide sieht der Cluster ausserordenlich reich aus, die Verteilung am Himmel ist über
1° gross, dennoch schaue ich mir heute erstmal nur den zentralen Teil (innerste 15') an. Der Cluster ist mit
einer Redshift von 6200km/sek (5-6x Virgo) ca 270 Mio Lj entfernt, sein Entfernungsmodul ist m-M=35.5mag.
Als kennzeichnend für das Zentrum des Haufens fällt mir zuerst eine (N-S verlaufende) bogenförmige Anordnung
von Galaxien auf, sowie eine entsprechende (O-W verlaufende) Mittelachse, die auch mit Objekten besetzt ist.
Auf dem Bogen sehe ich insgesamt 6 Galaxien, die Mittelachse wird von einer offensichtlichen edge-on Galaxie
und mehreren kleinen gebildet. Es gibt viele weitere (auch relativ helle) Galaxien im Umfeld (wie gesagt für's nächste
Mal, dies ist nur der erste Besuch bei Clusters), insgesamt muss man wohl einmal wirklich mit hoher Vergrösserung
ein Feld von 1.5 x 1.5° abscannen, um alle zu sehen ...
Feldgrösse 30 x 30',
© STScI Digitized Sky Survey
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(9) M83 - Southern Pinwheel (NGC 3746, Gx, Hya)
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Ich starte heute nochmal einen kurzen Versuch, ob M83 bei besserer Sicht am Horizont und bei
Kulmination etwas mehr zeigt. Jedoch: es ist kaum besser als beim
Versuch vorgestern. Die Spiralarme sind
sichtbar, ja, aber sie verschwinden im Licht der Scheibe und haben wenig Kontrast. Es liegt z.T. ja
vielleicht auch am Objekt, die Arme wirken auch auf dem DSS Bild nicht so kontrastiert, sondern
sie sind eingebettet (oder ist das auch schon der Mief von Los Angeles am Palomar ? :-). Dennoch,
insgesamt kein wirklicher Hingucker die M83 Galaxie (vielleicht
ja am Südhimmel, wenn man mal die Gelegenheit hat).
Ich hab mir auch nochmal grob abgeschätzt, warum die Sicht auf M83 eigentlich so schlecht ist:
(i) Zunächst mal atmosphärische Extinktion:
im V-Band ist der Koeffizient dafür ca 0.15mag, die Zenitdistanz von M83 war ca ZD = 80°, d.h. der Strahl
muss selbst bei einer idealen Atmosphäre durch ca (Luftmasse) LM = 1/cos(ZD) mal mehr Luft als im Zenit,
das macht also schonmal eine Extinktion von Δmag = 0.15 mag * 1/cos(80°) = +1 mag. (ii) Die Himmelshelligkeit
ist in Horizontnähe sicher 1-2mag höher als im Zenit (das kann man mal mit einem SQM-L messen), ich schätze also
nochmal 1-2mag an Kontrastverlust
zur Galaxie. Dann der - für kleine Details schlimmste Effekt: (iii) Point-Spread-Funktion (PSF) in Horizontnähe (Luftunruhe).
Auch wenn wir im Zenit sagen wir eine PSF von 3arcsec FWHM (full width at half maximum) haben. Am Horizont waren
das locker 15arcsec (eher mehr). D.h. das Licht von kleinen Quellen wird auf eine (15/3)2=25x grössere
Fläche verteilt, das macht also grob 3.5mag weitere Dämpfung (für kleine Quellen, wie z.B. HII Regionen in den Spiralarmen.).
Alles zusammen kommt also effektiv ein Dämpfung von der Grössenordnung +5mag auf das Galaxienbild (und dabei insbesondere
auf die Details, nicht so sehr auf die grossen Strukturen !). Es ist also kein Wunder in unseren Breiten... - dann also Glückwunsch an
alle Namibiafahrer ! :-)
Feldgrösse 60 x 60',
© STScI Digitized Sky Survey
(10) M13 = NGC 6205 Herkules-Kugelsternhaufen (GC, Her)
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Wie oft schaut man sich M13 an ? Sehr oft. Aber wie genau schaut man ihn sich an ? Naja, mal zwischendurch, mal
schnell noch wenn die Himmelshelligkeit für
Galaxien noch nicht so richtig reicht (astronomische Dämmerung noch nicht vorbei) usw usw. Welcher Bigdobsonianer
vergeudet schon
beste Beobachtungszeit bei optimalem Himmel auf M13 ? Keiner. Ich normalerweise auch nicht. Aus reinem Zufall
schaue ich heute zum Relaxen mal vorbei, ach ja und da ist ja auch eine kleine Galaxie (NGC 6207) im Hintergrund,
schaumermal... !
Die Galaxie gerät jedoch wirklich schnell noch mehr in den Hintergrund, weil mich an M13 ganz einfach seine schiere
Grösse überrascht. Ja ich weiss, M13 ist ein grosser und heller GC, aber so gross ? Im 20mm bei (optimalen 5mm AP)
haut es mich
fast um, wie (hell - ja das hatte ich erwartet - aber wie) gross M13 ist !!! Die beiden 7mag Sterne, die M13 einrahmen sind
30' voneinander entfernt, M13 bildet mit ihnen ein gleichschenkeliges Dreieck, die Distanz M13 zu jedem Stern beträgt
ca 17'. Aber bis zu 2/3 dieser Distanz (also 10'-12' Radius) sehe ich (schwache) M13-Sterne. Gigantisch !
Ich schaue mir auch nochmal mein eigenes
DSLR-Bild von M13 an zum Vergleich
und erinnere mich an den (noch deutlich schwächeren + kleineren !) visuellen Eindruck in meinem 8" Newton:
Nee, im 20" Dob hier wirkt M13 visuell (!) nochmal um einiges grösser als auf dem Bild. Es scheint sich doch zu lohnen
auch bei optimalem Himmel mal Standardobjekte anzusehen, man entdeckt doch mal etwas Unerwartetes.
An sich ist es ja intuitiv klar, dass ein Objekt, dass nach aussen schwächer wird in grösserer Öffnung (und bei besserem
Himmel !) grösser aussieht. Das sieht man auch wenn man sich
GC Daten von Brian Skiff ansieht. Er gibt an:
der Durchmesser von M13 von 10' auf 20' verdoppelt sich, wenn man von μ22 (einer mittleren FH von
22mag/sq.arcsec) auf μ25 (einer mittleren FH von 25mag/sq.arcsec) tiefer geht.
Es ist mal ganz interessant sich klar zu machen, warum das so ist.
M13 = NGC 6205 ist 25.000 Lj = 7.700 pc entfernt, das bedeutet einen Entfernungsmodul von m-M=14mag.
Die hellsten Einzelsterne haben ca 11.9mag, entsprechend M = -2.1mag Absoluthelligkeit (die Sonne besitzt
MV = 4.84mag). Die Verteilung von Sternen auf Helligkeiten und Spektraltypen
(Hertzsprung-Russell-Diagramm HRD) sieht bei
GCs ja etwas anders aus als bei offenen Haufen. GC sind typischerweise steinalt und die Hauptreihe ist schon
sehr tief hinunter 'abgebrannt', d.h. viele Sterne sind von HR-Sternen schon zu Riesen geworden.
Das kann man sich sehr schön an einem CMD = Colour-Magnitude-Diagram (das ist die beobachterische Entsprechung
zum theoretischen HRD ) von M13 ansehen (aus:
Guarnieri, Bragaglia & Fusi-Pecci (1993), A&AS 102, 397):
das zeigt einen sehr gut populierten RGB (Red Giant Branch, schräg nach rechts oben, rote helle Sterne) und AGB
(Asymptotic Giant Branch, die hellsten oben am RGB) aber auch einen HB (Horizontal Branch, Sterne eher blau und mittel-hell,
Klumpen links bei >15mag). Schaut man sich
Page 400 an, so sieht man: erst ein 20" Dob mit 17mag Grenzgrösse zeigt wirklich die HB-Population, ausserdem scannt
er den RGB viel tiefer hinab (wo sehr viele Riesensterne liegen). Das Limit für den Dob
liegt bei Sternen mit Absoluthelligkeit MV<3mag (das sind Sterne, die mindestens 1.8mag (Faktor 5x) leuchtkräftiger
sind als unsere Sonne). Hat man ein kleineres Teleskop , z.B. einen 8", so sieht
man nur bis ca. m=15mag, man sieht nur die hellsten AGB/RGB Sterne, der HB liegt eher tiefer und entgeht einem grossteils !
Und dann schlägt noch die
Anzahlstatistik zu: da ich in 8" aussen nur noch sehr wenige der <15mag hellen Sterne sehe, meine ich der Haufen
sei dort zu Ende. Im 20" dagegen sehe ich unter diesen hellsten Ausreissern, noch eine üppige Population von schwachen
HB- und RGB-Sternen und erst wenn diese dann (viel weiter) draussen selten werden, interpretiere ich das als
Rand des Sternhaufens.
Eigentlich auch schade, dass man - zumal bei 15mag Helligkeit - die unterschiedlichen Farben von RGB- und HB-Sternen nicht
visuell sehen kann. Dazu muss man sich sorgfältig farbabgestimmte (Amateur-) Fotos ansehen (z.B.
hier): dort fällt einem beim
genauen Hinsehen schon auf,
dass es auf dem Hintegrund der vielen schwachen Haufensterne (unterer GB und HB, diese sind tendenziell blau(er)),
eine Population von wenigen sehr hellen, aber deutlich roten RGB/AGB Sternen gibt. Mit dem CMD kann man diese
verschiedenen Populationen sehr schön verstehen...
Also Bigdobsonianer, auf nach M13 ! :-)
Schön anzusehen ist letztlich auch die Begleit Galaxie NGC 6207 in einem Feld mit M13 bei 20mm... -
- aber was soll das jetzt ? :-)
Feldgrösse 45 x 45',
© STScI Digitized Sky Survey
(zum Vergrössern auf das Bild clicken)
M13 zwischen den beiden Herkules-Sternen. NGC 6207 (12.1mag) steht ganz oben links am Rand des DSS Bildes, auf halbem Weg
die 16mag Galaxie IC 4617 - letztere wird beim nächsten Mal beobachtet...
(11) M19 = NGC 6273 (GC, Oph)
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Der Scorpion und der Schütze kommen im SO langsam hoch und ich zappe noch ein bisschen dort
in der Umgebung rum (für die eher anstrengenden Cluster, werde ich langsam zu müde). Neben M4
u.a. bei Antares (α Scorpii) stosse ich zufällig 7° östlich davon auf einen kleineren Kugelsternhaufen.
Das ist erstmal nichts aussergewöhnliches - die ganze Gegend
um das galaktische Zentrum ist ja voll von GCs. Schliesslich sind die GCs der Galaxis ja
kugelsymmetrisch um das Zentrum angeordnet (auch die Kinematik der GCs ist grob kugelsymmtrisch,
und bulge-artig, d.h. sehr radiale Bahnen etc) und dort konzentriert.
M19 ist nun kein besonders prominenter GC, er ist ca 6.8 mag hell. Mir fällt aber am Okular gleich etwas
Ungewöhnliches auf. Er ist erstaunlich stark (in O-W-Richtung) abgeplattet (oder in N-S elongiert). Das ist für
GCs eher ungewöhnlich, i.a. sagt man nur extrem grosse GCs wie z.B. ω Cen zeigten Abplattung.
Ansonsten sind GC eigentlich (wie der Name schon sagt) ziemlich kugelrund. Leider kommt der Effekt im
DSS Bild unten nicht so deutlich raus (evtl ist nur die hellste Population der RGB Sterne abgeplattet, was
aber auch bemerkenswert wäre). Visuell ist die Abplattung wirklich sehr deutlich, wenn's eine E-Galaxie wäre
würd ich sagen: mindestens E5. M19 ist insofern auch interessant, weil er sehr nahe am galaktischen Zentrum steht,
im SEDS Artikel werden knapp 5200 Lj Entfernung dorthin (von uns also ca 30.000 Lj) angegeben.
Feldgrösse 15 x 15',
© STScI Digitized Sky Survey
(10) Die Milchstrasse, Emissionsnebel und Dunkelwolken
→ CrossRef
Der Tag war schon lang, die Nacht auch. Langsam aber sicher kippe ich um. Ich muss ins Bett. Also zappe ich
zum Ausklang nochmal durch die sehr schön strukturierte Milchstrasse, die im Osten hochgekommen ist.
Der Scorpion ist jetzt schon am kulminieren, der Schütze ist auch schon komplett zu sehen. Ich schaue mir
(den schon mit blossen Auge sichtbaren) Lagunennebel
an (mit UHC wegen der Horizontnähe). Kanpp daneben Trifid,
mit Dreiteilung im Dobson und auch im UHC mit dem Reflexionsnebel-Anteil. Klasse auch im BigFinder das
Übersichtsbild !
Feldgrösse 60 x 60',
© STScI Digitized Sky Survey
Feldgrösse 60 x 60',
© STScI Digitized Sky Survey
Danach zappe ich höher zu einem meiner Lieblingsobjekte: Barnard's Dunkelwolke B142
im Adler, nur 1° westlich von γ Aquilae (einer der beiden Begleitersterne von Altair). Fantastisch diese Löcher und Risse im Himmel,
am besten im Bigfinder - Wow !!! (Siehe auch auf dem Grossfeld DSLR-Bild unten !)
Feldgrösse 60 x 60',
© STScI Digitized Sky Survey
Natürlich kommen auch Nordamerika, der Pelikan
und Cirrus West, Ost und TriWisp NGC 6992/6995/6960 (alle im OIII) wieder dran -
wie schon in der letzten Nacht. Am Cirrus riskiere ich neben dem BigFinder-Blick mit 3.8° Feld auch noch einen Blick
durchden Dob mit 20mm/OIII auf den
nördlichen Ostteil: wie wenn Dali mit Kreide auf schwarzen Karton zeichnet ! Waaaahnsinn.
OK, das waren endlich mal zwei Nächte mit (für mich) tollen Galaxienbeobachtungen.
Jetzt darf der Sommer ruhig kommen :-)
© PS 2007
© PS 2007
Milchstrasse im Adler (oben Altair, unten die Schildwolke) am Ende der Beobachtungen heute Nacht (N oben, O links).
Barnards Dunkelwolke (!) ist rechts unterhalb von γ Aql zu sehen
Bild mit stehender Kamera aus dieser Nacht 10sec bei ISO3200, f=50mm f/2, ca. 2:15 MESZ
© PS 2008
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