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Beobachtungsbericht   09./10.02.2008    (01/2008)
Diffuse Nebel am Winterhimmel

    Beobachter: P. Surma
    Datum/Zeit: 09./10.02.2008, 21:00 - 1.00 MEZ
    Ort: KABR

    Kollegen: Wolf Loncyk (HD) +NN (S)
    Sonne: Sonnenuntergang 17.18 MEZ
    Ende der Astronomischen Dämmerung: 19.16 MEZ
    Mond: Monduntergang: 20:30 MEZ
    zunehmender Mond, 7% beleuchtet
    Wetter: Wolkenlos
    Temperatur trocken, 2°C, unangenehmer Wind
    Grenzgrösse: Durchsicht mässig, 6mag
    Teleskop: 20" f/4 Dob
    + 6" f/5 Newton Bigfinder
    Feldstecher (FS) Fujinon 10x50, Fotostativ
    Montierung: Dobson (manuell)
    Filter: Astronomik OIII, UHC, Hβ
    Okulare:
    (Dob /
    Finder )

    Nagler 31mm 20mm 13mm 9mm 2xBarlow
    AP 8mm 5mm 3mm 2mm 1mm
    V 65x 100x 155x 225x 450x
    Feld 1.25° 0.8° 0.5° 22' 11'






    AP 6mm 4mm 3mm 2mm 1mm
    V 24x 38x 58x 83x 165x
    Feld 3.8° 2.5° 1.6° 1.1' 0.6°
    Objekte:
    Diffuse Emmisionsnebel (Neb):
          Orionnebel M42 (Ori), Running Man Nebula NGC 1973/75/77, Pferdekopf B33/IC434 (Ori), NGC 2238 Rosette (Mon), Jellyfish IC 443 (Gem), NGC 2174 (Gem), Sharpless 240 (SNR, Tau), NGC 1893 (Aur), IC 405 (Aur)
    Galaxien (Gx):
          M51 (CVn), M101 (UMa), M96 et al, NGC 4565 (Com), M 108 (UMa), M 81/82 (UMa), ComaCluster NGC 4874/4884 (Com)
    Planetarische Nebel (PN):
          Crab M1 (Tau), Eulennebel M97 (UMa)
    Planeten + Monde:
          Saturn, Mars
    Sternhaufen:
          M35 (OC, Gem) + NGC 2158 (OC, Gem), M13 (GC, Her)


    Alle Daten + Zeiten (in MESZ) aus Guide 8.0.    Bilder der Objekte: © STScI Digitized Sky Survey.
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    Die Highlights der Nacht sind gelb markiert.

© STScI Digitized Sky Survey

Übersicht

    (1)  Orionnebel M42 = NGC 1976 + Running Man NGC 1973/75/77 (Neb, Ori)
    (2)  Pferdekopf-Nebel B33/IC 434 (DW/Neb, Ori)
    (3)  Rosettennebel NGC 2238 (Neb, Mon)
    (4)  Jellyfish-Nebel IC 443 (Neb/SNR, Gem)
    (5)  Diffuse Nebel zwischen Gemini und Auriga (SNRs, Nebs)
    (6)  Das Universum und der ganze Rest... (Gxs, PNs)
    (7)  Saturn + Mars

Einführung

    Entgegen meiner Erwartung waren wir heute am KABR nur zu dritt. Ich kam auch erst spät. Die Durchsicht war nicht überwältigend für hiesige Verhältnisse und es blies ein doch recht unangenehmer böiger Wind. Oft wackelte der Dob, ich musste das Frontbaffle und auch manchmal den Überzug abnehmen, damit es halbwegs erträglich war. Es macht wirklich keinen so grossen Spass nach Details zu suchen, wenn das Gesichtsfeld alle 10sec erschüttert wird von einer Windbö...

    Unvorbereitet (keine Liste neuer Objekte etc) war ich auch. Alles was ich wollte war, endlich am Winterhimmel den 20er Dob ausführlich spazierenzufahren. Begeisternd war wieder der tolle Aufsuch-Komfort mit dem Bigfinder, und ganz einfach zwei so unterschiedlich spezialisierte Teleskope (Detail-Teleskop versus Grossfeld) simultan auf dem gleichen Objekt stehen zu haben ...

Beobachtungen

    (1) Orionnebel M42 = NGC 1976 und 'Running Man' NGC 1973/75/77 (Neb, Ori)

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    Natürlich hält man erstmal auf 'den Orion' zum Warmschauen :-). Wirkliche Detailstudien betreibe ich hier heute nicht: wieder die netzartigen Filamente im Zentrum, die scharfen Kanten im Nebel usw. Die Durchsicht ist leider nicht wirklich gut heute und so scanne ich nur die Gegend etwas. Den 'Running Man' südlich des Orion sehe ich heute überhaupt zum ersten Mal. Indirekt sehe ich die Nebel zwischen den Sternen und die Dunkelstruktur darin.


    Feldgrösse 30'x30', © STScI Digitized Sky Survey


    (2) Pferdekopf-Nebel B33/IC434 (DW/Neb, Ori)

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    Der Pferdekopf sollte im 20" gut machbar sein und er war es auch. Mit Hβ Filter wird zunächst die Hell-Dunkel-Kante von IC 434 gesucht (Aufsuch-Hinweise). Beim Bewegen des Teleskops in O-W-Richtung kann man die Kante (besonders in grösseren Gesichtsfeldern) gut wahrnehmen. Im Dob war mit dem 20mm Okular die Kante ohne Probleme sichtbar, ebenso der dunkle B33 Pferdekopf der sich auf den Hintergrundnebel projeziert. Im 13er Okular konnte man auch ein paar Details wahrnehmen: die Dunkelwolke bekommt hier mehr von der wirklichen Kopfform, mit der oben verlängerten Schnauze - zumindest bei indirektem Sehen. Eine wehende Mähne zu sehen, war aber dann doch zuviel des Guten :-). Aber dennoch: es lässt sich ahnen, dass bei exzellenten Verhältnissen noch mehr Detail drin ist !


    Feldgrösse 60'x60', © STScI Digitized Sky Survey


    (3) Rosettennebel NGC 2238 (Neb, Mon)

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    Die Aufsuchung des Rosettennebels (NGC 2238) gschieht mit der Verlängerung der 'Hutlinie' des Orion (λ/φ2 Ori → α Ori) nach SO. Der Nebel umgibt eine charakteristische helle 6er-Gruppe von Sternen (Sternhaufen NGC 2239, hellster Stern 5.8mag). Die Grossstruktur ist natürlich im BigFinder mit dem 31er + UHC (3.8° Feld) sehr schön zu überblicken. Auch im Feldstecher konnte man den Nebel - selbst ohne Filter - gerade so ausmachen (durch Bewegen).

    Aber was konnte man vom Rosettennebel (1.5 Grad Durchmesser, mit beengten 1.2 Grad Gesichtsfeld) im Dob erwarten ? Selbst mit dem 31er/OIII sind natürlich nur Ausschnitte zu sehen. Aber es zeigen sich schon die dunklen Risse und die 'Elefantenrüssel' genannten Dunkelstrukturen in Andeutung. Im 20er/OIII sind diese Strukturen schon recht prominent sichtbar: wirklich dunkle Risse und scharfe Kanten, die stärkste davon im Nordosten ! Ein Riss zieht sich dort diagonal durch das in diesem Gebiet recht helle Gas. Im Kontrast dazu stehen wunderbar die verschieden hellen Nebelstrukturen im Südwesten, ein 3armiges Gebiet ist dort besonders prominent. Hier muss man sich bei besten Verhältnissen nochmal im Detail austoben !

    Zur genauen Aufsuchung der Strukturen und zum direkten Vergleich am Teleskop bitte auf das Bild unten klicken ! Dieses Detailbild (1 Mpix, 336 KB jpg) habe ich aus DSS-Daten zusammengesetzt, etwas bearbeitet und auf Teleskop-Anblick gedreht, d.h. N=unten, W=links. Der Ausschnitt beträgt 1.75° x 1.75°.


    Feldgrösse 105 x 105', © STScI Digitized Sky Survey


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    (4) Jellyfish-Nebel - IC 443 (Neb/SNR, Gem)

    CrossRef
                           
    Die Aufsuchung von IC443 ist an sich sehr leicht: im rechten Fuss des Castor in den Zwillingen - der bekannte Sternhaufen M35 steht gerade mal 2.5° entfernt ! Die Qualle (engl. jellyfish) IC443 liegt genauer zwischen η und μ Gem, dort etwas aus der Mitte nach NW verschoben. Die Helligkeit dieses Nebels wird - aufgrund der schönen Fotos von diesem Objekt - leicht + oft überschätzt. Ich hatte mir vor ein paar Jahren mit meinem C11 schon mal 'nen Wolf dran gesucht und letztlich nichts gefunden - seitdem galt das Objekt bei mir als 'unfindbar'. Aber jetzt war ich ja mit doppelter Öffnung bewaffnet...

    Ich freue mich ein weiteres Mal, dass man mit dem grossen Dob so viel tiefer sehen kann - klasse ! - mit 20er Nagler/OIII lässt sich IC 443 im 20er Dobson durchaus passabel erkennen. Aber er ist auch bei dieser satten Öffnung nicht das, was man 'prominent' nennt. Ein bisschen sieht er aus wie Cirrus-Ost im 3" (mit Nebelfilter) - die Form ist durchaus sehr ähnlich. Und auch IC443 ist ja ein Supernova-Überrest (SNR) - er gilt als besonders gut untersuchtes Paradebeispiel für die Wechselwirkung SNR/ISM (Wiki). Im Dob sehe ich nur die Nordspitze, eine relativ scharf begrenzte Kante, wo der SNR wahrscheinlich in Wechselwirkung mit dem umgebenden interstellaren Medium (ISM) gerät und eine helle Front ausbildet. Die schwächeren Ausläufer und Filamente sind jedoch zu schwach um sie visuell im 20" gut zu sehen.


    Feldgrösse 60 x 60', © STScI Digitized Sky Survey


    (5) Diffuse Nebel zwischen Gemini und Auriga:
          NGC 2174, Sharpless 240 , NGC 1893 und IC 405

    Da die Transparenz mässig und der Himmel etwas aufgehellt ist, beschliesse ich das beste aus den Verhältnissen zu machen und mit Nebelfiltern (hohe Himmelhelligkeit ist hier nicht so tragisch) noch etwas in der Gegend auf Nebelsuche rumzuzappen. Beim Aufsuchen von IC 443 hatte ich schon noch einiges im grossen Sucherfeld gesehen ... (neben Nebeln auch noch den kleinen OC NGC 2158 im Hintergrund von M35).

    CrossRef
                           
    Südlich von IC 443 finde ich - schon beim Aufsuchen von IC 443 fiel er mir im BigFinder auf - NGC 2174 (Gem), einen relativ ausgeprägten + hellen diffusen Emmissionsnebel. Interessant finde ich hierbei vor allem nicht die Objekte selber, sondern ganz allgemein wie viele Nebel es in der Gegend überhaupt gibt ! - Man merkt dass man sich hier in der Milchstrassen-Ebene bewegt, mit viel frischem Gas und dementsprechend vielen SNRs. Die Winter-Milchstrasse ist ja per se nicht so prominent, es wird mir erst über die Beobachtug dieser Objekte richtig bewusst, wo ich mich eigentlich hier befinde ...!


    Feldgrösse 60'x60', © STScI Digitized Sky Survey


    CrossRef
                           
    Apropos schwache SNRs (wie IC 443): ich versuche auch mal - ganz naiv - 15min lang den schwachen, sehr grossen aber reich strukturierten SNR zu finden, der sich ca 3° östlich von β Aur (wohl zu Tau gehörig) befindet: Simeis 147 = Sharpless 240 (05h41m00.3s +28°06'13" 2000.0). Südwestlich davon steht heute auch - natürlich auch noch alles überstrahlend - der Mars ! :-) Dass ich S240 überhaupt so einfach versuche, zeigt schon, dass ich wenig vorbereitet war: S240 ist riesig (3° Durchmesser), hat extrem niedrige Flächenhelligkeit und gilt als eines der schwierigsten Objekte überhaupt was Diffuse Nebel anbetrifft. Allerdings wurde er durchaus schon in 20" von Rich Jakiel visuell beobachtet wurde (Kollege Reiner aus Freiburg hat aber im 22" noch nichts gesehen wie er berichtet). Meine Suche ist eben dann auch entsprechend erfolglos - Fehlanzeige: auch von den Partien, die laut Guide 8.0 am hellsten sind, sehe ich nichts. Allerdings habe ich auch nicht hartnäckig gesucht und der Himmel war heute wohl auch nicht wirklich passend zu so einem 'Everest-Versuch'. Call me nuts, aber das Ding bleibt erstmal auf meiner Liste :-). Drei entsprechende 60' x 60' DSS-Bilder hab ich schon in Guide hochgeladen zu dem Zweck ...

    Eine gute Übersicht zu Sharpless Nebeln findet man übrigens bei Jim Shields, ausserdem gibt es noch Beobachtungen bei Andreas Domenicos.

    Ein paar Grad entfernt von den bekannten offenen Sternhaufen im Fuhrmann (Aur) findet man noch zwei weitere diffuse Nebel: NGC 1893 + IC 405 - beide nur 1.5 Grad voneinander entfernt (im Sucher !) aber nicht sehr spektakulär (OK, ich beschäftige mich auch nicht so sehr mit ihren Details). Aber dennoch: interessant die Objektvielfalt in dieser Gegend ...!



    (6) Das Universum und der ganze Rest...

    Wie gesagt: Transparenz mässig und Himmel etwas aufgehellt - es ist eben kein gutes Galaxienwetter - obwohl der Löwe mit seinen Galaxiengruppen und der Virgohaufen im Osten schon bedrohlich hoch gestiegen ist gegen Mitternacht ! Der Frühjahrshimmel kommt massiv... Zum Spass zappe ich also noch eine Stunde ein paar jener Objekte durch, die mir beim Aufsuchen absolut keine Mühe machen:

    Hoch am Himmel stehen jetzt schon die zwei Grand-Design-Spiralen M51, M101, aber auch M 108, M 81/82, alle im UrsaMajor Umfeld. Im Löwen finden sich M96 et al und in Coma Berenices natürlich die bekannte edge-on 'Nadel' NGC 4565. In der Gegend schaut man auch mal am Coma Cluster NGC 4874/4884 vorbei. Eigentlich beeindrucken mich Cluster im Dob immer am meisten: diese vielen Galaxien in einem Feld beisammen zu sehen ist schon eine unglaubliche Ansicht des Universums.

    Ein paar planetarische Nebel müssen noch dran glauben: Crab M1 (PN/SNR, Tau) ohne wirkliche Details (ich werde auch müde :-), der Eulennebel M97 (PN, UMa) mit doch guten Andeutungen der Augen als schwache Abdunkelungen auf der PN-Scheibe.

    Als Rausschmeisser agiert letztlich M13 (GC, Her), der im Osten langsam hochsteigt. Mein Gott der Winter ist einfach immer viel zu schnell vorbei !!!



    (7) Saturn + Mars

    Natürlich werfe ich während der Nacht auch mal einen Blick auf die Planeten - obwohl sich meinen Augen oft auf diese Entfernung schon schwer tun mit dem Fokussieren :-). Leider bekomme ich heute den Dob auch nicht richtig gut kollimiert und der Wind mit seinem heftigen Geruckel am Tubus bewirkt ein Übriges. Es macht also heute keinen wirklichen Spass nach Detail zu schauen. Müde bin ich jetzt natürlich auch schon - eine Stunde nach Mitternacht. Einzig bei Saturn fällt mir auf: er ist nicht mehr so 'schön' wie bei voller Ringöffnung. Ich hab ihn so nahe an der Kantenstellung (Herbst 2009) gar noch nicht gesehen. Die letzten Male in Kantenstellungen (1980, 1996) muss ich irgendwie anderweitig beschäftigt gewesen sein...

Version: 03.12.2008
Initial: 29.05.2008
© 2008 by P. Surma