===================================================================================== Beobachtungsbericht - 27./28.05.2005 HIHO (c) P. Surma, 28.05.2005 Kurze Deep-Sky Nacht (mit Mondaufgang) mit 8-Zoll-Newton im Südschwarzwald ===================================================================================== - Beobachter: PS - Ort: HIHO, 'Winterplatz' - Beob.zeit 23.00 - 2.00 MESZ - Sonne Sonnenuntergang 21:19 MESZ Ende Nautische Dämmerung: 22.44 MESZ Ende Astronomische Dämmerung 23:56 MESZ - Mond Aufgang um 1:38 MESZ, Phasenwinkel 57°, 77% beleuchtet, Delta= -25° abnehmender Mond (etwa zwischen Vollmond und letztem Viertel) - Wetter: Durchziehende, teilweise dichte (+ helle, Mond!) Zirren, Kondensstreifen Zu Beginn noch astronomische Dämmerung (deutlich dunkler werdend) Am Ende Mondaufgang (1:38 MESZ) mit Phase 0.8 - Temperatur ca 15-18 Grad, sehr angenehm warm, windstill - Grenzgrösse wechselnd, 5.0 bis max 6.3mag (Bestimmung in UMi durchgeführt) - Teleskop: Newton D=200mm, f/4.5, f=900mm TS-Newton (Leichtbau, Orion), Strehl 0.96, 2" Crayford OAZ - Montierung parallaktische Selbstbau-Montierung - Okulare: Nagler 31mm (2"), Zeiss Zoom 24-8mm (2"), Baader Eudia 10mm + Barlow 2x (1.25") - Objekte: Galaxien: M81/M82, M51, M101, Virgo mit Markarian-Kette, M87 Diffuse Emmisionsnebel: Nordamerika, Cirrus, my-Cep-Nebel, M20/M8 (Sag) Planetarische Nebel: M27, M57 Kugelsternhaufen: M13, M4 (Sco) Dunkelwolken: Barnard's Dunkelwolke im Adler (3° nordwestlich Altair) ===================================================================================== Wegen des späten Dämmerungsendes (ca 23 Uhr) und des frühen Mondaufgangs (1:40) sollte es nur ein kurzes Intermezzo werden. Aber der Schwarzwälder Himmel war es mir wert. Ausserdem wurde nur der kleine Newton benutzt, der schnell aufzubauen ist. Meist nur Standardobjekte heute abend - es musste alles schnell gehen wegen des wirklich nur kurzen mondfreien Beobachtungsfensters bis 1.30 MESZ... Während der Beobachtungszeit schwankte die Grenzgrösse (in UMi) relativ stark. Am Anfang war ein 6.0mag Stern nicht zu sehen, 5.5mag schon. Zur Mitte der Beobachtungszeit wurde ein 6.3mag Stern indirekt gesichtet. Bei guten Verhältnissen sollten in HIHO jedoch jenseits vom 6.5mag realistisch machbar sein ! Die Milchstrasse war schon gegen Ende der Dämmerung in ca 25° Höhe über dem Osthorizon (Cirrus) zu sehen. Später dann (H=45°) auch die Teilung bis in den Adler und hinunter zur Schildwolke und sogar Andeutungen der Milchstrasse im Schützen. Die angegebenen Daten (Zeiten, Sternbezeichnungen, Helligkeiten etc) stammen alle aus Guide 8.0. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------- (1) Zunächst warf ich einen kurzen Blick auf Jupiter zum Justieren des Suchers (:-). Danach die Deep-Sky Objekte, die ich mit dem neuen Newton schon lange auf meiner Abschussliste hatte. Ich wollte vor allem grossflächige Objekte beobachten, die mit dem grossen Feld (2.8° im 31mm Nagler) ja ein Genuss sind. (2) Noch am Ende der Dämmerung ein Blick auf M81/82, nahe beieinander im weiten Umgebungsfeld. Bei hoher Vergröserung angedeutet die Staubstruktur in M82. M81 sieht dem Andromedanebel im kleinen Fernrohr sehr ähnlich. Die Scheibe war deutlich sichtbar, allerdings fast ohne Struktur. (3) Virgo, Markariankette und M87 in einem Feld. Die 13mag Zentralgalaxie des Mercedessterns (NGC 4387) war nur zweifelhaft auszumachen im Nagler (Dämmerung noch zu 'hell'). Dafür sah man schön die Kette und M87. In dem weiten Feld ist die Orientierung im Virgo deutlich leichter, weil man doch mehr Sterne sieht und die Galaxien Konstellationen bilden, an denen man sich orientieren kann. Keine weiteren Details hier beobachtet, Virgo nur zum Quercheck, wie gut die Verhältnisse sind. Am KABR hatte ich die Zentralgalaxie des Mercedessterns sehr deutlich im Nagler gesehn. Allerdings war dies damals eine völlig mondlose Nacht im März - keine helle Sommernacht mit nahendem Mondaufgang wie heute - 200 Hm weiter oben und keinerlei Zirren zu sehen). Die Bedingungen waren heute in HIHO für hiesige Verhältnise absolut nicht optimal. (4) Kurzer Blick auf M51 + Begleiter im Zenit, die höhere Vergrösserung verlangt. Scheibe und Spiralarme gut sichtbar, allerdings war die Kastenförmigkeit der Arme nicht sichtbar. (5) Nun zu den eigentlichen Hauptobjekten heute. Cygnus stand zuerst nur ca 25 Grad über dem Osthorizont. Allerdings war die Milchstrasse schon deutlich zu sehen. Im Nagler + OIII Filter war der Nordamerika-Nebel sofort deutlich sichtbar (Golf von Mexico, Mittelamerika-Spitze, heller Stern im Dunkelfeld östlich daneben). Daneben auch der Pelikan, allerdings mit noch wenig Struktur. Der südliche Teil des Pelikans ist heller. Dennoch ist Pelikan sichtlich schwächer als Nordamerika. Beide waren im Nagler schön in einem Feld zusammen zu sehen. Allerdings wünscht man sich einen Tick mehr Feld um auch die Umgegend schöner im Kontrast zum Nebel zu sehen. Das Nagler an einem Teleskop mit 600mm Brennweite wäre dafür wohl optimal ! Nachdem die Dämmerung deutlich nachgelassen hatte, warf ich später noch einen Blick auf die beiden Nebel (Horizonthöhe ca 40°). Zunächst OHNE Filter im Nagler. Sowohl Nordamerika als auch Pelikan waren sichtbar. Nordamerika problemlos, Pelikan war schwächer aber auch eindeutig, insbesondere beim Bewegen des Teleskops darüber hinweg (einTrick + der bei schwachem Fuzzelkram sehr hilfrecih ist !). Nun erst wieder den OIII Filter vorgeschaltet: die Nordamerika-Umrisse sind knallig, Florida als Lappen gen Süden hängend, Pelikan wirklich sehr deutlich zu sehen. Insbesondere der Südteil heller, der Kopf im Norden auch etwas deutlicher. Der geöffnete Schnabel ist ebenfalls gut zu sehen, twischen den beiden Schnabelhälften (oben/unen) eine deutliche dunkle Teilung - das hatte ich so noch nie gesehn, wow ! Allerdings ist die Augenhöhle nicht eindeutig abgesetzt auszumachen, obwohl ich genau weiss wo sie liegt. Der Pelikan, hat ja scheinbar ne Sonnenbrille auf. Und genau in (oberhalb) der Sonnenbrille liegen - quasi als Augen - zwei schwache Sterne (daneben Richtung Osten nochmal zwei hellere - leicht zu verwechseln). Der Stern genau oberhalb des dunklen Augenlochs des Pelikan ist HD 198931 (8.75mag). Was etwas nervt, ist dass das Auge/Hirn sich schwertut mit der Form + Detail-Erkennung, wenn das Objekt nicht in Standard-Position liegt (N oben, O links). Insbesondere im Newton ist das schwer machbar, weil man den Okularauszug so drehen muss, dass man gut einblicken kann. Der Eindruck ist wirklich deutlich ästhetischer, wenn man ein geradsichtiges Teleskop hat (Refraktor, SCT) und daran dann ein Zenitprisma zum Aufrichten. Wie gesagt, mein nächstes Grosteleskop ist ein Cassegrain... :-) (wenn überhaupt). Zum Abschluss ein Blick auf Nordamerika mit dem Feldstecher + dabei den UHC und OIII Filter in die Objektivöffnungen vorne eingelegt. Nordamerika war schön sichtbar, wenn man den Feldstecher ruhig und schräg hielt - aufgestützt auf dem Auto ... (6) Wenn man schon in der Gegend ist muss natürlich auch der Cirrus Nebel beobachtet werden. Nur mit Peilung über die Rohrschellen finde ich den Cirrus mit OIII-Filter sofort mit dem grossen Feld - auch das ist angenehm. Die Sucherei bei 3 Grad Feld ist wirklich deutlich einfacher, fast feldstecher-like. Wieder mache ich bei Abschluss der Dämmerung (Höhe ca 35° über dem Horizont) die filterlose Trockenübung: Der östliche Cirrus-Flügel ist auch ohne Filter schön zu sehen. Toll, weil ohne Filter viel mehr Sterne sichtbar sind und die Nähe der Milchstrasse deutlich ist. Ohne Filter habe ich ihn auch noch nie gesehn ! Der Himmel ist heute doch nicht so 'schlecht'. Der Nebel erscheint ganz leicht und viel 'durchsichtiger' als mit Filter, dennoch mit leichten Strukuren (Ausfasern und Verbreiterung am Südende, im Norden ebenfalls etwas breiter). Ein schöner Bogen, der etwa 40% des Felddurchmessers gross ist (optimal formatfüllend mit etwas Umfeld müsste er bei ca f=1600-1800 mm im Nagler 31mm sein). Der westliche Flügel (mit dem Stern 52Cyg, 5.2m) ist ebenfalls, aber schwächer sichtbar (ohne Filter). Mit indirektem Sehen + Teleskopbewegung aber deutlich. Mit OIII Filter sind beide Flügel natürlich wie hingeklebt. Deutliche Strukturen auch im Westflügel, Auffasern, Welle in der Nähe des Sterns. Ausserdem ist ohne Schwierigkeiten der mittlere Nebel-Fetzen des Cirrus (näher am Westflügel) zu sehen. Westflügel und 'Mittelstück' sind prima zusammen im Feld. Beim Schwenk von West nach Ost wird das Teleskop zuerst eher auf den Nordteil des Westflügels positioniert, dann kommst der Ostflügel prima ins Feld. Das Nagler erlaubt es auch gerade noch beide Flügel in einem Gesichtsfeld zu sehen: an einem Rand gerade noch der 'scharfkantige' Westflügel, am anderen Rand der aufgefaserte Ostflügel. Schöner wäre dies mit weniger Brennweite, im Nagler 31mm wären f=600mm Brennweite (anstatt der 900mm des Newton) wohl optimal. Detail sind besonders am Ostflügel, schön zu sehen bei höherer Vergrösserung. Beide Enden fasern auf und zeigen Filamentstrukturen (natürlich sind diese schwach und das 'zeigen' mit viel beobachterischer Erfahrung und Leidensfähigkeit gemeint ! :-). (6) Ein Neu-Versuch heute noch an dem (sehr) grossen Umgebungsnebel um My Cephei (IC 1396). Der Stern ist im Feldstecher relativ leicht, wegen seiner stark roten Farbe zu identifizieren. Allerdings nur ohne Filter :-). OIII und HBeta Filter + Teleskopbewegung wurden ausprobiert, aber der Nebel war nicht auszumachen. Allerdings muss ich sagen, dass ich keine Karte zum Aufsuchen benutzt habe. Bei schwachen Nebeln ist dies nötig um einen Anhalt über die Stellen mit der grössten Flächenhelligkeit zu haben. (zum Beispiel habe ich das mit dem C11 am California-Nebel so praktiziert !). Das Ding war jedenfalls nicht zu sehen ! - er füllt allerdings das 2.8° Feld schon aus, so dass zur Kontrasterkennung geschwenkt werden muss. Nachbemerkung: Im nachhinein habe ich bemerkt, dass der Nebel südlich von My Cep liegt (ich hatte zentrisch um den Stern angenommen - ich werde es wohl auch deshalb nochmal versuchen müssen !) (7) Kurzer Ausflug zu M27 mit OIII, Schön + gross die Hantelform! (8) Leider stand der Adler noch relativ tief im SO. Trotzdem wollte ich probieren die Barnard'sche 3-teilige Dunkelwolke westlich von gamma Aql (3° nordwestlich Altair) zu sehen. Bei Teleskopschwenk war deutlich die Sternarmut relativ zur Umgegend zu sehen. Allerdings hatte ich mit den 'drei Fingern' meine Schwierigkeiten. Diese hatte ich im C11/Fokalreducer (f/6.5) schonmal gesehn hier. Im Newton war heute aber nichts detaillierteres auszumachen. Die Verhältnisse waren durch den nahenden Mondaufgang auch schon schlechter geworden. Nächstes Mal bei grösserer Horizonthöhe sollte das aber mit dem schönen grossen Feld besser als im C11 machbar sein...! (9) Himmels-Check an M101. Auch hier ohne Probleme die Scheibe zu sehen, allerdings Strukturen nur leicht angedeutet. Der Kontrast zum Himmel immer noch zu diffus ! (10) Noch ein kleiner Ausflug zu M13, fast im Zenit. Schön zunächst die Übersicht mit den beiden Sternen. Schon im Nagler allerdings sind Einzelsterne in den Aussengebieten zu sehen. Dies war in LAHA anders. Dort hatte ich dne Eindruck, M13 sei im Newton nicht wirklich aufzulösen, er erschien diffus und neblig. Hier bei gutem Himmel und höherer Vergrösserung sieht man die krebsartigen Sternketten im Haufen. Das Zoomokular ist prima am Newton, weil man sich beim Hochvergrössern die Wechselei spart. Bei hohen Vergrösserungen wirkt das Feld auch keineswegs eingeengt - störend nur immer das Nachfokussieren ! (11) Im Süden werfe ich mit Feldstecher noch einen Blick auf den Skorpion, dessen Zangen weit hochragen (auch die beiden Schwanzsterne (Lambda + Ny Sco) sind jetzt über dem Horizont zu sehen. Ich wusste, dass in der Nähe dort Kugelhaufen zu sehen sind (Nähe zum Milchstrassenzentrum !). Dennoch war irch überrascht M4 sofort im Feldstecher als Nebelchen zu sehen. Im Teleskop war auch M4 aufzulösen (5.6mag Gesamthelligkeit), wenn auch nicht so schön und deutlich wie M13 - klar ! Aber dennoch nicht schlecht für nur 14° Horizonthöhe (ziemlich genau die Kulmination) - ausserdem war der Mond schon aufgegangen + es gab vereinzelte Wolkenbänder im Süden. (12) Im Feldstecher war ich überrascht, plötzlich M20/M8 (Trifid/Lagune) zu sehen. Im Teleskop waren beide sehr schön mit Umfeld zu sehen. Wegen Mond, Horizontnähe + Nebeleigenschaft, benutzte ich sofort den OIII. Beide waren schon ganz gut sichtbar, allerdings doch noch 1.5h vor der Kulmination. Im Trifid war bei hoher Vergrösserung auch die schwarze Dreiteilung zu sehen. Nicht knallig, aber dennoch eindeutig. Auch die Lagune war zu sehen. Wegen Horizont nähe + wegen des Mondes waren die Verhältnisse aber jetzt schon eher schlecht. Ich hatte es schon besser gesehen hier... (13) Zum Abgewöhnen noch den Ringnebel in der Leier mit OIII (nur wegen des Mond-Störlichts). Schön im OIII - auch noch bei 5mm Okular Brennweite also 180x. Allerdings auch schön den Ringnebel als kleinen (planetenartig aussehenden) Ring im Nagler schon zu sehen !!! - zusammen mit und inmitten der beiden Leiersterne Beta + Gamma Lyr - Klasse ! Ende gegen 2.00 MESZ wegen der starken Aufhellung durch den Mond und den Cirren. Fazit zum Teleskop: (dies sind immer noch Testbeobachtungen bzw Erstbeobachtungen der Objekte mit dem Newton) Der Newton bietet durch seine Lichtstärke + kurze Brennweite tolle Übersichten (2.8° Feld mit Nagler 31mm) über diffuse Nebel. Trotz der kleineren Öffnung relativ zum C11 steht der Newton jenem fast nicht nach an Beobachtungsspass ! Das Auffinden der Objekte ist leicht - viel leichter als im C11 - fast Feldstecher-like. Der schnelle Aufbau und das leichte Handling sind sehr angenehm. Nachteil ist das Newton-typische Tubusdrehen und dass man das Objekt nicht gut im Feld drehen kann - wie im geradsichtigen SCT mit Zenitprisma ! Die Fusseligkeit der Feststellschrauben des OAZ passt nicht zum ansonsten guten Handling des Crayford. Die Optikqualität ist sehr gut, wenn auch nicht absolut perfekt (minimaler Astigmatismus - kann auch von meinen Augen kommen). Die Randschärfe des Nagler 31mm mit f/4.5 ist ziemlich gut. Evtl bestehende Unschärfe am Rand (vorhanden?) stört (mich) in keiner Weise. ===================================================================================== (c) P. Surma, 28.05.2005 aufbereitet für Web 07.03.06 =====================================================================================