Beobachtungsbericht 01./02.11.2007
(04/2007)
Beobachter: | PS |
Kollegen: | Thorsten Domsalla(HD), Thomas Schmitt(HD), Wolf Loncyk (HD), Michael Kohl (Bensheim),
Rainer Mannoff (KA), Christoph Herrmann (Wissembourg), NN |
Ort: | KABR |
Datum/Zeit: | 01./02.11.2007, 19:30 - 2.00 MEZ |
Sonne: | Sonnenuntergang ca 17 MEZ
Ende der Astronomischen Dämmerung: ca 19 MEZ
|
Mond: | Mondaufgang: 22:30 MEZ
abnehmender Mond, 50% beleuchtet |
Wetter: | Leichter Dunst |
Temperatur | hohe Luftfeuchte, 5°C, windstill |
Grenzgrösse: | Durchsicht mässig, 5.5mag |
Teleskop: | 20" f/4 Dob
6" f/5 Newton Bigfinder
Feldstecher (FS) Fujinon 10x50, Fotostativ |
Montierung: | Dobson + DobDrive |
Filter: | Astronomik OIII, UHC |
Okulare: (Dob / Finder ) |
Nagler | 31mm | 20mm | 13mm | 9mm | 2xBarlow |
AP | 8mm | 5mm | 3mm | 2mm | 1mm |
V | 65x | 100x | 155x | 225x | 450x |
Feld | 1.25° | 0.8° | 0.5° | 22' | 11' |
|
|
|
|
|
|
AP | 6mm | 4mm | 3mm | 2mm | 1mm |
V | 24x | 38x | 58x | 83x | 165x |
Feld | 3.8° | 2.5° | 1.6° | 1.1° | 0.6° |
|
Objekte: |
Spezielle Objekte:
Komet 17P/Holmes
Galaxien (Gx):
NGC 520 (Arp 157), NGC 910-Gruppe (Abell 347), M74
Planetarische Nebel (PN):
Kleiner Ringnebel NGC 6894, Totenkopf-Nebel NGC 246
Diffuse Emmisionsnebel (Neb):
Orionnebel M42 (Ori)
Planeten + Monde:
Mond, Mars
|
Alle Daten + Zeiten (in MESZ) aus Guide 8.0.
Bilder der Objekte: © STScI Digitized Sky Survey.
Klick auf die Nummer in der Übersicht springt zu dem Objekt.
Klick auf das kleine
→ CrossRef -Symbol vor jedem Objekt
springt auf eine Seite mit zusätzlichen Links + Infos.
Die Highlights der Nacht sind gelb markiert.
| |
|
|
Kometennacht am KABR (0:30 MEZ, nach Mondaufgang):
mein Dobson im Vordergrund, hinten links mein Nachbar Thorsten Domsalla und sein
glühender Flammenwerfer (beim Flatfielding), im Hintergrund die Kollegen aus Wissembourg
(Canon 5D, Sigma 12-24mm @f=17mm f/5, ISO 1600, 15sec)
|
Übersicht
(1) Komet 17P/Holmes
(2) Kleiner Ringnebel NGC 6894 (PN, Cyg)
(3) Totenkopf-Nebel NGC 246 (PN, Cet)
(4) NGC 520 = Arp 157 (Gx, Cet/Psc)
(5) NGC 910-Gruppe = Abell 347 (Gx, And)
(6) M74 (Gx, Ari/Psc)
(7) M42 (Neb, Ori)
(8) Mond + Mars
|
|
Einführung
Ich traf erst kurz nach Ende der astronomischen Dämmerung am KABR ein und der Parkplatz war schon ziemlich voll mit all
den Kollegen, die wie ich den Komet Holmes beobachten wollten. Erfreulicherweise waren viele meiner Heidelberger Kollegen
angereist, u.a. Thorsten Domsalla der 16P/Holmes mit seinem Tak + CCD fotografierte und in dieser Nacht
ein fantastisches
Bild des Kometen produzierte. Auch ich hatte eigentlich schon überlegt, evtl. ein DSLR-Bild mit meinem Pentax zu schiessen heute Nacht,
jedoch war mir der Aufwand des Aufbaus für die wenigen Stunden (bis Mondaufgang) dann doch zu gross. Aber auch visuell
bot dieser Überraschungs-Komet einiges zu sehen heute nacht.
Daneben schaute ich mir noch einige neue Objekte an. Der Himmel war leider
nicht wirklich gut, sondern leicht dunstig. Ausserdem machte sich schon
der (bald aufgehende) Halbmond bemerkbar.
Das Auffinden der
neuen Objekte wird durch den 6" f/5 Bigfinder jetzt wirklich sehr beschleunigt
und ich vergeude nicht mehr so viel Zeit mit der Sucherei.
Die Aufsuch-Karte auf dem Notebook (Guide8) starte ich mittlerweile direkt
aus dieser Website heraus mit CrossRef.
Dann wird Guide noch auf Altaz-Mode umgestellt und im PosWinkel gedreht.
Das Auffinden in dem 4° Feld (31mm Nagler) ist dann wirklich eine ganz einfache Sache...
Die Justierstabilität meiner Halterung ist ebenfalls hinreichend:
alles was im Bigfinder in der Mitte positioniert ist, findet sich sofort auch (zumindest)
am Rand des Feldes mit dem 20mm Okular im Dobson.
|
|
Beobachtungen
(1) Komet 17P/Holmes
→ CrossRef
Kometen bieten immer wieder mal Überraschungen zwischendurch, und Holmes ist hier ein
wirkliches Paradeobjekt. Niemand hat im Moment einen grossen Kometen erwartet und jetzt dieser
immense Helligkeitsausbruch (Beginn am 24.10.2007) eines schwachen Kometen (16mag → 2mag) jenseits
der Marsbahn (nach dem Periheldurchlauf am 4.5.2007, also auf dem 'Wegflug' von der Sonne).
Seit 1975 - als der Komet West zu beobachten war - gab es etwas derartiges jedenfalls nicht zu sehen.
Tatsächlich hat Holmes schon früher
(auch bei seiner Entdeckung) Helligkeitsausbrüche gezeigt, ein paar Details hierzu sind
auf einer speziellen Seite z.B. bei Wikipedia
zu lesen. Den Helligkeitsausbruch wird man sich wohl durch plötzliche Freisetzung/Fragmentierung von
Kometenmaterial aus dem 'snowy dirtball'
erklären (Kollision ? Tektonischer Zusammenbruch des Kometenkerns ?). Je feiner das Material
im Raum verteilt wird und je grösser somit plötzlich sein Querschnitt im Photonenfeld der Sonne + zum
Sonnenwind ist, desto mehr Material sublimiert in kurzer Zeit und die leuchtende
Fläche (Reflexion, Linienstrahlung aus dem Plasma ?) nimmt um Grössenordnungen zu (bei Holmes wird
von einem Flussanstieg von bis zu 5 x 105 gesprochen).
Dieser grosse + rasche Helligkeitsanstieg ist sicher ungewöhnlich, ebenso das Aussehen des Kometen
selbst: der Kopf dominiert, der grosse, klassische Schweif fehlt praktisch (Details siehe unten).
Der unscheinbare Schweif ist schon plausibel, weil: (1) die Entfernung von der Sonne (2.5 AE, d.h. jenseits der Marsbahn)
ist relativ gross - Sonnenwind + Strahlungsdruck der Sonne sind dort schon relativ verdünnt, die Photonen/Teilchen-Dichte
sollte ja ganz grob mit 1/r² runtergehen... (2) ein potentieller Schweif ist perpektivisch
verkürzt, durch die derzeitige räumliche Konstellation zwischen Erde/Sonne/Komet. Um ein grobes Raumgefühl
dazu zu entwickeln: wo steht die Sonne relativ zum Komet ? Die Sonne steht derzeit bei α=14h30 / δ=-14°,
Antisonne (perfekte Opposition wäre) also bei α=2h30 / δ=+14°. Das ist ca 40° von Holmes entfernt,
seine ekliptikale Breite (also Elevation über der Erdbahnebene) ist dabei etwa 30°.
Zusammen mit den Entfernungen (Erdentfernung ca 1.6 AE,Sonnenentfernung ca 2.5 AE) kann man sich grob vorstellen:
wir schauen eher flach auf seinen Radiusvektor zur Sonne (siehe auch
Raumdarstellung der Bahn).
Schon aus der Stadt heraus ist sichtbar, dass Holmes untypischerweise praktisch nur aus einem
riesigen 'Kopf' besteht. Heute zeigt sich hier oben am KABR bei besserem (aber leider etwas dunstigem)
Himmel allerdings schon etwas mehr Detail. Im grossen Feld des 10x50 Feldstechers sieht man zunächst
um die helle Koma herum einen etwa konzentrischen schwachen, grösseren Halo (Durchmesser mindestens
3x so gross wie der helle Kopf), der in der Stadt nicht zu sehen ist. Im Dobson ist der Kopf des Kometen
bei 13mm riesig zu sehen. Der eigentliche Kern ist annähernd
stellar (etwas verbreitert) und liegt exzentrisch verschoben innerhalb der Koma. Bei etwas geringerer
Flächenhelligkeit gibt es einen kurzen, schweifartigen Fortsatz vom Kern weg (der Kern liegt seitlich
daneben), dessen Schwerpunkt dann konzentrisch in der grossflächigen Koma liegt. Die Koma selbst ist
annähernd rund, zeigt aber 2 besondere Features: (i) eine Seite ist kreisrund und relativ scharf begrenzt,
die andere diffuser und etwas eingedrückt, (ii) der radiale Helligkeitsabfall ist nicht monoton, die Aussenkante
zeigt sich als 'Ripple', d.h. als aufgehellter Ring (ob das Bild mit einem breiten Schärfungsfilter behandelt
worden wäre).
Fantastisch ist auch die Aufnahme die Kollege Thorsten Domsalla gleich nebenan (auf dem Stimmungsbild oben
im Hintergrund links) mit seinem erlesenen Equipment
gewonnen hat (Tak FSQ106N, G11, CCD SBIG STL11000M). Das Schwarzweissbild unten ist eine (absichtlich
qualitäts-verschlechternde) Bearbeitung seines Bildes, die etwa das visuelle Aussehen im Feldstecher + Dob heute
wiedergeben soll (many thanx, Thorsten, für die Reproduktions-Erlaubnis ! :-). Norden ist
hier oben, Osten links. Die 3er-Sternreihe links oben hat eine Länge von 16arcmin, der hellste Stern davon ist HD23552
bei α=03h48m18s, δ=+50°44'12" (2000.0).
Die Details in Thorsten's
Originalaufnahme
(Komposit, LRGB = 52/14/14/14min, Norden ist unten) sind beeindruckend, insbesondere die Finger (doch ein Schweif also)
bei schwacher FH. Leider wusste ich davon noch nichts beim
visuellen Beobachten. Mir sind diese schwachen Details (abgesehen von dem schwachen Halo an sich) visuell leider nicht
aufgefallen. Sollte sich in nächster Zeit nochmal eine Gelegenheit bieten, werde ich sicher nochmal danach Ausschau halten ...
(Anm. am 10.11.: mittlerweile haben sich sogar grosse Schweifstücke abgetrennt.)
Hier noch die genauen
Positionsdaten (CFA) für den
01.11.2007, 01h MEZ: α=03 46.14 / δ=+50 31.9, Sonnenentfernung=2.467 AE, Erdentfernung=1.623 AE,
Elongation 139.9°. 1 arcsec entspricht 1200 km in der Entferung des Kometen. Der auf dem Foto unten sichtbare dichte Teild
der Koma hat mit ca 15 arcmin also einen realen Durchmesser von grob 1 Mio km.
Weitere interessante Bilder + Infos zum Kometen Holmes gibt es z.B. hier.
Feldgrösse 85' x 85', © Th. Domsalla (Bild in voller Auflösung)
(2) Kleiner Ringnebel NGC 6894 (PN, Cyg)
→ CrossRef
Erstaunlich, dass es so nahe am bekannten Ringnebel in der Leier ein ähnliches Objekt gibt - allerdings
deutlich schwächer (14.4mag). Selbst im 20" Dob ist nicht viel zu sehen: er sieht dort aus wie M57 in einem 3-4 Zöller,
weniger klare Konturen, besonders innen etwas aufgehellter als M57. Wegen des heute etwas mässigen
Himmels hilft UHC merklich, aber auch ohne Filter ist er mit diesem grossen Teleskop schnell + einfach
im Cygnus auszumachen. Details: next time...?
Feldgrösse 15'x15',
© STScI Digitized Sky Survey
(3) Totenkopf-Nebel NGC 246 (PN, Cet)
→ CrossRef
Ein weiterer neuer PN für mich heute, im dreieckigen 'Fuss' des Walfischs gelegen. Man sieht durchaus die
Substruktur im Nebel, d.h. den helleren, nur halb umlaufend sichtbaren Rand (mit hell-dunkel Variationen). Die
Löcher, die dem Totenkopfnebel wohl seinen Namen gegeben haben, sehe ich - zumindest heute - nicht. Die
Innenfläche ist schwach ausgeprägt (trotz 8mag (??) Gesamthelligkeit), mit 4' Durchmesser durchaus ein etwas
grossflächigerer PN. Irgendwie kann die Kataloghelligkeit nicht stimmen (M27 hat 7.6m und hat etwa doppelten
Durchmesser... das wäre nochmal zu checken).
Feldgrösse 15'x15',
© STScI Digitized Sky Survey
|
|
.
(4) NGC 520 = Arp 157 (Gx, Cet/Psc)
→ CrossRef
NGC 520 ist eine interessante Galaxie, weil sie das fortgeschrittene Stadium eines gasreichen Mergers
(2 Spiralen) darstellt. Es gibt Beobachtungen von IRAS (Staub, Starburst) und von zentral konzentriertem
Molekülgas (ist durch Drehimpulstransport schon ins Zentrum 'gefallen') und natürlich Radiobeobachtungen.
Bei Altvater Toomre ist NGC520 ein Prototyp in seiner
'Merger-Entwicklungssequenz'.
Im grossen Dobson sieht man heute zumindest die abgeknickte (x-artige) Form der hellsten Teile, die auch
auf Fotos prominent zu sehen ist. Von den Gezeitenarmen ist nichts zu sehen, sie sind visuell sicher sehr schwach.
Die Galaxie ist mit 12.2mag überhaupt kein schwieriges Objekt als solches, aber Details erfordern doch schon besseren
Himmel, den ich heute leider nicht habe. Nochmal bei besseren Verhältnissen. Aber zumindest habe ich anhand
von NGC 520 endlich mal gelernt wie die Fische aussehen ... :-) Die Aufsuchung erfolgt ausgehend von μ Psc
und von dort 2.5 Grad nach SW.
Feldgrösse 10'x10',
© STScI Digitized Sky Survey
(5) NGC 910-Gruppe = Abell 347 (Gx, And)
→ CrossRef
Diese reiche Galaxiengruppe war für mich - neben Holmes - sicher eines der Highlights des Abends. Man sucht
am besten erstmal die im 'Vordergrund' (bei ca 40 Mio Lj Entfernung) liegende NGC 891 auf,
wo man schön das zentrale
Staubband in dieser Edge-on Spirale bewundern kann. Von dort schwenkt man ca 0.5° nach SO bis zum 6.7mag
Stern HD14771 (siehe auch unten im DSS Bild). Weitere 0.5° in gleicher Richtung steht NGC910 mit 13.2mag, eine unschwer erkennbare
E/S0-Galaxie.Von dort erhangelt man sich unschwer 7, 8 oder mehr Galaxien: NGC 898, 906, 909, 910, 911, 912,
913, 914 und weitere, die alle in einem Feld von 3/4° Durchmesser stehen. Ein toller Anblick, bei dem man sich
erstmal auf der Zunge zergehen lassen muss, was man hier eigentlich sieht: jede Galaxie hat 1010...12
Sterne und alle zusammen stehen in ca 200-240 Mio Lichtjahren Distanz (das ist ca. 4...5 x Virgo-Entfernung).
Die Gruppe ist Teil des riesigen Perseus-Pisces Superclusters, der sich (ausgehend vom
Perseus-Cluster um NGC1275) über den halben
Herbsthimmel hinüberzieht. Und damit sieht man hier - zumindest zum Teil - die sog. 'Large-Scale Structure' in
der Galaxienverteilung, die u.a. in der beobachtenden Kosmologie diskutiert wird.
Eine hervorragende amateur-astronomisch aufbereitete Beschreibung und auch fundierte Hintergrundinformationen
dazu finden sich auf der HP
von Jim Shields und Steve Gottlieb.
Feldgrösse 60'x60',
© STScI Digitized Sky Survey
(6) M74 (Gx, Ari/Psc)
→ CrossRef
M74 ist bei dem dunstigen Himmel heute^(und gleich ist Mondaufgang) leider kein Brüller. Man sieht die Spiralarme
angedeutet, aber das ist es dann auch. Da capo ein andermal. Aufsuchung unschwer von η Psc aus.
Feldgrösse 30'x30',
© STScI Digitized Sky Survey
(7) M42 (Neb, Ori)
→ CrossRef
Ich habe M42 in dem grossen Dob noch nicht gesehen, also halte ich mal - trotz Mond - kurz drauf:
M42 First Light also. Ich schaue mir vor allem das Zentrum um den dunklen Finger in der Nähe des
Trapezes an. Die Strukturen die man im Gas dort sieht sind schon erstaunlich. Netzartig verwobene
Filamente überall, klasse. Mit UHC wird's ein bisschen besser (Mondlicht). Ich freue mich schon auf
eingehende Studien im Winter: dann mit Running Man und Pferdekopf und allem drum und dran
in der Gegend ...:-)
Feldgrösse 30'x30',
© STScI Digitized Sky Survey
(8) Mond + Mars
→ CrossRef
Der Mond ist da und wird im Dob begutachtet. Toll die Krater am Terminator. Aber die Kollimation ist nicht gut.
Ich kollimiere also nochmal (allerdings stimmt mein Laser nicht gut, leider...) und stürze mich zum Abgewöhnen
dann auf Mars. Das Bild ist etwas mau noch, er steht noch zu tief.
Dennoch meine ich oben ein ausgedehntes Dunkelgebiet zu erkennen und unten ene starke Aufhellung
(Polkappe?). Das Bild ist nicht gut, die Kollimation ist irgendwie nicht wirklich gut hinzukriegen heute,
ich maule rum und müde bin ich mittlerweile auch ! Let's go home + come back next time...
|
|